Bayern wieder gegen Schreckgespenst Ronaldo

 Real Madrids Cristiano Ronaldo (R) feiert neben Lucas Vazquez (L). Foto: epa/Rodrigo Jimenez
Real Madrids Cristiano Ronaldo (R) feiert neben Lucas Vazquez (L). Foto: epa/Rodrigo Jimenez

MÜNCHEN/NYON (dpa) - Nicht Rom. Auch nicht Liverpool. Nein, der FC Bayern erwischt mit Real Madrid das «schwierigste Los» auf der letzten Etappe nach Kiew. Gegen den Titelverteidiger soll die Revanche gelingen. Müller beschwört ein «gutes Omen», der Trainer ein Wiedersehen mit Klopp.

Schon wieder Real, schon wieder Ronaldo! Auf dem Weg nach Kiew muss der FC Bayern im vorweggenommenen Finale der Champions League erfolgreich Revanche nehmen gegen Rekordsieger und Titelverteidiger Real Madrid mit dem Weltfußballer und Münchner Schreckgespenst. Vom «schwierigsten Los» sprach Weltmeister Jérôme Boateng nach der Auslosung der Halbfinalpartien in der Schweiz.

Die Königsprüfung für den in den ersten K.o.-Runden gegen Besiktas Istanbul (Achtelfinale) und den FC Sevilla (Viertelfinale) nur mäßig geforderten deutschen Rekordmeister löste in München an einem ereignisreichen Freitag mit der Bekanntgabe von Niko Kovac (Eintracht Frankfurt) als Nachfolger von Jupp Heynckes erwartungsgemäß keine Jubelstürme aus. Der noch amtierende Trainer und seine Spieler gaben sich aber sofort angriffslustig. «Das ist eine Knallerpartie, ein Gigantentreffen», sagte Heynckes. Und der 72 Jahre alte Coach fügte selbstbewusst hinzu: «Ich finde das Los nicht besonders ungünstig. Das ist ein schwieriges Los, aber das gilt für beide Lager.»

Zur speziellen Motivation wird bei den Bayern der unglückliche K.o. im Viertelfinale 2017 beitragen, als sich nicht nur Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beim 2:4 nach Verlängerung beim Rückspiel in Madrid vom Schiedsrichter «beschissen» fühlte. Rummenigge freut sich auf das Wiedersehen und erwartet erneut «spannende» Spiele. «Gegen den Champions-League-Sieger der letzten zwei Jahre ist die Rolle des Favoriten klar», meinte er. Präsident Uli Hoeneß sagte pragmatisch: «Wer die Champions League gewinnen will, muss den Besten schlagen.»

Kapitän Thomas Müller erinnerte an ein «gutes Omen» aus dem Jahr 2012. «Damals haben wir mit Jupp Heynckes Real Madrid auf dem Weg ins 'Finale dahoam' aus dem Wettbewerb geworfen.» Und keiner bei Bayern kennt Real so gut wie «Don Jupp», der mit den Königlichen 1998 seinen ersten Champions-League-Titel als Trainer gewinnen konnte.

«Das ist ein Topteam mit überragenden Spielern», sagte Heynckes über das königliche Ensemble um Ex-Bayern-Profi und Weltmeister Toni Kroos. Einer überragt aber alle anderen: Cristiano Ronaldo. Im Viertelfinale 2017 wurde der Europameister aus Portugal zum Schrecken des FC Bayern. Ronaldo erzielte in beiden Partien insgesamt fünf Tore. «Er ist als Fußballer so ambitioniert wie fast niemand. Er ist sehr oft entscheidend gewesen», sagte Heynckes über Ronaldo - und fügte scherzhaft hinzu: «Vielleicht hat er diesmal nicht seine besten Tage.» Ronaldo sei mit Lionel Messi «der beste Spieler der Welt».

Bangemachen gilt aber nicht vor den Spielen am 25. April in München und sechs Tage später im Bernabeu-Stadion von Madrid. Schließlich war in diesem europäischen Dauerduell in früheren Jahren auch schon der FC Bayern die «bestia negra», also der Angstgegner von Real. «Wir können das schaffen und auf die Straße nach Kiew einbiegen», sagte Ex-Real-Profi Arjen Robben beschwörend. Der zweite Finalist wird im englisch-italienischen Duell zwischen dem FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp und Überraschungsclub AS Rom ermittelt.

Damit könnte sich im diesmal wirklich allerletzten Spiel von Jupp Heynckes als Trainer am 26. Mai in Kiew ein Kreis schließen, wenn es zur Endspielpaarung Bayern gegen Liverpool käme. Denn vor fünf Jahren besiegte Heynckes mit den Bayern im deutschen Wembley-Finale Borussia Dortmund mit Klopp 2:1. «Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir das wünschen», sagte ein gut aufgelegter Heynckes lächelnd.

Vorher aber geht es für ihn und die Münchner Triple-Jäger im Liga-Alltag weiter. In der Vorbereitung auf das Pokal-Halbfinale am Dienstag bei Bayer Leverkusen sowie die Real-Partien will Heynckes auch nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft die Aufgaben in der Bundesliga professionell abarbeiten. «Wir werden in der Liga nicht kürzertreten», versicherte er vor dem Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen seine alte Liebe Borussia Mönchengladbach. «Ich habe dort wunderschöne Jahre gehabt. Ich habe große Ambitionen, gegen Gladbach zu gewinnen», sagte Heynckes.

Trotzdem dürfte er wieder umfangreich rotieren. David Alaba soll nach drei Spielen Zwangspause wegen Rückenproblemen ein Comeback feiern. Arjen Robben könnte dagegen einer derjenigen Stars sein, die geschont werden. Der Holländer habe beim 0:0 in der Champions League eine «starke Knieprellung» erlitten, wie Heynckes berichtete. Kein Risiko - dieses Motto wird die Bayern-Aufstellung diktieren.

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