Appelle an Russland zum 5. Jahrestag des Abschusses von Flug MH17

Foto: epa/Frank Van Beek
Foto: epa/Frank Van Beek

AMSTERDAM/MOSKAU (dpa) - Familien der Opfer und die EU appellieren an Russland, die Schuld am Tod von fast 300 Menschen an Bord des abgeschossenen Flugzeugs MH17 zu übernehmen. Auch an der Abschussstelle trauern Menschen. Aus Russland kommt an dem Trauertag nur eine Standardantwort.

Fünf Jahre nach dem Abschuss des Passagierflugzeuges MH17 über dem Kriegsgebiet in der Ostukraine haben mehrere Länder der 298 Opfer gedacht. Zugleich gab es am Mittwoch Appelle von Familien und von der Politik an Russland, die Verantwortung für die Tragödie am 17. Juli 2014 zu übernehmen. Damals starben alle Menschen an Bord der malaysischen Maschine auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur.

Der Kreml wies die Appelle zurück. Russland halte die bisherigen Ermittlungen in den Niederlanden für nicht objektiv, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Die internationale Kommission geht davon aus, dass das Flugzeug von pro-russischen Separatisten im Donbass mit einer Rakete von einer Buk-Anlage abgeschossen wurde.

Zuletzt hatte die Kommission auch die Namen von vier Verdächtigen genannt, die dafür verantwortlich sein sollen. Es handelt sich um drei Russen und einen Ukrainer. Die mutmaßlichen Täter wiesen die Vorwürfe kategorisch zurück. Das Moskauer Außenministerium schlug einer Mitteilung zufolge vor, eine Untersuchung unter Beteiligung Russlands zu dem Abschuss einzuleiten. Russland hatte immer wieder kritisiert, von den Ermittlungen ausgeschlossen zu sein.

«Eine schändliche Tat hat 298 unschuldige Menschen aus dem Leben gerissen», sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Vijfhuizen bei der nationalen Gedenkfeier. Er kritisierte indirekt Russland: «Eindeutige Lügen und gezielte Verleumdungskampagnen dürfen nie siegen über unverkennbare Tatsachen.» Die meisten Opfer waren aus den Niederlanden. Mehrere hundert Angehörige hatten sich am nationalen Monument beim Amsterdamer Flughafen Schiphol versammelt. Dort wurden die Namen aller Opfer verlesen.

Auch in Australien und anderen Ländern gab es Gedenkfeiern. An der Absturzstelle in Hrabowe im Donezker Separatistengebiet gedachten mehrere Hundert Menschen örtlichen Medien zufolge der Opfer der Katastrophe. Separatistenführer Denis Puschilin wies dabei alle Vorwürfe der Beteiligung an dem Abschuss zurück. «All diese Jahre versucht die Ukraine, die Volkswehr und die Russische Föderation zu beschuldigen. Das ist eine absolute Lüge. Es wurden und es können keine Beweise vorgelegt werden, dass wir dazu eine Beziehung haben», sagte der 38-Jährige.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew erwähnte Ministerpräsident Wladimir Groisman die Tragödie kurz vor Ende der Regierungssitzung. «Diese Widerlinge, die das taten, sollen sie ewig in der Hölle schmoren», sagte er. Der ukrainische Geheimdienst SBU erwähnte eher beiläufig in einer Pressekonferenz, dass bereits seit 2017 der in einem nicht öffentlichen Verfahren verurteilte mutmaßliche Fahrer des Buk-Systems im Gefängnis sitze. Details wurden nicht bekannt.

Die kremlkritische russische Zeitung «Nowaja Gaseta» veröffentlichte einen Brief von zwölf Opferfamilien, die an Russland appellieren, endlich mit Zurückweisungen und Lügen aufzuhören und die Schuld an der Tragödie einzuräumen. Die Europäische Union forderte Russland ebenfalls auf, Verantwortung zu übernehmen. Sie sicherte ihre Unterstützung zu, für die Opfer und ihre Hinterbliebenen Gerechtigkeit herzustellen. Zugleich betonte sie ihr volles Vertrauen in die Arbeit der Untersuchungskommission.

Die EU forderte Russland dazu auf, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. In den Niederlanden soll im März 2020 der Prozess gegen die vier Verdächtigen beginnen. Allerdings will Russland die Männer nicht ausliefern. Mit dem Abschuss der MH17 erhielt der blutige Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den aus Russland unterstützten Separatisten erstmals eine internationale Dimension. Bei dem Konflikt starben nach UN-Schätzungen bisher rund 13.000 Menschen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Horst Schumm 19.07.19 11:49
Njet Herr Herrmann
Sie ziehen Beispiele der westlichen Mainstream-Medien heran, die schon vor dem Abschuss den Russen die Schuld in die Schuhe geschoben hatten. So geht es absolut nicht. NJET!! Warum wurden die Russen nicht an den Aufklärungen beteiligt? Weil man bestimmte Beweise unter dem Tisch kehren will. Warum wurden zB die Maschinengewehrsalven um das Cockpit herum an der abgestürzten Maschine nicht erwähnt und folglich zwingend untersucht?? Anfangs waren diese Einschüsse Diskussionsthemen, dann wurden sie auf allen Bildern wegretuschiert und jetzt behauptet man, eine Rakete hätte den Flieger getroffen. Komisch, dass eine Rakete kleine Einschusslöcher wie Maschinengewehrsalven hinterlässt. Warum hat auch Malaysia als betroffenes Land den Ergebnissen widersprochen?? Wenn also die westlichen Manipulatoren heute eine Gruselstory dieser Art präsentieren, kann man nur von Kadavergehorsam sprechen, wenn ein Kommentar, wie der Ihre, diesem Tenor verfällt. Angeblich soll sich Putin mit seiner Regierungsmaschine im Zeitfenster von 20 Minuten zum Unglückszeitpunkt über diesem Gebiet befunden haben - und die ukrainische Luftwaffe hatte ein Interesse, diese Maschine in einen "Unglücksfall" zu verwickeln. Hat man aus Versehen die falsche fast gleichfarbige Maschine verwechselt?? Fragen über Fragen, wie bei 9/11, doch man schreibt ein Ergebnis fest und besteht auf dem "Wahrheitsgehalt" dieser Story. Lügen, oft genug wiederholt, sollen dann wie die Wahrheit klingen. Das ist noch nicht das letzte Wort.