AMSTERDAM: ? Der Verkauf von Manhattan an die Niederländer gilt noch immer als ein Supergeschäft. 60 Gulden hatten die Kaufleute den Ureinwohnern für die Halbinsel bezahlt. So schrieb es der Beauftragte der Handelsmission, Pieter Schaghen, an die Handelsgesellschaft. Der Brief gilt als Geburtsurkunde New Yorks. Das Amsterdam Museum erzählt nun die Kehrseite der kolonialen Erfolgsstory, und zwar gemeinsam mit dem Stadtmuseum von New York und erstmals mit Vertretern der Lenape, der ursprünglichen Bewohner von Manhattan: «Manahahtáanung oder Neu Amsterdam? Die indigene Geschichte von New York» ist ab Donnerstag zu sehen.
Vor 400 Jahren waren die ersten niederländischen Siedler in das Gebiet gekommen. Sie sollten Neu Amsterdam zur Hauptstadt der neuen Kolonie machen. 1664 wurde aus Neu Amsterdam nach Eroberung der Kolonie durch die Engländer dann New York.
Der Verkauf von Manhattan sei «Unsinn», sagte einer der spirituellen Führer der Lenape aus Delaware, Brent Stonefish, in Amsterdam. «Unsere Vorfahren haben das Land, die Natur nie als ihr Eigentum angesehen. Es ist absurd, zu denken, dass wir es für einen Spottpreis verkauft hätten.»
Die jahrzehntelange Kolonialherrschaft habe viel Leid gebracht, sagte Stonefish. Die Lenape fordern nun eine offizielle Entschuldigung der Regierung in Den Haag und Entschädigungen. «Wir haben viel verloren. Kultur, Sprache, den Bezug zu unserer Heimat.» Durch Krankheiten und Gewalt verloren viele auch ihr Leben. Jetzt gehören schätzungsweise noch rund 20.000 Menschen zu den Lenape in Nordamerika.
Viele historische Objekte gebe es aus dieser Zeit nicht in der Sammlung, sagte Konservator Tom van der Molen. «Bisher war es eben die Geschichte aus der Perspektive der Weißen.» Objekte sind dann etwa: Ein altes Schiffsmodell, eine Flagge, Gemälde, Dokumente. Dazu gehört ein Dokument über den wahrscheinlich einzigen Lenape, der damals in die Niederlande kam. 1644 war Jacques als Kriegsgefangener nach Amsterdam gebracht worden, um dort als Attraktion ausgestellt zu werden.
Nun erzählen die Lenape selbst ihre Geschichte, in Objekten, Kunstwerken und Videos. So ist auch ihre Sprache zu hören, die nur noch von sehr wenigen gesprochen wird.