Baerbock ruft zu Kampf gegen Hungerkrise auf

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock spricht vor der Tagung des Rates
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock spricht vor der Tagung des Rates "Auswärtige Angelegenheiten" in Luxemburg zu den Medien. Foto: epa/Julien Warnand

NIAMEY: Im westafrikanischen Krisenstaat Niger fährt Außenministerin Baerbock in eine Siedlung für Menschen, die vor dem Terror in der Region fliehen mussten. Zugleich müssen die Menschen mit den Folgen des immer stärker spürbaren Klimawandels kämpfen.

Außenministerin Annalena Baerbock hat zum internationalen Kampf gegen die drohende Hungerkrise in Afrika aufgerufen. Angesichts explodierender Lebensmittelpreise als Folge des russischen Krieges in der Ukraine und zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels in Afrika sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag beim Besuch eines UN-Flüchtlingsprojekts in der Siedlung Ouallam in Niger: «Wir sehen und wir hören euch und wir haben eine Verantwortung dafür, dass dieser Hurrikan von Krisen irgendwie in den Griff bekommen wird hier vor Ort.»

Die Auswirkungen der Klimakrise könnten mit internationaler Hilfe zumindest etwas eingedämmt werden, sagte Baerbock. «Diese internationale Hilfe müssen wir gerade als Industriestaaten in den nächsten Wochen deutlich erhöhen, damit wir eine Hungerkrise hier vor Ort vermeiden.» Mittelfristig müsse dafür gesorgt werden, dass man bei der Bekämpfung der Krisen in Westafrika im Bildungs-, Landwirtschafts- und sicherheitspolitischen Bereich zusammenarbeite.

«Auch wenn mitten in Europa ein Krieg tobt, sehen wir, dass hier unterschiedliche Krisen aufeinander schlagen», sagte die Ministerin. Die Klimakrise verschärfe regionale Konflikte und die ohnehin desolate soziale Lage im Land.

In der mit Unterstützung des deutschen Entwicklungsministeriums gebauten Siedlung nördlich der Hauptstadt Niamey sollen Opfer von Flucht und Vertreibung, die ihren Ursprung im Terrorismus haben, eine Chance auf ein neues Leben erhalten, anstatt in Lagern leben zu müssen. In der dortigen Schule werden rund 1250 Kinder unterrichtet, 51 Prozent von ihnen sind Mädchen. Als Geschenke hatte Baerbock Fußbälle, Mal-Utensilien und Haarspangen für die Mädchen dabei.

In einem der Siedlung angegliederten landwirtschaftlichen Projekt ließ sich Baerbock Anbaumethoden zeigen, mit denen versucht wird, angesichts der sich verschärfenden klimatischen Verhältnisse Lebensmittel zu erzeugen. Um sich ein Bild davon zu machen, welche Lasten beispielsweise die Frauen bei der Gluthitze von bis zu 50 Grad tragen müssen, ließ sich die Ministerin eine Holz-Tragestande auf den Nacken legen, an deren Enden jeweils ein Eimer mit Melonen befestigt war. Bei den Frauen von Ouallam kam das gut an.

Auf dem Weg zu der Siedlung hatte die Ministerin ihren Konvoi stoppen lassen, um sich die Folgen des Klimawandels in Niger anschaulich machen zu lassen. So kämpft das Land mit Starkregenereignissen in noch nie da gewesenen Ausmaß und zugleich immer häufigeren Dürren. Wissenschaftliche Voraussagen des Klimawandels erwarten für das Land einen Temperaturanstieg von bis zu fünf Grad bis zum Ende des Jahrhunderts sowie immer längere Hitzeperioden.

Am Nachmittag wollte Baerbock in Niamey mit Außenminister Hassoumi Massoudou und Präsident Mohamed Bazoum sprechen. Die Rückkehr der Ministerin nach Berlin war für Freitag geplant. Die frühere französische Kolonie Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Land hat 23 Millionen Einwohner, es steht beim Index für Menschliche Entwicklung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) auf dem letzten Platz von 189 Ländern.

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