Anwalt: Haftstrafe für Kölnerin im Iran

Symbolfoto: Pixabay
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TEHERAN: Die Deutsch-Iranerin Nahid T. ist nach Angaben eines Anwalts wegen illegaler politischer Aktivitäten im Iran zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nahid T. sei wegen der «Leitung einer illegalen Gruppe» zu zehn Jahren und wegen Propaganda gegen das islamische Regime zu acht Monaten Haft verurteilt worden, teilte der Anwalt Mostafa Nili am Mittwoch auf Twitter mit. Um was für eine illegale Gruppe und Propaganda es sich handeln soll, erläuterte er nicht.

Das Urteil basiert laut Nili auf einer islamischen Regel, die bei der Strafe die Reue als Kriterium einführt. In diesem Fall könnte die 67-jährige Kölnerin nach Ermessen des Richters auf mildernde Umstände hoffen. Dies könnte Rechtsexperten zufolge eine kürzere Haft- oder gar eine Geldstrafe bedeuten.

Nahid T. war im Oktober 2020 in ihrer Wohnung in Teheran verhaftet worden, nachdem sie Verwandte in dem Land besucht hatte. Die iranische Justizbehörde hat sich bis heute weder zu der Verhaftung noch zu den Vorwürfen geäußert. Laut unbestätigten Berichten sitzt sie derzeit im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran ein und hat sich kürzlich mit dem Corona-Virus infiziert.

Die im Iran geborene Architektin lebte seit 1983 in Köln und besitzt seit 2003 die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre Tochter Mariam Claren in Köln versucht seit letztem Jahr, mit den Hasthtags #FreeNahid und #FreeMama auf die Festnahme ihrer Mutter aufmerksam zu machen.

Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), warf der iranischen Justiz vor, Nahid T. «sowohl konsularischer Beistand und angemessene medizinische Versorgung als auch Schutz vor einer Corona-Infektion verweigert» zu haben. «Ihre Haftumstände erfüllen den Tatbestand der Folter!», erklärte er am Mittwoch. Das Auswärtige Amt sei bisher nicht in der Lage gewesen, sich erkennbar für die Deutsch-Iranerin einzusetzen.

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