Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Dienstag

Foto: Pixabay
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Flugverband IATA will Corona-Tests für internationale Passagiere

GENF: Flugpassagiere sollen wieder sorglos international reisen können - dafür fordert der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) Corona-Schnelltests direkt vor dem Abflug für jeden Reisenden. Damit würden Quarantäne-Vorschriften im Zielland überflüssig, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac am Dienstag in Genf. Solche Maßnahmen würgten jede erhoffte Erholung im Luftverkehr ab, warnte er.

Der Verband sei mit Regierungen direkt und in der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) bereits im Gespräch. Die IATA-Fluggesellschaften stünden zu 100 Prozent hinter dem Vorschlag.

Die IATA geht davon aus, dass Antigen-Tests für weniger als zehn Euro pro Test mit Ergebnissen innerhalb von 15 Minuten ab Oktober auf dem Markt sind und mehr als 99 Prozent akkurate Ergebnisse liefern. Medizinisches Personal sei nicht nötig. Die Tests sollten verpflichtend sein, die Kosten von staatlicher Seite getragen werden. Wer einen Test verweigere, könne nicht einsteigen, sagte de Juniac. Für das Programm seien bei einer Erholung des Betriebs mittelfristig wahrscheinlich vier bis fünf Millionen Tests pro Tag nötig.

IATA sehe bei internationalen Flügen kaum Erholung, sagte de Juniac. Im Juli seien verglichen mit dem Vorjahresmonat nur acht Prozent so viele Passagiere unterwegs gewesen. Grund sei unter anderem, dass sie kaum Reisepläne machen könnten, weil sie stets neue Quarantäneauflagen im Zielland befürchten müssten.


Rettungsplan für skandinavische Fluglinie SAS abgesegnet

STOCKHOLM: Der Rettungsplan für die skandinavische Fluggesellschaft SAS hat die Zustimmung der Aktionäre erhalten. Der Rekapitalisierungsplan der SAS-Führung im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie wurde am Dienstag auf einer Hauptversammlung in Solna bei Stockholm abgesegnet, wie die Fluglinie mitteilte. Damit seien alle Bedingungen erfüllt, um den Plan in die Tat umzusetzen.

Die SAS und die Luftfahrtbranche insgesamt waren heftig von der Corona-Krise getroffen worden. Die Skandinavier hatten bereits Ende Juni einen Rettungsplan vorgelegt, der seitdem mehrmals revidiert worden war, bis unter anderem alle Hauptaktionäre - die Regierungen von Schweden und Dänemark sowie die Stiftung Knut und Alice Wallenberg - zufrieden waren.

«Es ist eine große Freude, dass wir Unterstützung für die absolut notwendige Rekapitalisierung von SAS erhalten haben», sagte SAS-Chef Rickard Gustafson der schwedischen Zeitung «Dagens Nyheter». Nach ihren Angaben hat die Finanzspritze für das Unternehmen einen Umfang von rund 14 Milliarden schwedischen Kronen (1,35 Mrd Euro), mit der SAS trotz der Krise geschäftstüchtig bleiben soll. Der Plan sieht unter anderem eine Erhöhung des Aktienkapitals sowie Kredite des schwedischen und des dänischen Staats vor.


EU-Kommission legt Pläne für Reform des europäischen Luftraums vor

BRÜSSEL: Mit überarbeiteten Plänen für eine bessere Zusammenarbeit im Luftverkehr will die EU-Kommission Kosten sparen, Verspätungen verringern und den Ausstoß von Treibhausgasen senken. «Das Ziel ist, die Überwachung des europäischen Luftraums zu modernisieren sowie nachhaltigere und effizientere Flugrouten einzurichten», teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit. Dadurch könnten die Emissionen um zehn Prozent verringert werden, sagte EU-Transportkommissarin Adina Valean.

«Flugzeuge kreuzen manchmal zwischen verschiedenen Lufträumen, dadurch gibt es mehr Verspätungen und höheren Treibstoffverbrauch», sagte Valean. «Ein effizientes Management für den Luftverkehr bedeutet direktere Routen und niedrigere Energienutzung, das führt zu weniger Emissionen und geringeren Kosten für unsere Airlines.» Die Kommission betonte, manche Fluggesellschaften wählten nicht die direkte Route, um Lufträume mit höheren Gebühren zu vermeiden. Allein 2019 hätten Verspätungen rund sechs Milliarden Euro gekostet und zu Millionen Tonnen überflüssigem CO2-Ausstoß geführt.

Mit dem Single European Sky (SES) sollen seit Jahren die Flugrouten in Europa optimiert werden, anstatt sie von einem Flickenteppich an nationalen Kontrollstellen organisieren zu lassen. Derzeit gibt es für den 10,8 Millionen Quadratkilometer großen Luftraum insgesamt 60 Kontrollstellen, in Deutschland die Deutsche Flugsicherung.

Den neuen Plänen zufolge soll es keine Pflicht mehr sein, neun vorgegebene «Funktionale Luftraumblöcke» - also eine gemeinsame Luftraumüberwachung etwa für Deutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Luxemburg und die Schweiz - zu nutzen. Stattdessen soll ein Netzwerkmanager die Zusammenarbeit koordinieren. Ziel sei ein flexibleres System anstelle starr vorgeschriebener Blöcke, sagte Kommissarin Valean. Es gehe darum, effizientere und freiwillige Allianzen zu bilden. Der SES ist ein wichtiger Bestandteil des Klimaprogramms von Kommissionschefin Ursula von der Leyen, dem sogenannten Green Deal.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) begrüßte die Pläne. «Jetzt geht es darum, dass die EU-Mitgliedsstaaten den Absichtserklärungen Taten folgen lassen», sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Die EU-Staaten müssen wie auch das Europäische Parlament den Plänen der Kommission noch zustimmen, bevor diese in Kraft treten können. Auch der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber nahm die Staaten in die Pflicht. «Das Europäische Parlament ist bereit, schnell zu handeln», sagte er.

Zustimmung kam auch aus der FDP-Bundestagsfraktion. Deren Berichterstatter für Luftverkehr, Bernd Reuther, betonte aber, die EU-Kommission müsse in ihrem Konzept auch neuen Mobilitätskonzepten wie Drohnen oder Flugtaxis genügend Platz einräumen.


Milliardenauftrag: Hochtief-Töchter bauen Terminal in San Diego

ESSEN/SAN DIEGO: Zwei US-Töchter des Essener Baukonzerns Hochtief haben den Zuschlag für den Bau eines neuen Terminals am Flughafen San Diego erhalten.

Das Projekt habe einen Umfang von 2,265 Milliarden US-Dollar (1,93 Mrd Euro) und soll das in den 1960ern errichtete alte Terminal ersetzen, teilten die Unternehmen Flatiron und Turner in einer gemeinsamen Mitteilung am Dienstag in San Diego mit. Der Bau soll gegen Ende des Jahres 2021 beginnen, sobald alle Umweltauflagen erfüllt sind, hieß es weiter. Laut den Planungen wollen die Firmen den ersten Teilabschnitt im ersten Quartal 2025 für den Betrieb freigeben, der Rest des Terminals könnte dann bis zum Frühjahr 2027 für die Nutzung bereitstehen.


Brüssel: Deutsche Weitergabe von Passagierdaten «nicht vorgesehen»

BRÜSSEL: Die EU-Kommission sieht die in Deutschland praktizierte Weitergabe von Passagierdaten an die örtlichen Gesundheitsbehörden kritisch. Daten aus der «Passenger Name Record»-Datenbank (PNR) sollten nicht aus gesundheitlichen Gründen genutzt werden, sagte ein Kommissionsvertreter im Innenausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. Der FDP-Europaparlamentarier Moritz Körner warnte die Bundesregierung vor Konsequenzen.

«Die Bundesregierung sollte das Gesetz zur Durchführung der internationalen Gesundheitsvorschriften sofort nachjustieren, um ein peinliches Vertragsverletzungsverfahren gerade während der deutschen Ratspräsidentschaft zu verhindern», sagte Körner am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Am Vortag hatte der Kommissionsvertreter im Innenausschuss betont: «Der Wirkungsbereich der PNR-Richtlinie ist natürlich die Bekämpfung von schwerwiegendem organisierten Verbrechen beziehungsweise Terrorismus. Die öffentliche Gesundheit fällt nicht darunter.» EU-Staaten seien darauf hingewiesen worden, «dass dies nicht der vorgesehene Wirkungs- oder Anwendungsbereich dieser Richtlinie ist». Die Kommission sehe keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern.

Die Bundesregierung hatte das Gesetz zur Durchführung der Internationalen Gesundheitsvorschriften im Frühling so geändert, dass Fluggastdaten wie Adresse und Sitzplatznummer an Gesundheitsämter übermittelt werden dürfen. Damit sollen die Behörden bei einem Corona-Verdacht schneller Passagiere ausfindig machen können. Bisher wurde dies in einigen Dutzend Fällen umgesetzt. Die Daten werden laut Bundesregierung nicht für die Überwachung von Quarantäne und Meldepflicht verarbeitet.

Körner betonte nun: «Im EU-Recht festgelegte Zweckbindungen dürfen nicht einfach national anlassbezogen ausgehebelt werden.» Die EU-Kommission habe klar gemacht, dass trotz der notwendigen Bekämpfung des Coronavirus die rechtsstaatlichen Prinzipien der EU eingehalten werden müssten.

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