Audi-Chef macht bei Umbau Druck

«Tabuthemen darf es nicht geben»

Foto: epa/Lukas Barth-tuttas
Foto: epa/Lukas Barth-tuttas

INGOLSTADT (dpa) - Dieselgate, Probleme wegen des neuen Abgastests WLTP - und der Megatrend E-Mobilität. Der Autobauer Audi steht wie auch die Mutter vor milliardenschweren Herausforderungen. Erst jüngst wetterte VW-Familienpatriarch Wolfgang Porsche: «Nicht mehr profitabel genug.»

Der neue Audi-Chef Bram Schot macht beim Umbau der VW-Tochter Druck: «Audi muss effizienter entwickeln, produzieren und wirtschaften», schrieb Schot an die Beschäftigten. «Tabuthemen darf es nicht geben», heißt es in dem Schreiben, das der dpa vorliegt.

Dabei soll auch die Größe der Belegschaft auf den Prüfstand: Man wolle in Gesprächen mit dem Betriebsrat «die Zahl der direkten und indirekten Mitarbeiter unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung genau unter die Lupe nehmen» sowie «die Vergabe der Fahrzeugprojekte und Werkbelegungen genau anschauen» und die «Produktionskapazitäten standortspezifisch optimieren». Zuvor hatte die «Heilbronner Stimme» (Samstag) darüber berichtet.

An die Beschäftigten appellierte Schot: «Wir erwarten dabei von allen Audianern, dass sie ihren Beitrag leisten und sich konsequent qualifizieren. Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir unsere Personalstruktur überdenken. Gleichzeitig müssen wir die Managementstruktur und Organisation straffen.» Audi beschäftigt nach früheren Angaben in Ingolstadt rund 44.000, im württembergischen Neckarsulm rund 17.000 Mitarbeiter. Für die beiden deutschen Standorte gilt derzeit eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025.

Hintergrund ist mit «Dieselgate», den Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Autos wegen des neuen Abgasprüftests WLTP, strengeren Abgasnormen sowie den ehrgeizigen Plänen beim Ausbau der E-Mobilität und neuer Konkurrenz ein Bündel von «gewaltigen Herausforderungen», wie Schot schreibt. «Audi muss massiv investieren, um seine Zukunft zu sichern. Das Geld, das wir dafür brauchen, müssen wir aber selbst erwirtschaften können, sonst können wir die geplanten 40 Milliarden Euro für Zukunftsthemen nicht finanzieren.»

Erst war kurzem war der Volkswagen-Großaktionär Wolfgang Porsche mit seinem Unternehmen hart ins Gericht gegangen und hatte mit Blick auf die Marke Volkswagen kritisiert: «Wir haben Speck angesetzt.» Zugleich sieht er auch bei der Konzerntochter Audi Probleme. Sie sei «nicht mehr profitabel genug. Der Vorstand muss jetzt verstärkt sparen und das Unternehmen schlanker aufstellen», sagte Wolfgang Porsche am Rande des Genfer Autosalons.

Neue Wettbewerber aus China kämen auf den Markt, deshalb müsse auch Audi günstiger produzieren. «Audi hat Speck angesetzt. Bram Schot und der Vorstand haben das erkannt und steuern dagegen.» Wolfgang Porsche ist Sprecher der Eigentümerfamilie, die über die Porsche-SE-Holding die Mehrheit der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern kontrolliert.

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