Erneut landesweite Streiks in Griechenland - alle Flüge betroffen
ATHEN: Gegen das Vergessen und für komplette Aufklärung: Erneut legen die Griechen wegen des schweren Zugunglücks die Arbeit nieder und gehen auf die Straße. Ein «Weiter so» dürfe es nicht geben, fordern sie.
Normalerweise streiken die Menschen für mehr Lohn oder bessere Arbeitsbedingungen, in Griechenland protestieren sie zurzeit gegen den Schlendrian im Staat. Ein weiteres Mal wird am Donnerstag für 24 Stunden landesweit gestreikt. Auslöser ist das schwere Zugunglück vor gut zwei Wochen, bei dem 57 Menschen ums Leben kamen. Erstmals sind auch sämtliche In- und Auslandsflüge von den Streiks betroffen, weil unter anderem die Fluglotsen und die Angestellten der zivilen Luftfahrt die Arbeit niederlegen.
Die laufenden Ermittlungen zu dem Frontalzusammenstoß eines Personen- mit einem Güterzug brachten enorme Missstände bei der Bahn ans Tageslicht. So war der Bahnhofsvorsteher, der den Personenzug auf die falschen Gleise schickte, auf seinem Posten nachweislich völlig überfordert. Darüber hinaus funktionierten die modernen technischen Sicherheitssysteme seit Jahren nur zum Teil oder gar nicht. Sämtliche Regierungen der vergangenen 20 Jahre hätten in Sachen Bahn vollständig versagt, ist die einhellige Meinung.
Neben dem Flugverkehr werden auch der öffentliche Nahverkehr und die Fährverbindungen bestreikt. Der öffentliche Dienst geht ebenso in den Ausstand wie die Mitarbeiter des Gesundheitssektors. Ausnahmen soll es nur wenige geben - etwa einen Notdienst in den Krankenhäusern oder auch humanitäre Flüge. Im öffentlichen Nahverkehr werden Busse und Bahnen nur zur Mittagszeit fahren, um die Menschen zu Demonstrationen in den großen Städten des Landes zu bringen.
Warnstreik legt Flughafen Stuttgart erneut lahm - auch NRW betroffen
STUTTGART: Am Stuttgarter Flughafen wird es am Freitag erneut keinen regulären Flugbetrieb geben. Das teilte der Flughafen am Mittwoch nach einem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi mit. Es könnten nur Sicherheitslandungen, medizinische Flüge und militärische Flüge durchgeführt werden. Am Freitag waren regulär 169 Flugbewegungen geplant, von dem Warnstreik betroffen sind rund 20.000 Passagiere. Der Airport empfahl, sich bei der Fluglinie zu informieren und nicht zum Flughafen zu kommen.
Auch die Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn erwarten angesichts von für Freitag angekündigten Warnstreiks deutliche Einschränkungen. «Es ist mit erheblichen Beeinträchtigungen des Flugbetriebes zu rechnen», sagte ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn am Mittwoch der dpa. Reisende würden dringend gebeten, sich vorab bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter über den Status ihres Fluges zu informieren.
In Baden-Würrtemberg wurde neben Stuttgart auch zu einem ganztägigen Warnstreik am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden aufgerufen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder Flugstreichungen zu rechnen, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch in Stuttgart mit.
Er könne noch keine Angaben zu den Auswirkungen machen, sagte der Geschäftsführer des Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden, Uwe Kotzan. Man spreche mit dem betroffenen Unternehmen und werde versuchen, die Luftsicherheitskontrollen zu sichern, damit keine Flüge ausfallen. Bislang seien noch keine Flugstreichungen bekannt. Passagiere sollten sich bei ihrer Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter informieren und sich auf eventuell längere Wartezeiten einstellen.
In Stuttgart wird laut Verdi bei den Dienstleistern FraSec und Securitas Aviation gestreikt, die in der Luftsicherheit sowie der Fluggast- und Warenkontrolle tätig seien. Auch Beschäftigte der Unternehmen, die Bodenverkehrsdienste erbringen sowie Beschäftigte der Betreibergesellschaft des Flughafens, seien zum Streik aufgerufen, teilte Verdi mit. In Karlsruhe/Baden-Baden werde bei einer Firma gestreikt, die für die Passagierkontrolle zuständig sei.
Hintergrund für die Warnstreiks sind laut Verdi Verhandlungen zur Bezahlung in der Luftsicherheitsbranche sowie der Tarifstreit im öffentlichen Dienst. Zuletzt hatte Verdi am 17. Februar am Stuttgarter Flughafen zum Warnstreik aufgerufen. Ein regulärer Flugbetrieb war damals nicht möglich. Rund 20.000 Flugpassagiere mussten ihre Reisepläne ändern. Mehr als 160 Flüge fielen aus.