Bad Boy Sagan wieder in der Kritik - Armstrong «nicht einverstanden»

Der Slowakische Fahrer Peter Sagan vom Team Bora-Hansgrohe behält nach der 8. Etappe der Tour de France sein grünes Trikot auf dem Podium. Foto: epa/Marco Bertorello
Der Slowakische Fahrer Peter Sagan vom Team Bora-Hansgrohe behält nach der 8. Etappe der Tour de France sein grünes Trikot auf dem Podium. Foto: epa/Marco Bertorello

SARRAN: 2017 wurde Peter Sagan nach einem harten Sprint-Duell mit Cavendish komplett von der Tour ausgeschlossen, diesmal gab es von der Jury eine Strafversetzung. Der Superstar vom deutschen Bora-hansgrohe-Team steht in der Kritik und verliert das Grüne Trikot aus den Augen.

Dass ausgerechnet Lance Armstrong ihm zur Seite sprang, war für Peter Sagan auch nicht gerade von Vorteil. «Ich bin mit der Strafversetzung nicht einverstanden. Diese Jungs sind Freaks, die können mit ihrem Rad umgehen», urteilte der lebenslang gesperrte Dopingsünder, dessen Wort im Radsport schon lange nicht mehr anerkannt wird. Ansonsten stand der Superstar vom deutschen Bora-hansgrohe-Team nach seinem Wild-West-Sprint auf der elften Etappe ziemlich alleine da, wieder einmal hatte Sagan bei der Tour de France das Bad-Boy-Image.

Es gab Kritik von allen Seiten, nachdem sich der dreimalige Weltmeister bei Tempo 70 mit einem heftigen Bodycheck gegen Wout van Aert Platz geschaffen hatte. «Sprinter sind verrückte Typen, wenn sie um die Positionen kämpfen. Aber es sollte fair zugehen», sagte van Aerts Kapitän und Gelbträger Primoz Roglic. Ex-Weltverbandschef Brian Cookson nannte Sagans Manöver «unverschämt gefährlich». Und André Greipels Teamkollege Hugo Hofstetter sprach von einer Gesundheitsgefährdung. «Bei allem Respekt, den ich vor Dir habe. Hätte ich in dem Moment nicht gebremst, wären ich und andere Jungs jetzt im Krankenhaus», schrieb der Franzose auf Twitter.

Sagan - wegen seiner spektakulären Fahrweise berühmt wie berüchtigt - rechtfertigte sich mit seiner eingeklemmten Position: «Ich musste mich bewegen, um nicht an der Bande hängen zu bleiben.» Dass Werbesäulen aus den Banden herausragten, stützt dabei die Meinung des 30-Jährigen. Die Jury sah das anders, setzte den Superstar auf Platz 85 zurück und zog ihm im Kampf um das Grüne Trikot insgesamt 43 Punkte ab. Wohl auch mit Blick auf die vielen Stürze und den schlimmen Crash von Fabio Jakobsen bei der Polen-Rundfahrt gab es keine Nachsicht. Die 500 Franken Strafe waren da noch eher zu verschmerzen. Genauso wie die 200 Franken für van Aert, der dem Slowaken den Mittelfinger zeigte und später berichtete, dass eine Konversation mit Sagan «sehr schwer» war.

Sagan und die Kommissäre der Tour werden wohl nicht mehr Freunde. 2017 war er sogar komplett ausgeschlossen worden, nachdem er auf der vierten Etappe den Ellbogen gegen Mark Cavendish ausgefahren hatte. Der Fall beschäftigte sogar den Internationale Sportgerichtshof CAS, der den Ausschluss später als unrechtmäßig einstufte. Es führte aber dazu, dass Sagan das einzige Mal in den vergangenen acht Jahren nicht das Grüne Trikot in Paris gewann.

Das könnte ihm nun wieder passieren. Statt fünf Punkte betrug der Rückstand vor der zwölften Etappe bereits 68 Zähler. Und dass ausgerechnet sein Ex-Teamkollege Sam Bennett, der bei Bora-hansgrohe immer im Schatten von Sagan stand, ihn nun ablösen könnte, passt irgendwie zur Situation. Seit 14 Monaten wartet die einstige Siegmaschine auf einen Sieg.

Das ist auch dem Team aufgefallen. «Vielleicht ist es der Zahn der Zeit. Ich kann mich noch gut erinnern. Ete Zabel ist plötzlich immer Zweiter geworden. Vielleicht ist man nicht mehr so spritzig und agil, wenn man älter wird», sagte Teamchef Ralph Denk zuletzt der Deutschen Presse-Agentur. Der teuerste Fahrer im Feld bringt nicht mehr soviel Rendite ein.

Schätzungsweise fünf Millionen Euro soll Sagan pro Jahr einstreichen und damit noch vor dem viermaligen Tour-Champion Chris Froome in der Geldrangliste liegen. So hat es das Tour-Organ «L'Équipe» ausgerechnet. Bis Ende 2021 läuft sein Vertrag noch. Man werde sich Ende des Jahres oder kurz darauf mal zusammensetzen und die Ziele besprechen, sagt Denk. Ein baldiger Abschied scheint nicht mehr ausgeschlossen. Schien das Team anfangs zu klein für die Strahlkraft eines Sagan, haben sich die Proportionen inzwischen verschoben.

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