DAMASKUS: Die türkische Armee hat Aktivisten zufolge im Norden Syriens erneut Gebiete unter kurdischer Kontrolle beschossen. Es seien am Donnerstagmorgen unter anderem mehrere Dörfer in der Nähe der Stadt Tall Tamr angegriffen worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Sie stützt sich bei ihren Angaben auf Informanten vor Ort. Die kurdische Nachrichtenagentur Hawar meldete türkische Angriffe mit Artillerie und Mörsergranaten.
Bereits am Mittwoch hatte die türkische Armee nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter im Norden Syriens Gebiete unter Kontrolle der syrischen Kurdenmiliz YPG beschossen. Angegriffen wurden Ziele in der Nähe der Orte Manbidsch und Kobane.
Das türkische Verteidigungsministerium sagte der dpa: «Das sind alltägliche Routine-Aktionen. Noch hat keine größere Operation gestartet.»
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor mit einem neuen Militäreinsatz in dem Nachbarland gedroht, der bis zu 30 Kilometer in syrisches Gebiet führen könnte. Zuletzt konkretisierte er, dass er in Nordsyrien eine «neue Phase» einleiten und die Orte Tall Rifat und Manbidsch von «Terroristen» der Kurdenmiliz YPG «säubern» wolle. US-Außenminister Antony Blinken sagte, die USA lehne jede Eskalation in Nordsyrien ab. Jede neue Offensive könne die regionale Stabilität untergraben.
Die Türkei hält bereits Gebiete in Nordsyrien besetzt und argumentiert mit Sicherheitsinteressen. Die Regierung in Ankara betrachtet die YPG als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und als Terrororganisation. Die USA wiederum arbeiten mit der YPG im syrischen Bürgerkrieg als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zusammen.