Becker fiebert bei Hopman Cup vergeblich mit

Aber Titel für Görges

Foto: epa/Wu Hong
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PERTH (dpa) - Der aufregende Start in das neue Tennis-Jahr dürfte bei den deutschen Fans die Vorfreude auf die anstehenden Australian Open geweckt haben. Das Finale des eher unwichtigen Hopman Cups elektrisierte nicht nur Boris Becker. Eine deutsche Turniersiegerin gibt es auch schon.

Alles Daumendrücken von Boris Becker half Angelique Kerber und Alexander Zverev im fernen Perth nicht. Doch Deutschlands Tennis-Ikone konnte der denkbar knappen Finalniederlage beim Hopman Cup gegen die Schweiz auch etwas Gutes abgewinnen: ein neues Wir-Gefühl: «Wir gucken, wir sind alle nervös, wir sagen was», stellte Becker nach dem gemeinsamen Schauen beim großen DTB-Kongress in Berlin fest. «Wir», betonte er zufrieden, «haben in Perth gespielt, nicht nur Kerber oder Zverev. Und das macht es aus.»

Weil der alles entscheidende letzte Punkt in einem ebenso spannenden wie hochklassigen gemischten Doppel an Roger Federer und Belinda Bencic ging, schafften Kerber und Zverev am Samstag nicht die so sehnlich erhoffte Finalrevanche bei der inoffiziellen Mixed-WM in Australiens Westküsten-Metropole. Damit sind Becker und Anke Huber weiterhin die letzten deutschen Titelgewinner und bleiben es mit ihrem Erfolg aus dem Jahr 1995 angesichts der höchst fraglichen Zukunft des Wettbewerbs womöglich auch.

Für einen deutschen Titel sorgte am Sonntag dann Julia Görges. Die Wimbledon-Halbfinalistin gewann mit 2:6, 7:5, 6:1 gegen die erst 18 Jahre alte kanadische Überraschungsfinalistin Bianca Andreescu wie im Vorjahr das Damen-Turnier in Neuseelands Millionenstadt Auckland. Für die 30 Jahre alte Norddeutsche war es der siebte Turniersieg ihrer Karriere und ein perfekter Test für die anstehenden Australian Open.

Becker hofft eine Woche vor dem Start in das erste Grand-Slam-Turnier in Melbourne auf ein großes deutsches Tennis-Jahr. «Das gab's über 20 Jahre nicht, dass Deutschland einen Tennis-Weltmeister hat und eine Wimbledonsiegerin. Das ist schon allerhand. Deswegen ist mein Optimismus groß, auch was die anderen Spielerinnen und Spieler angeht», erklärte der dreimalige Wimbledon-Champion und Herren-Chef im Deutschen Tennis Bund.

Um einen erneuten Boom wie zu seinen Zeiten auszulösen, sei es allerdings auch nötig, dass weniger Fußball und wieder mehr Tennis im öffentlich-rechtlichen oder privaten Fernsehen zu sehen sei - so wie am Samstag das zum Ende hin grandiose Endspiel des Hopman Cups.

Zverev konnte zum Auftakt beim 4:6, 2:6 gegen Roger Federer nur einen knappen Satz lang die Partie offenhalten. Danach glich Kerber mit 6:4, 7:6 (8:6) gegen Belinda Bencic aus. Im einstündigen Mixed mit verkürzten Sätzen wollte das deutsche Duo unbedingt die Revanche für das 1:2 vom Vorjahr. Doch beim 0:4, 4:1, 3:4 (4:5) blieb der erste Matchball im kürzeren Tiebreak ungenutzt, den Entscheidungspunkt mit der Siegchance für beide entschieden die Schweizer erst nach mehreren Volleys am Netz für sich. Federer durfte jeweils aufschlagen.

Nach einem Moment der gemeinsamen Enttäuschung auf der Bank veralberte der 21-jährige Zverev dann den 16 Jahre älteren Superstar bei der Siegerehrung. «Wir Spieler haben euch so satt, besonders dich», scherzte der lange Hamburger und spielte auf die zwei Jahrzehnte währende Karriere des langjährigen Primus an. «Ich meine: Du bist 30 oder so. Warum? Lass uns einen Titel. Nur den Hopman Cup. Wenigstens einmal.» Als Federer grinsen musste, fragte Zverev zur Freude der 14.000 amüsierten Zuschauer: «Was gibt es da zu lachen?»

Dass er den Pokal mit Kerber gern geholt hätte, gab Zverev dann aber auch zu: «Ich denke, wir werden uns für den Rest des Lebens daran erinnern, besonders an das Ende.» So könnten Michael Stich und Steffi Graf, die 1993 erfolgreich waren, und das Duo Becker/Huber die einzigen deutschen Sieger bleiben. Denn der für Anfang 2020 in Australien geplante World Team Cup der Herren dürfte den Hopman Cup wohl als Mannschaftswettbewerb ablösen. «Ich glaube, Sascha und Angie haben ein trauriges Auge», meinte auch Becker aus der Ferne.

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