Ausländische Journalisten klagen über immer mehr Probleme

Archivbild: epa/Oliver Weiken
Archivbild: epa/Oliver Weiken

PEKING (dpa) - Überwachung, Einschüchterungen und Schikanen gehören laut einer Umfrage zum Alltag ausländischer Journalisten in China. Besonders in der Unruheprovinz Xinjiang ist Berichterstattung demnach kaum noch möglich. Manche Methoden erinnern an Agenten-Thriller.

Der Pekinger Auslandskorrespondentenclub (FCCC) beklagt immer größere Probleme bei der Arbeitausländischer Journalisten in China. In einer jährlichen Befragung, deren Ergebnisse der FCCC am Dienstag in Peking vorlegte, sagten 56 Prozent der Journalisten, dass sich ihre Arbeitsbedingungen im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechtert hätten.

«Während Chinas staatliche Medien 2018 im Ausland expandierten und ihre Reichweite ausweiten konnten, schrumpft der Spielraum für Berichterstattung innerhalb des Landes weiter», sagte die FCCC-Präsidentin Hanna Sahlberg. Die Umfrage zeichnete demnach das düsterste Bild seit Jahren.

Eines der Hauptprobleme sei die allgegenwärtige Überwachung. So gab rund die Hälfte der Korrespondenten an, dass sie bei ihren Recherchen verfolgt wurden. Hotelzimmer seien ohne Erlaubnis betreten worden. Auch seien in vielen Fällen die Bewegungen der Journalisten von den Behörden mit Hilfe von Kameras oder anderer Überwachungssysteme systematisch aufgezeichnet worden.

Besonders die Berichterstattung in der westchinesischen Unruheprovinz Xinjiang, wo laut Schätzungen Hunderttausende muslimische Uiguren in Umerziehungslagern festgehalten werden, wurde im vergangenen Jahr erheblich schwieriger. 24 von 27 Befragten, die in die Region gereist waren, gaben an, dort bei ihren Recherchen behindert worden zu sein. In vielen Fällen mussten Daten oder aufgenommene Fotos gelöscht werden.

Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, dass ihre chinesischen Mitarbeiter unter Druck gesetzt, schikaniert oder eingeschüchtert wurden. Auch zahlreiche Interviewpartner sind demnach belästigt oder verhört worden.

Sechs Korrespondenten gaben an, aufgrund ihrer Berichterstattung Probleme mit der Erneuerung ihres Visums bekommen zu haben. Die China-Korrespondentin der Website BuzzFeed, Megha Rajagopalan, wurde effektiv ausgewiesen, nachdem sie nach Xinjiang gereist war.

Laut FCCC-Chefin Sahlberg sind die «umfassende Überwachung und der Druck auf die Quellen» dafür verantwortlich, dass Journalisten in China gestoppt werden, noch bevor sie überhaupt berichten können.

Schon früher gab es Fälle, in denen ausländische Journalisten wegen kritischer Berichterstattung ausgewiesen wurden oder um die Verlängerung ihres Visums bangen mussten. Zuletzt musste 2015 die französische Journalistin Ursula Gauthier das Land verlassen. Ende 2013 verweigert Peking zeitweilig gleich zwei Dutzend US-Journalisten auf einmal eine weitere Arbeitsgenehmigung.

China gehört laut der Organisation Reporter ohne Grenzen zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalistenund Bloggern. In der Rangliste zur globalen Pressefreiheit liegt das Land auf Platz 176.

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