Sterberisiko durch Corona bei Älteren verdoppelt

Eine Krankenschwester impft im Impfzentrum in der Paul-Horn-Arena eine 92-jährige Frau mit Covid-19 Impfstoff von Biontech/Pfizer. Foto: Marijan Murat/dpa
Eine Krankenschwester impft im Impfzentrum in der Paul-Horn-Arena eine 92-jährige Frau mit Covid-19 Impfstoff von Biontech/Pfizer. Foto: Marijan Murat/dpa

STUTTGART: Corona ist für ältere Menschen besonders gefährlich. Genauer hat das nun ein Mathematiker analysiert: Mit zunehmenden Alter steigt nicht nur das Risiko binnen eines Jahres zu sterben - bei Corona-Infizierten über 60 Jahren ist es demnach sogar mehr als doppelt so hoch wie bei Gesunden im selben Alter. Und nicht nur das: Ab 60 Jahren wird für Infizierte der Abstand zwischen dem Risiko, an Corona zu sterben, und dem allgemeinen Altersrisiko, das auch für Gesunde gilt, zunehmend schneller immer größer.

Das hat der Stuttgarter Mathematik-Professor Christian Hesse auf Grundlage von Daten aus Deutschland und internationaler Studien zur sogenannten Infektionssterblichkeit errechnet. Das ist der Anteil der Corona-Toten unter allen Infizierten, ob getestet oder nicht. Dafür musste für eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung mit Blutproben der Immunstatus ermittelt werden, um auch frühere, unentdeckt gebliebene Corona-Infektionen festzustellen.

Auch bei Gesunden gilt: Die Gefahr, binnen eines Jahres zu sterben, ist bei jungen Menschen naturgemäß deutlich niedriger. Sie verdoppelt sich aber im Schnitt alle sieben Jahre. Bei Jüngeren gibt es auch größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Für nicht infizierte 20-jährige Männer liegt die Wahrscheinlichkeit Hesse zufolge bei 0,042 Prozent, innerhalb eines Jahres zu sterben. «Für Frauen ist der entsprechende Wert mit 0,018 Prozent weniger als halb so groß in diesem Alter.» Das Sterberisiko wie bei einem 20-jährigen Mann habe eine Frau erst im Alter von 34 Jahren. Dieser Unterschied verringere sich mit den Jahren, erklärte Hesse. So seien etwa 88-jährige Männer und 90-jährige Frauen hinsichtlich des Risikos vergleichbar.

Da vor allem junge Menschen nach einer Corona-Infektion milde bis gar keine Symptome haben und entsprechend weniger dramatische Krankheitsverläufe, beträgt die mittlere Infektionssterblichkeit für beide Geschlechter bei 20-Jährigen den Angaben zufolge gerade einmal 0,006 Prozent - erhöht also das natürliche Risiko zu sterben nur leicht. Anders ist es bei älteren Corona-Infizierten. «Mit etwa 60 Jahren ist das Risiko durch die Corona-Infektion zu sterben ungefähr gleich dem normalen Altersrisiko», so Hesse.

«Konkret bedeutet dies, dass für 60-jährige Menschen eine Corona-Infektion das effektive Sterberisiko verdoppelt», erklärte der Mathematiker. «Infolgedessen ist es in Bezug auf das Risiko so, als würde man durch die Infektion plötzlich sieben Jahre älter.» Mit 90 Jahren liege die Corona-Sterblichkeit dann bei 28 Prozent und damit um gut 10 Prozentpunkte höher als die allgemeine Alterssterblichkeit.

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