«Aquarius»-Migranten in Valencia erwartet

Für die 629 Flüchtlinge wurde im Hafen von Valencia ein Zeltcamp zur Versorgung errichtet. Foto: epa/efe/Juan Carlos Cardenas
Für die 629 Flüchtlinge wurde im Hafen von Valencia ein Zeltcamp zur Versorgung errichtet. Foto: epa/efe/Juan Carlos Cardenas

ROM/VALENCIA (dpa) - Meterhohe Wellen auf der gut 1.500 Kilometer langen Überfahrt nach Valencia dürften den gut 600 Migranten auf dem Rettungsschiff «Aquarius» zugesetzt haben. Nach einer Woche auf See sollen sie ihr ersehntes Ziel Europa nun endlich erreichen. Doch wie geht es weiter?

Die von Italien und Malta abgewiesenen 629 Migranten auf dem Rettungsschiff «Aquarius» sollen am Sonntag nach einer Woche auf See in der spanischen Hafenstadt Valencia eintreffen. Dort erwarten Betreuer des Roten Kreuzes die inzwischen auf drei Schiffe verteilten Menschen, darunter 123 Minderjährige und mehrere Schwangere. Wie die Regionalregierung weiter mitteilte, sollen die drei Schiffe ab sechs Uhr morgens nacheinander im Abstand von rund drei Stunden anlegen.

Die Migranten waren am vergangenen Wochenende von Hilfsorganisationen aus Seenot gerettet worden. Nachdem Italien und auch Malta der «Aquarius» die Einfahrt verweigerten, erklärte sich die neue sozialistische Regierung Spaniens zur Aufnahme bereit. Bei der mehr als 1.500 Kilometer langen Überfahrt nach Valencia hatten die Schiffe zum Teil mit meterhohen Wellen zu kämpfen.

Spanien werde die Geretteten wie alle anderen Migranten behandeln, sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Jeder Fall werde einzeln geprüft.

Frankreich hat Spanien angeboten, Asylsuchende von der «Aquarius» aufzunehmen. Französische Behördenmitarbeiter sollen nun unter den Migranten Schutzbedürftige identifizieren. Wie viele Menschen Frankreich aufnehmen will, blieb unklar.

Die neue italienische Regierung stellte klar, dass sie Flüchtlingsorganisationen nicht länger gestatten wird, im Mittelmeer aufgenommene Migranten routinemäßig nach Italien zu bringen. «Wir sind die Herren in unserem eigenen Haus», schrieb Innenminister Matteo Salvini von der rechtsgerichteten Regierungspartei Lega am Samstag auf Twitter.

Zuvor hatte er angekündigt, zwei Schiffen deutscher Helfer die Einfahrt in italienische Häfen zu verweigern. Die «Seefuchs» und «Lifeline» werden von den Nichtregierungsorganisationen Sea-Eye und Mission Lifeline genutzt. Salvini schrieb: «Diese Leute sollten wissen, dass Italien nicht länger diesem illegalen Einwanderungsgeschäft Beihilfe leisten will, also werden sie sich andere Häfen zum Ansteuern suchen müssen.»

Der Lega-Chef warf den Organisationen vor, ihre Schiffe nah an der libyschen Küste stationiert zu haben, um viele Menschen aufzunehmen, die auf See von Menschenschmugglern ausgesetzt werden.

In den vergangenen Jahren war es Routine, dass im zentralen Mittelmeer geborgene Migranten nach Italien gebracht wurden. Im Jahr 2017 waren es gut 119.000. Viele von ihnen reisen weiter Richtung Österreich und Deutschland.

Sea-Eye warnte, dass Retter und Migranten in große Gefahr geraten könnten, sollte Salvini bei seiner Linie bleiben. Kein europäischer Innenminister stehe über dem Gesetz, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. Sea-Eye gehe davon aus, dass Italien weiterhin seinen humanitären und internationalen Verpflichtungen nachkommen werde.

Anders als die Menschen auf der «Aquarius» durften Migranten, die von der italienischen Küstenwache oder der Marine aus dem Mittelmeer geborgen wurden, in den vergangenen Tagen weiter in italienischen Häfen an Land gehen.

Salvinis Politik findet indes Zustimmung bei den Italienern: Einer von der Zeitung «Corriere della Sera» veröffentlichten Umfrage zufolge unterstützen 59 Prozent der Wähler seinen Kurs.

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