Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Montag

Passagierflugzeuge der Lufthansa sind auf dem Flughafen Berlin Brandenburg International in Schönefeld geparkt. Foto: epa/Filip Singer
Passagierflugzeuge der Lufthansa sind auf dem Flughafen Berlin Brandenburg International in Schönefeld geparkt. Foto: epa/Filip Singer

Lufthansa kauft 17 Langstreckenjets von Boeing

FRANKFURT/MAIN: Die Lufthansa stärkt ihre Langstrecken-Flotte mit neuen Flugzeugen des US-Herstellers Boeing. Wie der MDax-Konzern am Montag in Frankfurt mitteilte, sollen 17 Flugzeuge bei Boeing gekauft werden. Darunter sind sieben Langstrecken-Passagierflugzeuge vom Typ Boeing 787-9, drei Frachtflugzeuge vom Typ Boeing 777F sowie sieben Frachtflugzeuge vom Typ 777-8F (neue Technologie). Darüber hinaus sollen bis 2024 laufende Leasingvereinbarungen über zwei Frachtflugzeuge vom Typ Boeing 777F verlängert werden, hieß es weiter. Angaben zum Kaufpreis wurden keine gemacht.

«Wir investieren konsequent in sparsamere, leisere und wirtschaftlichere Flugzeuge, die deutlich weniger CO2 ausstoßen und treiben damit schnell unsere Flottenmodernisierung voran», sagte Konzernchef Carsten Spohr. Die nun bestellten Flugzeuge gehörten zu den sparsamsten und nachhaltigsten Langstreckenflugzeugen ihrer Klasse. Mit dem Kauf gehe die Lufthansa «wieder in die Offensive» und baue die Führungsrolle aus, sagte der Manager.

Unter Berücksichtigung der beschlossenen Käufe rechne der Konzern 2022 mit Nettoinvestitionen von rund 2,5 Milliarden Euro. Auch bis 2024 werden die jährlichen Nettoinvestitionen den Angaben zufolge voraussichtlich rund 2,5 Milliarden Euro betragen. Lufthansa erwarte, dass die mit der Modernisierung verbundenen Kostenvorteile die Erreichung des Ziels vorantreiben werden, bis zum Jahr 2024 eine bereinigte operative Marge (bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von mindestens 8 Prozent und eine Kapitalrendite von mindestens 10 Prozent zu erreichen, hieß es weiter.


Viel Hoffnung und hohe Schulden - Hauptversammlung bei Lufthansa

FRANKFURT/MAIN: Die Lufthansa hat die Staatshilfe zwar zurückgezahlt, doch die Corona-Krise wirkt nach. Für den Klimaschutz stehen eigentlich große Investitionen an, doch die hohen Schulden begrenzen den Rahmen.

Neben starken Nerven brauchen Aktionäre der Deutschen Lufthansa nach zwei Jahren Corona-Krise vor allem Geduld. Wenn Konzernchef Carsten Spohr am Dienstag (10.00 Uhr) vor die Eigentümer tritt, hat er anstelle einer konkreten Gewinnprognose vor allem die Hoffnung auf bessere Zeiten im Gepäck. Bei der erneut online abgehaltenen Hauptversammlung werden die Aktionäre das dritte Jahr in Folge ohne Dividende auskommen müssen. Der hohe Schuldenstand und ein großer Investitionsbedarf setzen dem MDax-Konzern zudem enge Grenzen für die kommenden Jahre.

«Nach zwei Jahren Pandemie lassen wir die Krise heute mental hinter uns und blicken gestärkt in die Zukunft», lautet der zentrale Satz in Spohrs bereits vorab veröffentlichter Rede. Man sei besser durch die Krise gekommen als die meisten Wettbewerber und habe die Pandemie genutzt, um neue Stärken zu entwickeln. Das Flugangebot wurde stärker auf Privatreisende ausgerichtet. Der Multi-Marken-Konzern ist nach dem Abbau von rund 36.000 Stellen schlanker und flexibler geworden und prüft im Fall der Altitalia-Nachfolgerin ITA sogar eine Übernahme.

«Die Herausforderung in den kommenden Jahren besteht nun darin, die Schulden zurückzubezahlen und gleichzeitig in eine effizientere und umweltfreundliche Flotte zu investieren», erklärt der Nachhaltigkeitsexperte der Fondsgesellschaft Union Invest, Henrik Pontzen, und verlangt eine glaubwürdige Strategie zur klimagerechten Transformation. Ähnlich sieht es Deka-Vertreter Ingo Speich: «Erst Corona, dann der Krieg in der Ukraine: Lufthansa ist seit zwei Jahren im Dauerkrisenmodus. Dennoch sollte das Management auch der dritten Krise unserer Zeit, dem Klimawandel, aktiv entgegentreten.»

Im zweiten Corona-Jahr 2021 sei man von einem normalen Geschäftsjahr noch weit entfernt gewesen, schildert Spohr. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust auf rund 2,2 Milliarden Euro. Hier wirkte vor allem der Rekordgewinn der Logistiktochter Lufthansa Cargo dämpfend. Der Umsatz erholte sich um ein Viertel auf 16,8 Milliarden Euro, erreichte damit aber nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenjahres 2019. Im vergangenen Jahr begrüßte der Konzern rund 47 Millionen Fluggäste - rund 29 Prozent mehr als im ersten Corona-Jahr, aber fast 100 Millionen weniger als 2019. Eine konkrete Gewinnprognose für dieses Jahr traute sich der Konzern auch nach dem ersten Quartal nicht zu.

Klar ist hingegen, dass Lufthansa beim Neustart einen gewaltigen Schuldenballast an Bord hat. Zwar wurden 2021 die deutschen Staatshilfen getilgt, doch auf der anderen Seite auch viele neue Mittel auf dem Kapitalmarkt aufgenommen. Die Konzernkreditverschuldung ist in der Bilanz 2021 auf 16,7 Milliarden Euro gewachsen. Die Nettofinanzverschuldung betrug 14,4 Milliarden Euro. Die Investitionen insbesondere in neue Flugzeuge konnte Lufthansa im vergangenen Jahr nicht aus dem eigenen Cashflow bezahlen, plant aber nicht zuletzt wegen der günstigeren CO2-Werte eine Ausweitung.

Für die Aktionäre bedeutet das voraussichtlich weitere schmale Jahre. Solange der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes mit an Bord ist, darf ohnehin keine Dividende gezahlt werden. Der Bund ist verpflichtet, seine Anteile bis Oktober 2023 zu verkaufen, was immer wieder auf den Börsenkurs drücken dürfte. Als Vorgeschmack für weitere Kapitalerhöhungen schlägt das Unternehmen den Aktionären zudem vor, den Rahmen der Kapitalbevorratung deutlich auszuweiten.


Gericht verhandelt Flugzeugabsturz mit 152 Toten auf den Komoren

PARIS: Nach einem Flugzeugabsturz auf den Komoren mit 152 Toten und nur einer einzigen Überlebenden im Jahr 2009 muss sich die Gesellschaft Yemenia seit Montag vor einem Gericht in Paris verantworten. Der Airline wird fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen, es gibt 560 Nebenkläger, wie das Gericht mitteilte. 65 der Opfer waren Franzosen, die zumeist von den Komoren stammten. Sie waren von Paris und Marseille aus in die jemenitische Hauptstadt Sanaa geflogen und dort in die Unglücksmaschine zu dem ostafrikanischen Inselstaat Komoren umgestiegen.

Kurz vor der Landung auf dem Flughafen der Hauptstadt Moroni stürzte der Airbus bei schlechtem Wetter in den Indischen Ozean. Nur eine Zwölfjährige überlebte den Absturz zehn Stunden lang leicht verletzt im Wasser, weil sie eine Rettungsweste trug und sich an ein Wrackstück klammerte. Die heute 25-Jährige wird in dem Prozess aussagen.

Die französische Zivilluftfahrtbehörde BEA sah später Hinweise auf Fehler der Piloten als Ursache. Eine Frage ist auch, ob die Ausbildung ausreichend war und ob Defekte an der Landebahnbeleuchtung eine Rolle spielten. Wenn der Airline Versäumnisse nachgewiesen werden, droht ihr nach Gerichtsangaben eine Strafe von bis zu 225.000 Euro.


Englische Flughäfen kämpfen wegen Personalengpässen mit hohem Andrang

BIRMINGHAM: An den Flughäfen der englischen Städte Birmingham und Manchester haben Passagiere am Montag teilweise stundenlang vor den Sicherheitskontrollen warten müssen. Wartende beschrieben die Situation auf Twitter unter anderem als «absolutes Chaos».

Der Flughafen in Birmingham erklärte die Situation mit Personalengpässen und einem hohen Andrang, nachdem die verbliebenen Corona-Reisebeschränkungen aufgehoben wurden. Mehr als 40 Prozent der Belegschaft hätten während der Pandemie entlassen werden müssen. Im vergangenen November habe man dann wieder eine Einstellungsoffensive begonnen. Der Nachrichtenagentur PA zufolge warten etliche dieser neuen Beschäftigten noch auf notwendige Sicherheitsfreigaben.

Auch an Londoner Flughäfen wie Heathrow oder Stansted kam es in den vergangenen Wochen mehrfach zu sehr langen Schlangen. Airlines wie British Airways oder Easyjet strichen außerdem immer wieder Flüge wegen Personalengpässen, auch aufgrund von Corona-Infektionen. Vom Billigflieger Easyjet hieß es nun, man wolle teilweise die verfügbaren Sitzplätze in Fliegern reduzieren, um statt mit vier Flugbegleitern mit nur drei fliegen zu dürfen.

Der britische Verkehrsminister Grant Shapps will PA zufolge eine neue Regelung einführen, mit der Berufsanfänger in der Luftfahrt bereits ihre Trainings beginnen dürfen, ohne vorher alle Sicherheitsfreigaben abwarten zu müssen.


Fraport hält weiter an Beteiligung in Russland fest

FRANKFURT/MAIN: Der Flughafenbetreiber Fraport bleibt trotz der anti-russischen Sanktionen vorerst Minderheitsgesellschafter des Flughafens in St. Petersburg. Man wolle dem Ukraine-Aggressor Putin nicht mehr als 100 Millionen Euro schenken.

Der mehrheitlich öffentlich kontrollierte Flughafenbetreiber Fraport AG hält an seiner Beteiligung am Flughafen im russischen St. Petersburg-Pulkovo fest. Der Aufsichtsrat des MDax-Konzerns verurteilte am Montag zwar erneut den russischen Angriff auf die Ukraine, ließ den Unternehmenskurs bei der Minderheitsbeteiligung aber unverändert. Es wurde lediglich verabredet, die Beteiligung weiterhin «Tag für Tag» kritisch zu überprüfen. Das Land Hessen kontrolliert gemeinsam mit der Stadt Frankfurt die Mehrheit der Aktiengesellschaft.

Die Sanktionen gegen Russland unterstütze man uneingeschränkt, heißt es einer Mitteilung. Das Russland-Geschäft der Fraport ruhe seit Kriegsbeginn, erklärten Hessens Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) als Aufsichtsratsvorsitzender und Fraport-Chef Stefan Schulte gemeinsam. «Das Unternehmen zieht daraus keinerlei Nutzen oder Gewinn. Fraport hat unverzüglich und konsequent gehandelt.» Man wolle dem Aggressor Putin nicht einen dreistelligen Millionenbetrag überlassen, indem man auf die Anteile verzichte. Man sei zudem in der Pflicht, die Vermögenswerte der Steuerzahler wie der übrigen Fraport-Eigner zu erhalten.

Eine Neubewertung könne bei neuen Sanktionen oder bei einer militärischen Nutzung für den Ukraine-Krieg eintreten, erklärte Boddenberg. Fraport habe darauf keinen Einfluss, sagte Schulte. Bislang gebe es aber auch keine Hinweise, «dass mit Blick auf den Ukraine-Krieg bewaffnete Militärflüge über Pulkovo abgewickelt werden. Regierungsflüge können wir aber nicht ausschließen.»

Die Fraport AG ist über eine Holding in Zypern seit 2009 Minderheitsgesellschafter des Flughafenbetreibers Northern Capital Gateway und hat den Ausbau des viertgrößten russischen Flughafens in den vergangenen Jahren mit vorangetrieben. Vor einigen Jahren wurde der Fraport-Anteil von 37,5 Prozent auf 25 Prozent reduziert. Die Konzession läuft bis 2040. Weitere Eigner sind die von den westlichen Sanktionen betroffene VTB-Bank sowie die griechische Copelouzos Group.

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