Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Dienstag

Boeing liefert weniger Flugzeuge aus - Airbus zieht weiter davon

CHICAGO: Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat im April deutlich weniger Flugzeuge ausgeliefert als im Vormonat.

Insgesamt übergab der Airbus-Rivale laut eigenen Daten vom Dienstag 35 Maschinen an Kunden - im März waren es 41. Der Großteil entfiel auf den früheren Problemflieger 737 Max. Der Mittelstreckenjet ist Boeings gefragtestes Modell, obwohl er nach zwei Abstürzen lange mit Startverboten belegt war. Die Bilanz leidet weiter unter Problemen mit dem Langstreckenflieger 787 «Dreamliner», der wegen Produktionsmängeln nicht ausgeliefert werden kann. Boeings Aufträge gingen von 53 im Vormonat auf 46 zurück. Airbus lieferte im April 48 Verkehrsflugzeuge aus und erhielt Bestellungen für 98 Maschinen.


Italien will Ita-Verkauf im Juni abschließen - Angebote bis 23. Mai

ROM: Die italienische Fluggesellschaft Ita, an der die Lufthansa zusammen mit der Reederei MSC interessiert ist, soll bis Ende Juni verkauft werden. Bis zum 23. Mai müssen die insgesamt drei potenziellen Käufer verbindliche Angebote für den Nachfolger der Traditions-Airline Alitalia vorlegen, wie Italiens Finanzminister Daniele Franco am Dienstag im Parlament in Rom verkündete.

Neben Lufthansa/MSC sind der Fonds Certares zusammen mit der US-Airline Delta und Air France-KLM sowie der am Billigflieger Wizz Air beteiligte Investor Indigo Partners im Rennen um die Übernahme von Ita. Der italienische Staat, der Alitalia im März 2020 übernommen hatte und bislang noch Eigner des Nachfolgers Ita ist, werde auch nach dem Verkauf eine Minderheitsbeteiligung halten.

Eine Voraussetzung für den Zuschlag sei nach Angaben des Ministers, dass künftig mindestens 51 Prozent der Anteile an Ita von einer europäischen Firma gehalten werden. Darüber hinaus werde den Ausschlag geben, welches Angebot vom finanziellen und rechtlichen Aspekt her das Beste ist, aber auch welches die besten Aussichten für die Zukunft von Ita als internationale Fluggesellschaft und für die Angestellten bringt. «Wir werden uns für das Angebot entscheiden, welches zusammengenommen am besten ist», sagte Franco.

Nachdem Lufthansa und MSC schon im Januar ihr Interesse verkündet hatten, dauerte es bis in die vorige Woche, bis Ita in der vorigen Woche seine Bücher öffnete für die drei Interessenten. Ita war am 15. Oktober 2021 als Alitalia-Nachfolger an den Start gegangen, zunächst aber mit einer deutlich kleiner Flotte und weniger Personal.


Passagiere erhalten Fotos von Flugzeugabstürzen - Abflug gestoppt

TEL AVIV/ISTANBUL: Weil Passagiere Fotos von Flugzeugabstürzen auf ihre Handys erhalten haben sollen, ist der Abflug eines Flugzeuges in Tel Aviv auf seinem Weg zur Startposition vorübergehend gestoppt worden. Das Flugzeug mit 165 Passagieren von Anadolu Jet - einer Tochtergesellschaft von Turkish Airlines - sei wieder zum Terminal zurückgebracht worden, teilte der Flughafen Ben Gurion nahe Tel Aviv am Dienstagmittag mit.

Nach einer erneuten Untersuchung der Passagiere und des Gepäcks sowie vollständiger Sicherheitsfreigabe sei dem Flugzeug am Nachmittag die Startfreigabe erneut erteilt worden. Der Flieger sollte laut einem Sprecher von Turkish Airlines nach Istanbul fliegen. Der Sprecher hatte zuvor auch den Vorfall gegenüber der dpa bestätigt.

Wie der Flughafen mitteilte, hatten Passagiere die Crew darüber informiert, dass sie Fotos von Flugzeugabstürzen auf ihre Mobiltelefone erhalten hätten. Später hieß es, mehrere Passagiere würden wegen des Verdachts befragt, dass sie das Bildmaterial versendet hätten. Turkish Airlines teilten mit, die Bilder seien über AirDrop versendet worden. AirDrop erlaubt den Austausch von Dateien ohne Kabel, aber nur über eine begrenzte Entfernung hinweg.

Der israelische Rundfunk berichtete unter Berufung auf den Flughafen, die Quelle der versandten Fotos habe sich im Flugzeug befunden. Es handele sich nicht um eine Cyber-Attacke. Die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen.


Lufthansa-Chef: Volle Kapazität möglicherweise schon vor 2025

FRANKFURT/MAIN: Die Lufthansa könnte früher als geplant die Corona-Flaute vollständig überwunden haben. Das Angebot könne das Vorkrisen-Niveau möglicherweise schon vor 2025 erreichen, sagte Konzernchef Carsten Spohr am Dienstag auf der Hauptversammlung des MDax-Konzerns. Bisherige Prognosen erwiesen sich möglicherweise als zu vorsichtig. Nach 75 Prozent in diesem Jahr will Lufthansa 2023 rund 95 Prozent des Angebots von 2019 fliegen.

«Nach zwei Jahren Pandemie lassen wir die Krise heute mental hinter uns und blicken gestärkt in die Zukunft», erklärte Spohr. Man sei besser durch die Krise gekommen als die meisten Wettbewerber und habe die Pandemie genutzt, um neue Stärken zu entwickeln. Das Flugangebot wurde stärker auf Privatreisende ausgerichtet. Der Multi-Marken-Konzern ist nach dem Abbau von rund 36.000 Stellen schlanker geworden und prüft im Fall der Alitalia-Nachfolgerin ITA sogar eine neue Beteiligung.

Im zweiten Corona-Jahr 2021 sei man von einem normalen Geschäftsjahr noch weit entfernt gewesen, schilderte Spohr. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust auf rund 2,2 Milliarden Euro. Hier wirkte vor allem der Rekordgewinn der Logistiktochter Lufthansa Cargo dämpfend. Der Umsatz erholte sich um ein Viertel auf 16,8 Milliarden Euro, erreichte damit aber nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenjahres 2019.

Beim Neustart hat Lufthansa einen gewaltigen Schuldenballast an Bord, will aber seine Flotte auch wegen des geringeren Spritverbrauchs und CO2-Ausstoßes schnell erneuern. So kündigte der Konzern am Montagabend an, weitere 17 Langstreckenjets bei Boeing zu kaufen, darunter sieben Passagiermaschinen vom Typ 787 und zehn Exemplare der Frachtversion der 777.

Zwar wurden 2021 die deutschen Staatshilfen getilgt, doch auf der anderen Seite auch viele neue Mittel auf dem Kapitalmarkt aufgenommen. Die Konzernkreditverschuldung wuchs in der Bilanz 2021 auf 16,7 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung betrug 14,4 Milliarden Euro. Der Konzern plant den Verkauf des Kreditkartengeschäfts Airplus, des internationalen Catering-Geschäfts LSG und einer Minderheit an der Wartungstochter Lufthansa Technik.

Die Aktionäre sollen nach dem Vorschlag des Managements das dritte Jahr in Folge keine Dividende erhalten. Solange der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes mit an Bord ist, darf keine Dividende gezahlt werden. Der Bund ist verpflichtet, seine Anteile bis Oktober 2023 zu verkaufen.


Fraport mit Verlust - Abschreibung auf Russland-Kredit

FRANKFURT/MAIN: Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ist trotz der Erholung des Passagierverkehrs im ersten Quartal in den roten Zahlen geblieben. Weil der Konzern knapp 50 Millionen Euro auf ein Darlehen im Zusammenhang mit seiner Beteiligung am Flughafen in St. Petersburg abschrieb, entfiel auf die Aktionäre ein Verlust von rund 108 Millionen Euro, wie Fraport am Dienstag mitteilte. Damit schnitt die Gesellschaft schlechter ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Für das Gesamtjahr rechnet Vorstandschef Stefan Schulte in Frankfurt weiter mit einer Erholung der Nachfrage auf 39 Millionen bis 46 Millionen Fluggäste. Dabei erwartet er sowohl im Tagesgeschäft als auch unter dem Strich schwarze Zahlen.

Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum lockdowngeprägten Vorjahreszeitraum überraschend stark um 40 Prozent auf knapp 540 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um gut drei Viertel auf knapp 71 Millionen Euro zu, blieb aber hinter den Erwartungen von Analysten zurück.


Viel Hoffnung und hohe Schulden - Hauptversammlung bei Lufthansa

FRANKFURT/MAIN: Die Lufthansa hat die Staatshilfe zwar zurückgezahlt, doch die Corona-Krise wirkt nach. Für den Klimaschutz stehen eigentlich große Investitionen an, doch die hohen Schulden begrenzen den Rahmen.

Neben starken Nerven brauchen Aktionäre der Deutschen Lufthansa nach zwei Jahren Corona-Krise vor allem Geduld. Wenn Konzernchef Carsten Spohr am Dienstag (10.00 Uhr) vor die Eigentümer tritt, hat er anstelle einer konkreten Gewinnprognose vor allem die Hoffnung auf bessere Zeiten im Gepäck. Bei der erneut online abgehaltenen Hauptversammlung werden die Aktionäre das dritte Jahr in Folge ohne Dividende auskommen müssen. Der hohe Schuldenstand und ein großer Investitionsbedarf setzen dem MDax-Konzern zudem enge Grenzen für die kommenden Jahre.

«Nach zwei Jahren Pandemie lassen wir die Krise heute mental hinter uns und blicken gestärkt in die Zukunft», lautet der zentrale Satz in Spohrs bereits vorab veröffentlichter Rede. Man sei besser durch die Krise gekommen als die meisten Wettbewerber und habe die Pandemie genutzt, um neue Stärken zu entwickeln. Das Flugangebot wurde stärker auf Privatreisende ausgerichtet. Der Multi-Marken-Konzern ist nach dem Abbau von rund 36.000 Stellen schlanker und flexibler geworden und prüft im Fall der Altitalia-Nachfolgerin ITA sogar eine Übernahme.

«Die Herausforderung in den kommenden Jahren besteht nun darin, die Schulden zurückzubezahlen und gleichzeitig in eine effizientere und umweltfreundliche Flotte zu investieren», erklärt der Nachhaltigkeitsexperte der Fondsgesellschaft Union Invest, Henrik Pontzen, und verlangt eine glaubwürdige Strategie zur klimagerechten Transformation. Ähnlich sieht es Deka-Vertreter Ingo Speich: «Erst Corona, dann der Krieg in der Ukraine: Lufthansa ist seit zwei Jahren im Dauerkrisenmodus. Dennoch sollte das Management auch der dritten Krise unserer Zeit, dem Klimawandel, aktiv entgegentreten.»

Im zweiten Corona-Jahr 2021 sei man von einem normalen Geschäftsjahr noch weit entfernt gewesen, schildert Spohr. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust auf rund 2,2 Milliarden Euro. Hier wirkte vor allem der Rekordgewinn der Logistiktochter Lufthansa Cargo dämpfend. Der Umsatz erholte sich um ein Viertel auf 16,8 Milliarden Euro, erreichte damit aber nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenjahres 2019. Im vergangenen Jahr begrüßte der Konzern rund 47 Millionen Fluggäste - rund 29 Prozent mehr als im ersten Corona-Jahr, aber fast 100 Millionen weniger als 2019. Eine konkrete Gewinnprognose für dieses Jahr traute sich der Konzern auch nach dem ersten Quartal nicht zu.

Klar ist hingegen, dass Lufthansa beim Neustart einen gewaltigen Schuldenballast an Bord hat. Zwar wurden 2021 die deutschen Staatshilfen getilgt, doch auf der anderen Seite auch viele neue Mittel auf dem Kapitalmarkt aufgenommen. Die Konzernkreditverschuldung ist in der Bilanz 2021 auf 16,7 Milliarden Euro gewachsen. Die Nettofinanzverschuldung betrug 14,4 Milliarden Euro. Die Investitionen insbesondere in neue Flugzeuge konnte Lufthansa im vergangenen Jahr nicht aus dem eigenen Cashflow bezahlen, plant aber nicht zuletzt wegen der günstigeren CO2-Werte eine Ausweitung.

Für die Aktionäre bedeutet das voraussichtlich weitere schmale Jahre. Solange der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes mit an Bord ist, darf ohnehin keine Dividende gezahlt werden. Der Bund ist verpflichtet, seine Anteile bis Oktober 2023 zu verkaufen, was immer wieder auf den Börsenkurs drücken dürfte. Als Vorgeschmack für weitere Kapitalerhöhungen schlägt das Unternehmen den Aktionären zudem vor, den Rahmen der Kapitalbevorratung deutlich auszuweiten.

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