Besuch Guaidós verursacht in Spanien großen Streit

Foto: epa/Fernando Villar
Foto: epa/Fernando Villar

MADRID (dpa) - Der Besuch des selbsternannten venezolanischen Interimspräsidenten Juan Guaidó hat in Spanien einen größeren innenpolitischen Streit ausgelöst.

Der konservative Oppositionsführer Pablo Casado kritisierte Ministerpräsident Pedro Sánchez scharf, weil der Sozialist sich nicht mit Guaidó traf. Der Venezolaner, der seit einigen Tagen durch Europa tourt, um um mehr Unterstützung im Machtkampf mit dem sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro zu werben, wurde am Samstag in Madrid lediglich von Außenministerin Arancha González Laya empfangen.

Sánchez müsse «entscheiden, ob er in Venezuela auf der Seite der Demokraten oder des Tyrannen Maduro» stehe, sagte Casado am Samstag nach einem Treffen mit Guaidó. Er forderte von Sánchez auch die «sofortige Absetzung» von Verkehrsminister José Ábalos, weil dieser sich am Montag auf dem Madrider Flughafen mit Maduros Vizepräsidentin Delcy Rodríguez getroffen habe.

Auch innerhalb der sozialistischen Partei (PSOE) hatte die Haltung von Sánchez diese Woche eine heftige Debatte zwischen ehemaligen Regierungschefs ausgelöst. Felipe González, der Spanien zwischen 1982 und 1996 regierte, sagte, Guaidó sei «der einzige legitime Vertreter Venezuelas gegen Maduros Tyrannei». José Luis Rodríguez Zapatero (2004-2011) entgegnete, die Position von González sei «alles andere als moderat». «Ein großer Teil der Meinungen über Venezuela sind falsch.» Man müsse «Dialog und Konsens fördern».

Sánchez, der am Samstag einige der in den vergangenen Tagen vom Sturmtief «Gloria» verwüsteten Regionen Spaniens besuchte, sagte dazu, die Krise in Venezuela sei «sehr komplex». Seine Regierung arbeite dafür, dass es eine Neuwahl in dem südamerikanischen Land gibt. «Leider benutzt die konservative Opposition in Spanien Venezuela aber, um die Regierung zu attackieren», klagte er.

Guaidó war diese Woche in London, im Europaparlament in Brüssel, beim Weltwirtschaftsforum in Davos, wo er auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf, sowie in Paris. In Madrid bekam er vom konservativen Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida den goldenen Stadtschlüssel überreicht. Am Samstagabend nahm er auch an einer Kundgebung von Exilvenezolanern gegen Maduro teil.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.