Deutlich mehr Feinstaub-Tote als angenommen

Foto: epa/David Chang
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MAINZ/BERLIN (dpa) - Wie drastisch sind die Auswirkungen von Feinstaub auf die Menschen in Deutschland? Mainzer Forscher legen neue Zahlen vor. So richtig in die Karten schauen lassen sie sich aber nicht.

In Deutschland sollen Mainzer Forschern zufolge deutlich mehr Menschen an den Folgen von Feinstaub sterben als bislang angenommen. Laut einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts (MPI) für Chemie kommen hierzulande rund 120.000 Menschen pro Jahr wegen Feinstaub vorzeitig ums Leben, wie das ARD/WDR-Magazin «Monitor» berichtet. Die Zahl ist fast doppelt so hoch wie Angaben der Europäischen Umweltagentur EEA aus dem Jahr 2017. Die Experten waren von 66.000 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland ausgegangen.

Die Mainzer Studie ist noch nicht als begutachteter Artikel in einem Fachjournal erschienen. Das MPI wollte auf Anfrage weder Einblicke in die Studie geben, noch Fragen dazu beantworten. Das macht eine Einschätzung der Untersuchung schwierig. Auch das Umweltbundesamt in Dessau wollte sich nicht dazu äußern, weil die Studie noch nicht im Detail bekannt sei.

Die neue Untersuchung aus Mainz basiert nach «Monitor»-Angaben auf Daten von 40 internationalen Studien aus 16 Ländern. Die Landwirtschaft sei demnach für rund 45 Prozent der Feinstaub-Belastung verantwortlich. Insbesondere die Massentierhaltung trage dazu bei. Ammoniak-Ausgasungen verbinden sich dem Bericht zufolge in der Atmosphäre mit anderen Gasen und werden zu Feinstaub.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sagte auf der Grünen Woche in Berlin: «Feinstaub hat es in der Landwirtschaft immer schon gegeben, den wird es auch zukünftig geben.» Die Studie müsse noch bewertet werden. «Was ich aber wirklich kritisiere, das sind die Rückschlüsse, die gezogen werden.» Die dort enthaltene «Todesfall-Statistik» halte er für «hochgradig unseriös» und für «ein Stück weit unmoralisch».

Nach Einschätzung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) liefert die Studie indes weitere gute Gründe für den überfälligen Umbau der Tierhaltung.

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