Besuch aus Deutschland

Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Besuch aus Deutschland

Ein früherer Arbeitskollege aus Deutschland, mit dem ich einen losen Kontakt pflegte, rief mich an und fragte, ob ich für ihn und seine Frau ein Hotel bestellen könnte. Sie wollten hier einen Monat lang Urlaub machen.

Aufgrund seiner Preisvorgabe er wollte pro Nacht keineswegs mehr als 1000 Baht ausgeben buchte ich für ihn ein Zimmer in der gewünschten Kategorie.

Zwei Tage nach seiner Ankunft rief er mich an: "Danke für die Mühe, Carolus, aber dieses Hotel war für uns eine Zumutung. Wir sind inzwischen in ein besseres Haus umgezogen."

"Okay", erwiderte ich, "für 2000 Baht hätte ich auch ein besseres Hotel buchen können."

Ich war ein wenig ungehalten, kam aber trotzdem nicht umhin, Erich und Frieda für den nächsten Abend zu uns einzuladen.

Sie kamen eine halbe Stunde früher und überreichten meiner Herzallerliebsten ein paar welke Rosen. Erich leitete das Gespräch mit der Bemerkung ein: "Wir fragen uns, wie ihr hier in diesem Sündenbabel leben könnt. Das ist doch ekelhaft."

Ich erhaschte noch einen stummen Blick von Nai, die sich in die Küche verzog, weil das Essen, das sie vorbereitet hatte, noch nicht fertig war.

Ich bot unseren Gästen Getränke an, derweil Frieda fortfuhr: "Nie hätte ich mir vorstellen können, dass man sich in diesem Umfeld von Dreck, Sex und Kriminalität wohlfühlen kann.

Unserer Nachbarin im Hotel haben sie gestern alles gestohlen, was sie bei sich trug, Goldschmuck, Geld, eine teure Uhr und das Handy, abends um zehn Uhr, in aller Öffentlichkeit."

"Ja", antwortete ich, "so etwas kommt hier schon vor."

"Schrecklich!" Frieda war ganz außer sich: "Wie hältst du das hier nur aus, Carolus?"

"Ich habe zum Beispiel, wenn ich abends ausgehe, keine Wertsachen bei mir."

"Ach!" Frieda schüttelte ungeduldig den Kopf, "Das meine ich doch gar nicht. Ich meine diese Bars und diese Mädchen. Die genieren sich ja nicht einmal, Erich anzumachen, wenn ich daneben gehe."

Ich nickte verständnisvoll: "Tscha, das ist ein Problem in Pattaya. Aber es gibt viele Leute, die extra deshalb hierher kommen."

Meine Herzallerliebste trug das Abendessen auf, Spezialitäten aus dem Isaan, die niemand besser machen kann als sie. Ich lobte sie dafür – während unsere Gäste lange Gesichter machten. Wahrscheinlich hätte ihnen ein Schnitzel besser geschmeckt. Ich ärgerte mich über mich selbst. Warum hatte ich diese Leute überhaupt eingeladen? Was hatte ich mit ihnen überhaupt noch gemein? Nichts! Das sollte mir eine Lehre sein.

Der Abend quälte sich hin und meine Herzallerliebste gähnte hinreißend. Endlich wurde das Zeichen zum Aufbruch erkannt. Ich brachte Erich und Frieda zum Taxistand. Sie hatten fast nichts gegessen, dafür aber umso mehr getrunken. Ich hatte Mühe, sie rechts und links in meinen Armen zu halten.

Anderntags rief Erich mich an und bedankte sich für den netten Abend. "Frieda hat ihn leider gar nicht gut überstanden. Wahrscheinlich das scharfe Essen. Sie liegt im Bett und hat Schmerzen."

Ich schaffte gerade noch ein: "Gute Besserung!" und legte auf.

Abends ging ich zum Stammtisch in unsere offene Bierbar. Sie liegt an der Second Road und man sieht die Leute draußen vorübergehen. Plötzlich erblickte ich auf der anderen Straßenseite Erich. Er war allein, schaute sich kurz um und verschwand in der "Sweet Love Bar". Mein Moralist auf Freiersfüßen? Das würde mir überhaupt nichts ausmachen, wenn er sich gestern nicht so empört darüber ausgelassen hätte.

Bevor ich heim ging, schaute ich kurz in die "Sweet Love Bar" rein. Mein lieber Erich war so beschäftigt mit einer kleinen Thai, dass er mich gar nicht bemerkte. Sie saß auf seinem Schoß und hatte eine Hand tief in seiner Hose vergraben. Als er mich endlich erblickte, stotterte er:

"Ententschuldige, Carolus, ich, ich"

"Alles in Ordnung, Erich, du musst dich nicht entschuldigen. Das ist Pattaya, unser Sündenbabel. Das weißt du doch. Und es scheint dir ja auch zu gefallen."

Ich verabschiedete mich so schnell wie ich gekommen war, indem ich ihn bat, seiner Frau liebe Grüße und gute Genesungswünsche auszurichten.

Ich glaube nicht, dass er das getan hat. Und wahrscheinlich wird er sich auch nie wieder bei mir melden.

Geschenkt.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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