Luftfahrtkrise setzt Airbus-Konzern zu

Foto: Pixabay/Richard Eisenmenger
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TOULOUSE: Im vorigen Jahr um diese Zeit sah alles noch so gut aus für Airbus: Volle Auftragsbücher ließen den Flugzeugbauer schließlich sogar am ewigen Konkurrenten Boeing vorbeiziehen. Doch nun ist alles anders - dank Corona.

Mitten in der Luftfahrtkrise legt der Flugzeugbauer Airbus seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr vor. Die coronabedingte Bestellflaute setzt dem Konzern mit Schaltzentrale im französischen Toulouse zu. Airbus-Chef Guillaume Faury hatte immer wieder betont, dass die Corona-Pandemie die Luftfahrtbranche in ihre schlimmste Krise überhaupt gestürzt habe.

Airbus hatte vor rund einem Monat angekündigt, rund 15.000 Stellen weltweit streichen zu wollen. Eine Überraschung war das nicht. Der Konzern hatte zuvor erklärt, für zwei Jahre die Produktion und Auslieferungen um 40 Prozent zu drosseln. Im Juni und Mai hatte der Flugzeugbauer keine neuen Flugzeug-Bestellungen eingesammelt.

Noch im vergangenen Jahr sah das alles ganz anders aus. Der Konzern befand sich im Höhenflug. Besonders erfolgreich war Airbus damals im Zivilflugzeugbau und setzte vor allem auf seine Mittelstreckenjets. Beflügelt wurde der Erfolg damals auch von dem Debakel beim US-Rivalen Boeing. Dieser war wegen seiner Unglücksjets 737 Max in eine schwere Krise geschlittert. Schließlich konnte Airbus 2019 Boeing sogar den Titel als weltgrößter Flugzeugbauer abjagen.

Zwar konnte Airbus 2019 ein Erfolgsjahr feiern, Milliardenstrafen wegen eines Korruptionsskandals verhagelten dem Konzern damals dann trotzdem die Endjahresbilanz - er rutschte tief in die roten Zahlen. Derzeit sieht es für Airbus nun überhaupt nicht mehr rosig aus.

Auch der Handelsstreit mit den USA belastet den Flugzeugbauer. Dieser dauert seit mehr als 15 Jahren an, die USA und die EU beschuldigen sich gegenseitig illegaler Beihilfen für die Luftfahrtkonzerne Airbus und Boeing.

Die Welthandelsorganisation WTO hatte den USA Strafzölle auf europäische Exporte im Wert von bis zu 7,5 Milliarden Dollar pro Jahr genehmigt. Die USA machen davon bereits kräftig Gebrauch - so gilt etwa auf Flugzeugimporte eine Sonderabgabe in Höhe von 15 Prozent.

Überraschend hatte Airbus in der vergangenen Woche einen Schritt auf die USA zu gemacht. Der Konzern hatte sich mit den Regierungen Frankreichs und Spaniens darauf geeinigt, Änderungen an den Verträgen über die rückzahlbare Startinvestition für den Langstreckenflieger A350 vorzunehmen. So wollte Airbus die USA dazu bewegen, einzulenken und die belastenden Strafzölle aufzuheben.

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