Aufbau nach Pandemie muss Klima und damit Gesundheit schützen

Foto: Pixabay
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LONDON: Der Klimawandel bedroht nicht nur den Planeten, sondern auch ganz konkret die öffentliche Gesundheit. Das stellen Forscher in einem aktuellen Bericht fest. In dem Wiederaufbau nach der Pandemie sehen sie jedoch auch eine Chance.

Ein internationales Forscherteam fordert vor dem Weltklimagipfel dazu auf, den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Pandemie mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu kombinieren. «Der Klimawandel ist da, und wir sehen bereits jetzt seine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit weltweit», sagte Anthony Costello, Exekutivdirektor des jährlich erscheinenden Lancet-Countdown-Berichts zum Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit.

Die gute Nachricht sei, dass sich die Anstrengungen, um die Wirtschaft nach der Pandemie wieder anzukurbeln, mit dem Umbau zu einer klimafreundlichen Ökonomie vereinbaren ließen. «Wir haben die Wahl. Der Aufschwung nach Covid-19 kann ein grüner Aufschwung sein, mit dem wir den Weg zu einer verbesserten menschlichen Gesundheit und zu verringerten Ungleichheiten einschlagen», sagte Costello. «Oder er kann nach altem Schema erfolgen und uns alle in Gefahr bringen.»

Nach aktuellem Stand werde lediglich weniger als jeder fünfte Dollar, der für die Erholung nach der Corona-Pandemie ausgegeben werde, zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen, kritisierte Erstautorin Maria Romanello. «Wir erholen uns von einer Gesundheitskrise in einer Weise, die unsere Gesundheit in Gefahr bringt.» Die Forscherinnen und Forscher riefen die Verantwortlichen dazu auf, beim anstehenden Klimagipfel in Glasgow ambitionierte und konkrete Maßnahmen zu treffen, um das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad noch erreichen zu können.

Der am Donnerstag veröffentlichte Lancet-Countdown-Bericht gibt den Konsens von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von knapp 40 Hochschulen und UN-Einrichtungen wieder. Demnach nimmt durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich verschiedene Krankheiten stärker verbreiten. So werden auch in Europa Ausbrüche von Dengue- oder Zika-Fieber wahrscheinlicher. Im Norden Europas und den USA siedeln sich zudem den Forschern zufolge mehr Bakterien an, die unter anderem zu Wundinfektionen führen können. In ärmeren Ländern könnte die Bekämpfung von Krankheiten wie Cholera oder Malaria um Jahrzehnte zurückgeworfen werden.

Darüber hinaus bedrohen häufiger auftretende Dürren und Waldbrände die Ernährungssicherheit. Im Jahr 2019 waren dem Bericht zufolge bereits zwei Milliarden Menschen davon betroffen, diese Zahl könnte dramatisch steigen.

Von einer entsprechenden Vorbereitung ihrer Gesundheitssysteme auf kommende klimabedingte Krisen sind die meisten Länder weit entfernt. Nur knapp die Hälfte von 91 untersuchten Ländern gab in diesem Jahr an, überhaupt eine Bewertung für diesen Zusammenhang vorgenommen zu haben.

Auch deutsche Expertinnen und Experten unter anderem von Bundesärztekammer und Berliner Charité schlossen sich den Forderungen an. Der Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit müsse auch in Aus- und Weiterbildung in Gesundheitsberufen einfließen.

«Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir mit keinem Medikament, keiner Operation, keinem Geld der Welt die gesundheitlichen Schäden wieder einfangen können, die wir verursachen», sagte der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen anlässlich der Veröffentlichung. Er rief die kommende Bundesregierung zur Nutzung einer «historischen Chance» auf, auch wenn diese viel Geld koste. «Das Teuerste was wir jetzt tun können ist: Nichts.»

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