Nordkorea weiter zu Gesprächen bereit

Nordkoreas Vize-Außenminister Kim Kye-gwan. Foto: epa/Claro Cortes Iv
Nordkoreas Vize-Außenminister Kim Kye-gwan. Foto: epa/Claro Cortes Iv

WASHINGTON (dpa) - Heute Hüh, morgen Hott. US-Präsident Trump sagt den Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim ab, Pjöngjang zeigt sich plötzlich weiter zum Treffen bereit.

Nach der Absage des Gipfeltreffens mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un durch US-Präsident Donald Trump hat Pjöngjang wenige Stunden später nach Medienberichten weitere Gesprächsbereitschaft bekundet. «Wir sind bereit, uns von Angesicht zu Angesicht mit den USA zusammenzusetzen und Fragen jederzeit und in jedem Format anzusprechen», zitierte die südkoreanische Agentur Yonhap am Freitagmorgen aus einer Mitteilung des nordkoreanischen Vize-Außenministers Kim Kye-gwan. Trumps Absage des für 12. Juni in Singapur geplanten Gipfels entspreche «nicht den Wünschen der Welt».

Ein Gipfel mit den USA sei dringend nötig, um «schwerwiegende feindliche Beziehungen» auszuräumen. Nordkorea sei weiterhin unverändert um Frieden und Stabilität in der Welt und auf der koreanischen Halbinsel bemüht und sei biete den USA «Zeit und Gelegenheit».

Trump hatte den als historisch angekündigten Gipfel am Donnerstag in einem später veröffentlichten Brief an Kim abgesagt. Das Weiße Haus machte die nordkoreanische Seite verantwortlich.

Gleich eine ganze Reihe von Zusagen seien nicht eingehalten worden. Es gebe jedoch noch die Chance, das auch wieder zu ändern, sagte Trump. «Zögern Sie nicht, mich anzurufen oder schreiben Sie», forderte Trump den Machthaber in Pjöngjang in einer im diplomatischen Verfahren ungewöhnlichen Wortwahl auf.

Der US-Präsident machte deutlich, dass die US-Streitkräfte bereitstünden, sollte es nun militärische Aggressionen seitens Nordkorea geben oder das Land «töricht handeln». «Unser Militär ist bereit», sagte Trump. Er habe darüber mit Verteidigungsminister James Mattis gesprochen.

Unmittelbarer Anlass waren Äußerungen der nordkoreanischen Führung in Reaktion auf ein Interview von US-Vizepräsident Mike Pence. Die Führung des kommunistischen Regimes hatte Pence als «ignorant und dumm» bezeichnet.

Trump drohte Nordkorea in seinem Brief mit den Atomwaffen der USA. «Sie reden über Ihre nukleare Bewaffnung», schrieb er. «Aber unsere sind so massiv und so mächtig, dass ich zu Gott bete, dass sie nie angewendet werden müssen.»

Die Absage per Brief kam nur wenige Stunden, nachdem Nordkorea Berichten zufolge sein umstrittenes Atomtestgelände Punggye-ri gesprengt hatte. Die Schließung des in einer Bergregion liegenden Testkomplexes war als ein symbolischer Schritt gewertet worden, mit dem das abgeschottete Land seine Bereitschaft zur Denuklearisierung demonstrieren wollte. Das Weiße Haus kritisierte, dass keine internationalen Experten, sondern nur Reporter als Zeugen zu der Sprengung zugelassen wurden.

Die Hauptforderung der US-Seite für den Gipfel war der komplette Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen. In Diplomatenkreisen wird der bewusst unscharfe Begriff Denuklearisierung verwendet. Dies lässt Spielraum für Verhandlungen. Die USA bestanden zuletzt auf einer sofortigen, nachhaltigen und überprüfbaren Vernichtung der Atomwaffen Nordkoreas. Zuletzt hatte Trump erkennen lassen, dass auch ein Abbau in Phasen möglich sei.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Thomas Sylten 25.05.18 18:17
Trump-Fan
Langsam werde ich zum Trump-Fan: Noch krasser als Bush jun. zeigt dieser geschminkte Komiker das ungeschminkte wahre Gesicht der westlichen Führungsmacht: Aggressiv, brutal, dabei verlogen und in jeder Beziehung unzuverlässig.
Wohin ist unsere Zivilisation gekommen, wenn inzwischen sogar Iran und Nordkorea geradezu seriös wirken neben dieser alles verschlingenden Krake, die sich auch noch moralisch so überlegen fühlt und in Wahrheit so abgrundtief verkommen ist. Es ist halt alles relativ..