Viele Staaten nicht gut auf Epidemien vorbereitet

​Mittlerweile eine Million Corona-Infektionen in Europa erfasst

BERLIN: Die Weltgesundheitsorganisation WHO attestiert vielen Staaten einem Medienbericht zufolge keine gute Pandemie-Vorbereitung. Die meisten Staaten weltweit seien schlecht bis mittelmäßig auf Epidemien vorbereitet, zitiert der «Spiegel» aus einem Positionspapier für eine für Sonntag angesetzt Videokonferenz der Gesundheitsminister der G20-Staaten zur Corona-Krise.

Den Vorsitz der G20, zu der auch die USA, China und Deutschland gehören, hat derzeit Saudi-Arabien. Die WHO antwortete der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfragen zu dem Positionspapier zunächst nicht.

Nur ein Drittel der Länder könne Seuchenausbrüche entdecken und darauf reagieren, heißt es laut «Spiegel» in dem Papier. Selbst hoch entwickelte Gesundheitssysteme hätten dann nur noch «begrenzte Kapazitäten», grundlegende Leistungen zu erfüllen. Dem Bericht zufolge prophezeit die WHO, in armen Ländern mit schwächeren Systemen würden die Folgen der Corona-Pandemie «verheerend sein».

Laut «Spiegel» moniert die WHO zudem, es mangele an gut ausgebildeten Mitarbeitern und Infrastrukturen in den Gesundheitssystemen und es fehlten robuste Lieferketten und Logistik, um dringend benötigte medizinische Ausrüstung zu beschaffen. Die internationale Zusammenarbeit funktioniere schlecht, vor allem weil «die WHO nicht in die Lage versetzt wird, Koordination und Kooperation zu ermöglichen».

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag einen Stopp der Zahlungen seines Landes an die WHO angeordnet. Er machte die Organisation für die vielen Toten in der Krise mitverantwortlich und warf ihr vor, die Epidemie mit Missmanagement und Vertrauen auf Angaben aus China dramatisch verschlimmert zu haben. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der «schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus» gespielt habe. So lange lägen die Zahlungen auf Eis. Trumps Schritt stieß international auf Kritik - zudem dem US-Präsidenten selbst vorgeworfen wird, die Krise über eine lange Zeit kleingeredet zu haben.

Die WHO fordert dem «Spiegel» zufolge, auf die Coronavirus-Pandemie müsse die Welt nun mindestens ebenso entschlossen reagieren wie auf die Finanzkrise von 2008. Unter anderem schlägt sie demnach vor, einen globalen Vorrat an medizinischer Ausrüstung anzulegen, die Forschung an Krankheitserregern zu intensivieren und eine «mobile globale Gesundheitstruppe» zu schaffen, die kurzfristig an Seuchenherde in aller Welt geschickt werden kann.


Mittlerweile eine Million Corona-Infektionen in Europa erfasst

STOCKHOLM: In Europa sind mittlerweile mehr als eine Million Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Bis Sonntagmittag erfasste das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) dort insgesamt 1.018.221 Covid-19-Fälle, wie aus Zahlen auf der Webseite der EU-Agentur hervorging. Mit Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien kommen mittlerweile fünf europäische Länder auf sechsstellige Infektionszahlen. Covid-19-Todesfälle gab es europaweit demnach bislang 98.852, davon die meisten in Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Belgien.

Für den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) - das sind die Staaten der EU sowie Norwegen, Island und Liechtenstein - einschließlich Großbritannien kam das in Solna bei Stockholm ansässige Zentrum auf 926.333 gemeldete Infektionen sowie 96.779 Todesfälle. Zahlen aus Ländern wie die Schweiz, Russland und verschiedenen kleineren europäischen Staaten werden hierbei aber nicht eingerechnet.

Weil in allen Ländern von einer unweit höheren Dunkelziffer ausgegangen wird, geben die Statistiken nicht die tatsächliche Zahl der Infektionen wieder. Dabei spielt vielerorts unter anderem eine Rolle, dass die Testkapazitäten begrenzt sind und Infektionen mit mildem Verlauf nicht erkannt werden.

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