Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Donnerstag

Agnes Callamard, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen über außergerichtliche Hinrichtungen. Foto: epa/Stephanie Lecocq
Agnes Callamard, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen über außergerichtliche Hinrichtungen. Foto: epa/Stephanie Lecocq

Iran: Flugzeugabsturz nicht im Aufgabenbereich von UN-Expertin

TEHERAN/GENF: Der Iran hat sich im Fall eines abgeschossenen ukrainischen Passagierflugzeuges kritische Nachfragen einer UN-Expertin verbeten. Hintergrund ist ein jetzt veröffentlichter, 45 Seiten langer Brief von Agnes Callamard, UN-Expertin für außergerichtliche Hinrichtungen. Laut Callamard hat der Iran die Umstände beim Abschuss des Passagierflugzeugs vor gut einem Jahr bewusst verschleiert und mehrere Menschenrechtsverletzungen begangen. «Für den Flugzeugabsturz gibt es klare rechtliche Rahmen und er gehört definitiv nicht zum Aufgabenbereich einer UN-Expertin», sagte der iranische Außenamtssprecher Said Chatibsadeh am Donnerstag.

Der Brief sei unprofessionell, fehlerhaft und politisch motiviert, sagte der Sprecher. Außerdem seien solche irrelevanten Einmischungen von UN-Experten nicht konstruktiv für das weitere Prozedere des Falles, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur IRNA.

«Die Ungereimtheiten in den offiziellen Erklärungen scheinen darauf angelegt zu sein, ein Maximum an Verwirrung und ein Minimum an Klarheit zu schaffen», sagte die UN-Expertin am Dienstag in Genf. Sie habe auf ihren Brief keine Antwort erhalten. Briefe dieser Art bleiben für 60 Tage vertraulich.

Die Maschine mit der Flugnummer PS752 war am 8. Januar 2020 von iranischen Streitkräften kurz nach dem Start in Teheran abgeschossen worden. Alle 176 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Der Abschuss wurde von der iranischen Führung zunächst geleugnet. Später hieß es, das Flugzeug sei irrtümlich für eine amerikanische Rakete gehalten worden. Nach Angaben der Luftfahrtbehörde war das Radarsystem falsch ausgerichtet, was zu einem Kommunikationsfehler geführt habe. Der Absturz gehe auf einen «menschlicher Fehler» zurück. Teheran erklärte sich zwar grundsätzlich zu Schadenersatz bereit, wollte jedoch im Vorfeld alle technischen und juristischen Aspekte klären. Auch die Täter sollen bestraft werden.

Callamard zufolge waren die Erklärungen unzureichend. So sei nicht erklärt worden, warum das Radarsystem falsch ausgerichtet war. Auch sei unklar, warum Größe und Flugverhalten des Zielobjekts nicht geprüft worden seien. Plünderer seien zur Absturzstelle gelassen worden und der Platz sei später planiert worden, ohne dass Angehörige der Opfer Erinnerungsstücke erhalten hätten. Die Angehörigen seien respektlos behandelt worden.


Lufthansa-Tochter Swiss fliegt bald öfter nach Berlin

ZÜRICH: Die Lufthansa-Tochter Swiss baut ihren Flugplan zum Sommer hin aus. Zwischen Juli und September werde das Angebot nach derzeitigen Plänen auf etwa 65 Prozent der Kapazitäten von vor der Corona-Krise erweitert, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Zürich mit.

Von Zürich nach Berlin soll es künftig mehr Flüge geben, bis zu sechs am Tag, hieß es. Miami im US-Bundesstaat Florida soll bereits ab 28. März wieder fünf Mal pro Woche angeflogen werden. Neu will die Swiss auch Tallinn in Estland (ab 25. Juni) und Billund in Dänemark (ab 2. Juli) ins Programm nehmen. Insgesamt sollen ab Juli dann 85 Destinationen aus Zürich angeflogen werden. 2019 flog die Swiss noch mehr als 100 Destinationen von Zürich aus an. Sie beförderte mit etwa 90 Maschinen 19 Millionen Passagiere.

Alle Tickets könnten bis 31. Mai beliebig oft und kostenlos umgebucht werden, wie die Airline berichtete. Nach diesem Datum sei noch eine weitere gebührenfreie Umbuchung möglich.


Qantas plant Flug-Comeback im Oktober

SYDNEY: Die australische Airline Qantas plant ab Ende Oktober die Wiederaufnahme des internationalen Flugverkehrs. Dann soll das Impfprogramm gegen das Coronavirus in «Down Under» abgeschlossen sein, wie Qantas-Chef Alan Joyce am Donnerstag mitteilte. Regelmäßige Verbindungen nach Neuseeland, das weitgehend Corona-frei ist, könnten schon im Juli wieder starten. «Wir stehen in engem Kontakt mit der Regierung, und wenn die Dinge sich ändern, dann werden sich auch die Daten ändern», so Joyce.

Qantas ist wegen der Grenzschließungen in eine tiefe Krise geraten. Im November hatte das Unternehmen angekündigt, künftig eine Impfpflicht für internationale Verbindungen verlangen zu wollen. Australien ist bisher wegen strikter Maßnahmen und einem seit fast einem Jahr anhaltenden Reisestopp ins Ausland relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen.

In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftjahres 2020/21 (bis Ende Juni 2021) brach der Qantas-Umsatz auf 2,33 Milliarden australischer Dollar (derzeit etwa 1,5 Mrd Euro) ein, das ist ein Minus von rund 75 Prozent. Unter dem Strich stand ein Halbjahresverlust von 1,08 Milliarden Dollar, nach 445 Millionen Dollar Gewinn ein Jahr zuvor.


FAA bleibt wegen Mängeln bei Zulassung von Boeing 737 Max unter Druck

WASHINGTON: Das US-Verkehrsministerium sieht trotz der Reformen nach dem Debakel mit Boeings Unglücksflieger 737 Max immer noch Schwächen im Zulassungsverfahren der Luftfahrtaufsicht FAA. Die Lektionen aus den Versäumnissen zeigten, dass sowohl bei der Zertifizierung von Flugzeugen als auch bei der Beaufsichtigung von Herstellern weiter Handlungsbedarf bestehe, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsbericht des Ministeriums.

Es sei noch viel Arbeit nötig, um das Vertrauen in die Prozesse der FAA wieder her- und das höchste Level an Sicherheit bei der Zertifizierung sicherzustellen. Der Bericht listet insgesamt 14 Kritikpunkte auf, die die Aufsicht verbessern soll. Dabei geht es etwa um größere Unabhängigkeit - so müsse es künftig klarer gemacht werden, wenn Boeing-Mitarbeiter selbst Aufgaben der FAA ausführen. Die Behörde stimmte allen Einwänden zu und gelobte Besserung.

Boeings bestverkaufte Modellreihe 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten weltweit mit Flugverboten belegt worden. Die Wiederzulassung in den USA erfolgte erst rund 20 Monate später, nachdem Fehler an einem mangelhaften Steuerungsprogramm behoben worden waren. Boeing wurde nach den Unglücken vorgeworfen, die Sicherheit der Maschinen vernachlässigt zu haben. Die FAA musste sich harsche Kritik wegen Aufsichtsversagens gefallen lassen.

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Leserkommentare

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