Ausgangssperre in Kaschmir-Region kurzzeitig gelockert

Foto: epa/Jaipal Singh
Foto: epa/Jaipal Singh

NEU-DELHI/SRINAGAR (dpa) - In der umstrittenen Himalaya-Region hat die indische Regierung eine strikte Ausgangssperre kurz gelockert - damit die Menschen beten können. Weiter kontrollieren viele Soldaten die Region. Aber viele Menschen sind unzufrieden.

Nach der umstrittenen Aberkennung der Autonomie-Regelung der indischen Kaschmir-Region hat die Regierung die verhängte Ausgangssperre zeitweise gelockert. Die Menschen in der Stadt Srinagar und umliegenden Gebieten konnten ihre Häuser verlassen, um am regulären Freitagsgebet in Moscheen in ihrer Nachbarschaft teilzunehmen, wie die Polizei mitteilte.

Indiens Regierung hatte ihrer Region Jammu und Kaschmir Anfang der Woche den Sonderstatus entzogen, ohne die Bevölkerung des Gebiets davor zu fragen oder darüber zu informieren. Zurzeit kontrollieren Zehntausende Soldaten das Himalaya-Gebiet, auch um Proteste gegen das Vorgehen der Regierung in Neu Delhi zu verhindern. Das Militär schränkt zudem die Bewegungsfreiheit der Menschen dort ein. Viele Kaschmirer lehnen die Aberkennung ab.

Nach Angaben des indischen Außenministeriums soll es am Freitag zu keinen Protesten gekommen sein. «Wir sehen eine Art Ruhe und Normalität», teilte ein Sprecher mit. Sollte die Situation ruhig bleiben, würden gegebenenfalls weitere Maßnahmen aufgehoben, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Lokale Medien berichteten allerdings von kleinen Gruppen, die Sicherheitskräfte mit Steinen bewarfen.

Auch die seit Sonntag gesperrten Internet- und Telefonverbindungen funktionierten in der Himalaya-Region zumindest teilweise wieder. Mehrere Supermärkte, Apotheken und andere Läden seien wieder geöffnet, hieß es von der Polizei.

Mit der Neuregelung will Neu Delhi die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Region stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Der bisherige Sonderstatus sicherte der indischen Kaschmir-Region unter anderem eine eigene Verfassung und Flagge sowie weitgehende Kompetenzen - mit Ausnahme der Außen- und Verteidigungspolitik sowie der Telekommunikation. Nun soll Jammu und Kaschmir geteilt werden, direkt der Regierung in Neu Delhi unterstellt sein und damit weniger Autonomie haben als normale indische Bundesländer.

Das indische Vorgehen hatte auch zu einer Krise mit dem Nachbarland Pakistan geführt, das die Region ebenfalls beansprucht. Die Erzfeinde streiten sich schon seit mehr als 70 Jahren darum. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China.

Pakistan will die Aufhebung des Sonderstatus demnächst vor den UN-Sicherheitsrat bringen. Außenminister Shah Mehmood Qureshi flog am Freitag nach China, um für chinesische Unterstützung zu werben, hieß es aus dem Außenministerium. Eine militärische Reaktion hatte Islamabad am Donnerstag aber ausgeschlossen. Das indische Außenministerium erwiderte darauf, dass es sich um eine interne Angelegenheit handle.

UN-Generalsekretär António Guterres rief beide Seiten zu «absoluter Zurückhaltung» auf. Die Lage müsse friedlich gelöst werden.

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