Bau-Kriminalität auf Jetset-Insel Mykonos

Staat will durchgreifen

Aussicht auf ein verschneites Dorf auf der Insel Mykonos. Foto: epa/Kostas Ktistakis
Aussicht auf ein verschneites Dorf auf der Insel Mykonos. Foto: epa/Kostas Ktistakis

MYKONOS: Auf Mykonos bauen Gastronomen, was sie wollen. Um internationale Stars und Sternchen willkommen zu heißen, wird auch mal der Strand für Hubschrauber zubetoniert - und der Beamte für die Baugenehmigung verprügelt. Jetzt protestieren Staatsbedienstete.

Aus Protest gegen chaotische Zustände auf der international beliebten griechischen Urlaubsinsel Mykonos haben die dortigen Staatsbediensteten gestreikt. Die Situation sei außer Kontrolle, beklagten die Bediensteten am Dienstag. Die Strandbar- und Nachtclubbetreiber auf der Jetset-Insel errichteten illegale Bauten, wo es ihnen gerade passe. Zum Teil würden ganze Strandabstände betoniert, um zusätzliche Tanzflächen oder sogar Platz für Hubschrauberlandeplätze zu schaffen, berichtete die Tageszeitung «Kathimerini».

Ausschlag für den jetzigen Streik der Staatsdiener war ein Vorfall Anfang März: Unbekannte hatten auf offener Straße einen Archäologen attackiert, der für die Baugenehmigungsbehörde der Insel arbeitet. Zuvor hatte der 53-Jährige etliche illegalen Bauten angezeigt - und wurde den Angaben zufolge dafür krankenhausreif geprügelt. «Ich hab Angst, als normaler Mensch meine Arbeit zu machen», sagte er anschließend im Interview.

Daraufhin schaltete sich sogar Regierungschef Kyriakos Mitsotakis ein: Es könne nicht sein, dass es auf griechischem Staatsgebiet eine Art «gallisches Dorf der Gesetzlosigkeit» gebe, postete er auf Facebook und kündigte an, dass bis auf weiteres ein Großteil aller Baugenehmigungsverfahren auf der Insel gestoppt würden.

Unter den griechischen Archäologen - die angesichts der vielen Altertümer im Land traditionell in Baugenehmigungsverfahren eingebunden sind - herrscht derweil helle Aufregung. «Jene, die sich benehmen wie die Mafia, sollten von der Insel entfernt werden», fordert Despoina Koutsoumba, Präsidentin des Archäologen-Verbandes.

Der Staat will eingreifen und hat zunächst versprochen, 100 zusätzliche Polizisten zu entsenden. Die Griechen beobachten das Phänomen Mykonos ohnehin mit gemischten Gefühlen: Die Insel gerät immer wieder nicht nur wegen der internationalen Stars unter den Besuchern in die Schlagzeilen, sondern auch wegen ihrer exorbitanten Preise. «Ein Archäologe, der im Monat so viel verdient, wie dort eine Flasche Champagner kostet, muss seine Arbeit gut gemacht haben», bilanziert die griechische Presse.

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