Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Mittwoch

Foto: Pixabay
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Eurowings zahlt an neuer Basis in Prag Niedriglöhne

KÖLN/PRAG: Im Kampf um Fluggäste stellt sich Eurowings häufig als Qualitätsanbieter dar. Doch bei der Bezahlung ihrer Crews nutzt die Lufthansa-Tochter niedrige Tarifbedingungen im Ausland.

Beim Neustart des europäischen Flugverkehrs nach Corona setzt die Lufthansa-Tochter Eurowings auf Niedriglöhne in Osteuropa. An der neuen Basis Prag sollen Flugbegleiter in einem verpflichtenden Teilzeitmodell mit 92 Prozent Arbeitszeit ein monatliches Grundgehalt von 857 Euro erhalten. Bei 14 Gehältern ergibt sich daraus ein Jahresgrundgehalt von 12.000 Euro brutto. Entsprechende Hinweise in sozialen Medien bestätigte das Unternehmen am Mittwoch in Köln.

In Prag will Eurowings zunächst zwei und ab dem kommenden Sommer drei Jets stationieren und die Crews nach regionalen Konditionen bezahlen. Zu den Grundgehältern kommen noch variable Bestandteile und Spesen, so dass laut Eurowings Jahresgehälter von 20.000 bis 23.000 Euro brutto zu erwarten seien. Das entspreche «lokal marktüblichen Konditionen» und sei in Tschechien auf große Resonanz gestoßen. Im September hatte Eurowings von mehr als 6000 Bewerbungen auf zunächst rund 100 Jobs berichtet. Der Erstflug ab Prag soll am 31. Oktober ins britische Bristol gehen.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte den Billigkurs des Unternehmens. Die von Eurowings Europe angebotenen Gehälter lägen noch weit unter den nur temporär abgesenkten Tarifen bei der Ryanair-Tochter Malta Air (1350 Euro Grundgehalt) und erst recht unter denen bei der deutschen Eurowings-Teilgesellschaft mit mindestens 1805 Euro, erklärte ein Sprecher in Berlin.

Der Lufthansa-Ferienflieger will sein Geschäft auch ins zahlungskräftige Nordeuropa ausdehnen. Zu Ende März kommenden Jahres soll eine neue Basis mit zunächst fünf Flugzeugen in Stockholm eröffnen. Zum Start suche man dort 150 neue Crew-Mitglieder, wobei zu den Tarifdetails zunächst noch nichts bekannt ist. Stockholm wird damit ab dem Sommerflugplan 2022 zum elften Eurowings-Standort in Europa. Neben sechs deutschen Flughäfen gibt es dann Basen in Palma de Mallorca, Prag, Pristina, Salzburg und Stockholm.

Verdi-Experte Emilio Rezzonico befürchtet eine verschärfte Kosten-Konkurrenz innerhalb des Lufthansa-Konzerns zwischen den einzelnen Gesellschaften und Flugbetrieben (AOC). Er erklärte: «Wir beobachten seit geraumer Zeit mit Sorge die Verschiebung von Flugaufkommen zwischen den verschiedenen Unternehmen innerhalb der LH-Gruppe. Das passiert auf nationaler und internationaler Ebene. Lufthansa schafft damit eine künstliche Konkurrenz zwischen den Beschäftigten der einzelnen Gesellschaften und Standorte und übt Druck auf Sozialstandards aus.»

Gemeinsam mit Partnerorganisationen in der Schweiz, in Österreich und Tschechien fordere man die verbindliche Definition von Mindeststandards in der Lufthansa Gruppe, sagte der Verdi-Vertreter. Eurowings will hingegen lokale Tarifverträge in den verschiedenen europäischen Märkten, wie eine Sprecherin erklärte.


Gericht der EU weist Klagen gegen Air-Berlin-Übernahmen ab

LUXEMBURG: Das Gericht der Europäischen Union hat Klagen gegen die Übernahme von Air-Berlin-Teilen sowie der Air-Berlin-Tochter LGW durch Easyjet und Lufthansa abgewiesen. Die polnische Fluggesellschaft LOT hatte gegen entsprechende Genehmigungen der EU-Kommission von Ende 2017 geklagt. Die Richter in Luxemburg wiesen die Argumentation ab, dass die Brüsseler Behörde Fehler bei ihrer Entscheidung gemacht habe und die Beschlüsse für nichtig erklärt werden sollten, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte. Gegen das Urteil können noch Rechtsmittel beim EuGH eingelegt werden. (Rechtssachen T-296/18 und T-240/18)

Die EU-Wettbewerbshüter hatten vor knapp vier Jahren die Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin durch Easyjet ohne Auflagen genehmigt. Air Berlin hatte Mitte August 2017 Insolvenz angemeldet und wenige Monate später den Flugbetrieb eingestellt. Die EU-Kommission muss bei europaweit relevanten Zusammenschlüssen prüfen, ob Wettbewerbsverzerrungen oder Nachteile für Verbraucher entstehen könnten.

Im zweiten Fall hatte die Kommission die Übernahme von LGW durch die Lufthansa unter Auflagen genehmigt. Lufthansa wollte ursprünglich mit den Tochtergesellschaften LGW und Niki einen beträchtlichen Teil des Flugbetriebs von Air Berlin übernehmen. Die EU-Kommission äußerte allerdings Bedenken, dass auf mehreren Strecken Monopole entstehen könnten. Der EU-Kommission zufolge verzichtete Lufthansa daraufhin auf einen Teil der in Übernahmen vorgesehenen Start- und Landerechte insbesondere am Flughafen Düsseldorf.


United Airlines erholt sich langsam von Corona-Krise

CHICAGO: Die US-Fluggesellschaft United Airlines hat im dritten Quartal dank des langsam wieder zunehmenden Reiseverkehrs deutliche Geschäftszuwächse verbucht. Die Airline schaffte in den drei Monaten bis Ende September aufgrund umfassender Staatshilfen sogar einen Nettogewinn von 473 Millionen Dollar (407 Mio Euro), wie sie am Dienstag nach US-Börsenschluss in Chicago mitteilte. Die Aktie legte nachbörslich zunächst um rund zwei Prozent zu.

Das bereinigte Ergebnis lag jedoch mit 329 Millionen Dollar im Minus. Verglichen mit den massiven Verlusten der Vorquartal ist das indes bereits eine deutliche Verbesserung. Den Umsatz verdreifachte United gegenüber dem stark von der Corona-Krise belasteten entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 7,75 Milliarden Dollar. Das Unternehmen betonte aber, dass die Erlöse damit immer noch 32 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019 liegen - bevor die Pandemie den weltweiten Flugverkehr lahmlegte.

Inzwischen nimmt der Betrieb zwar allmählich wieder Fahrt auf, dafür droht neues Ungemach durch die hohen Kerosinpreise. So gab United im abgelaufenen Quartal über 1,7 Milliarden Dollar für Treibstoff aus - mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr. Mit einer Entlastung ist vorerst nicht zu rechnen. Der große US-Rivale Delta Air Lines etwa hatte vergangene Woche erst gewarnt, dass erhöhte Spritkosten den Gewinn im Schlussquartal kräftig drücken dürften.

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