Anna, unsere einzige Gans mit einem Namen, hat keine Freunde. Sie sieht nicht gut und ist ein arger Schussel. Und auch ein Ei hat sie bislang noch keines gelegt, das heißt in der Konsequenz und bei genauem Hinschauen, eigentlich sollte Anna wohl Anton heißen…
„Ein wahres Paradies haben Sie hier ja!“, ein Kommentar, den ich öfters von Gartenbesuchern höre. Doch leider trügt der schöne Schein, in diesem Paradies herrschen nämlich gar keine paradiesischen Zustände, da geht es mitunter knallhart zu. Nehmen wir Anna, die etwas verwachsene Gans, die zudem schlecht sieht, in andere Gänse hineinläuft, Futternäpfe umwirft und von allen anderen gepiesackt wird. Sie ist die unterste Stufe in der Gänsehierarchie und auch die präpotenten Pubertierenden schnappen schon nach ihr, vertreiben sie von den Fresstöpfen oder liefern mal wieder die klare Botschaft: Du bist der letzte Dreck! Verzieh dich! Hau bloß ab!
Plötzlich große Graviola-Ernte
Ich denke wir werden Anton – denn Anna war für diese Gans eindeutig der falsche Name – bei Gelegenheit erlösen und in den Gänsehimmel schicken oder deutlicher, zu leckeren „Rillettes“ verarbeiten.
Wenn Sie jetzt gerade auf einen Gartenbesuch kämen, würden Sie wohl Bauklötze staunen, wie viele Graviola-Früchte (Soursop, Stachelannone, Annona muricata) da gerade heranwachsen. Wir kommen momentan kaum nach mit dem Ernten und dem anschließenden Verarbeiten. Denn diese Früchte sind in keiner Weise Supermarkt-tauglich, sie müssen, einmal reif, so rasch wie möglich auseinandergenommen werden. Das leckere
Fruchtfleisch wird eingefroren, die frischen Samen teilweise sofort gepflanzt, teilweise getrocknet.
Doch auch hier trügt der schöne Schein der gegenwärtig großen Ernte, die letzte liegt nämlich rund zwei Jahre zurück und dazwischen gab es rein gar nichts, sieht man von der Blätter-Ernte ab. Die getrockneten Blätter werden nämlich zu einem wohlschmeckenden Tee gemacht, dem eine Krebs bekämpfende Wirkung nachgesagt wird.
Avocados wurden arg verregnet
Ein desaströses Bild auch bei den Mangopflaumen in diesem Jahr: Sie wurden im April als saisonale Frucht erwartet, aber da die Blüten verregnet wurden, haben nur ganz vereinzelte, versteckte Früchte überlebt.
Den Avocados ging es nicht besser, auch ihre Blüten wurden verregnet, das hat die Ernte nachhaltig verhagelt, zusammen mit einem Sturm, der noch die letzten Früchte vernichtet hat. In Nong Khai hatten wir im vergangenen Jahr etwa 35 Kilos vom einzigen, schon großen Baum. Wir zehren heute noch von der eingefrorenen Guacamole, aber ein weiteres Jahr werden die Vorräte garantiert (und leider) nicht reichen.
Oder dann Solanum quitoense: Ich habe die leckere, säuerliche Lulo oder auch Naranjilla-Frucht (ein Nachtschattengewächs wie die Tomate) im vergangenen Jahr in Kolumbien kennengelernt. Die schönen, großen Blätter der mindestens 20 Pflanzen im Garten in Pattaya beeindrucken die Besucher sehr. Doch leider sind an all den Pflanzen total nur zwei Früchte hängengeblieben. Und als ich heute die Hälfte der Ernte – also eine einzige Frucht – probiert habe, hatte die – ganz im Gegensatz zum Original in Kolumbien – praktisch keine Samen.
Das Überleben der schönen Pflanze in meinem Garten ist somit eher unwahrscheinlich geworden.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite. |
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