Aung San Suu Kyis Partei glaubt an hohen Wahlsieg

Die Suu Kyi-Partei erhebt am Tag nach der Wahl Anspruch auf den Sieg. Foto: epa/Lynn Bo Bo
Die Suu Kyi-Partei erhebt am Tag nach der Wahl Anspruch auf den Sieg. Foto: epa/Lynn Bo Bo

NAYPYIDAW: Am Tag nach der Parlamentswahl in Myanmar glaubt die regierende Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) von De-facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi an einen hohen Wahlsieg. Die Partei habe am Sonntag in den zentralen Regionen des Landes, wo mehrheitlich die größte Bevölkerungsgruppe der Bamar wohnt, «fast jeden Sitz» gewonnen», sagte NLD-Sprecher Myo Nyunt am Montag gegenüber lokalen Medien. «Wir sind überall da führend, wo wir auch 2015 gewonnen haben.» Schon im Vorfeld der Abstimmung galt Suu Kyi, die selbst eine Bamar ist, als Favoritin für eine weitere Amtszeit.

Das Endergebnis soll erst in den kommenden Tagen vorliegen. Vor fünf Jahren hatte Suu Kyi mit ihrer Partei einen klaren Sieg errungen, die versprochenen demokratischen Reformen in dem überwiegend buddhistischen Land blieben aber weitgehend aus. International ist die 75-Jährige mittlerweile auch wegen ihres Schweigens zur Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya umstritten.

Mehr als 37 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Rund 90 Parteien traten an, zudem wurde auf regionaler Ebene gewählt. Ein Viertel der 664 Sitze in den Parlamentskammern ist aber weiter für das Militär reserviert - so hatte es die Junta in der Verfassung verankert. Das frühere Birma wurde jahrzehntelang von einer Militärdiktatur beherrscht, bis 2011 demokratische Reformen eingeleitet wurden. Suu Kyi war zuvor 15 Jahre lang unter Hausarrest gestellt worden.

Allerdings durften zahlreiche Menschen gar nicht ihre Stimme abgeben: Die Wahlkommission hatte entschieden, dass in mehreren von ethnischen Minderheiten dominierten Konfliktregionen wegen Sicherheitsbedenken nicht gewählt werden durfte. Menschenrechtler kritisierten, damit seien 1,5 Millionen Menschen von der Abstimmung ausgeschlossen worden. Auch Hunderttausende Rohingya durften nicht wählen, weil ihnen 1982 die Staatsbürgerschaft entzogen worden war.

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TheO Swisshai 11.11.20 17:19
@DetlevNeufert/Von Demokratie kann keine Rede sein
Was ist denn nicht richtig recherchiert, ich kann in diesem Artikel keinen Fehler finden? Lesen Sie doch bitte auch noch die anderen Artikel zu Myanmar. z.B. über die Unterdrückung und Vertreibung von Minderheiten, über Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord, bis hin zum Wahlausschluss von mehr als 1.5 Millionen Menschen.
Danach können wir ja nochmals über Demokratie reden und was Sie darunter verstehen. Angesichts dieser Zustände tönt für mich Ihr Beispiel mit Western Union wie blanker Hohn. Erklären Sie mal einem der Opfer, dass alles nur halb so schlimm ist, da man ja seit kurzen Überweisungen mit Western Union tätigen kann. Ob er das auch als grossen demokratischen Fortschritt empfindet, wage ich mal zu bezweifeln.

Von Meinungsfreiheit kann wohl auch nicht die Rede sein, wenn Journalisten, Satire-Gruppen, Künstler und sogar Mönche bereits wegen der kleinsten Kritik an Militär und Regierung zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt werden. Oder wenn Hunderttausenden der Zugang zum ganzen Internet blockiert wird (also nicht einzelne Seiten)

Könnte es evtl. sein, dass Ihr burmesisches Team die Zustände in Myanmar, aus irgend einem Grund, etwas geschönt hat?