Afghanistan wählt neuen Präsidenten

Foto: epa/Muhammad Sadiq
Foto: epa/Muhammad Sadiq

KABUL (dpa) - Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wählt Afghanistan einen neuen Präsidenten. Mehr als 70.000 Sicherheitskräfte sollen die Wahl sichern. Realistische Chancen auf einen Sieg haben zwei Kandidaten.

In Afghanistan sind an diesem Samstag mehr als 9,6 Millionen Menschen aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Die Abstimmung (ab 4.30 Uhr MESZ) findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Fast ein Drittel der Wahllokale bleibt geschlossen, weil die Gebiete von den islamistisch-militanten Taliban kontrolliert oder beeinflusst werden und Anschläge befürchtet werden. 18 Kandidaten stehen auf dem Stimmzettel, vier von ihnen haben ihre Kandidatur mittlerweile zurückgezogen. Realistische Chancen auf einen Sieg haben der amtierende Präsident Aschraf Ghani und sein Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah.

Mehr als 72.000 Sicherheitskräfte sollen nach Angaben des Innenministeriums die Wahl absichern. Weitere 20.000 bis 30.000 stehen als Reserve bereit. In der Hauptstadt Kabul wurden der Verkehr weitgehend eingeschränkt und zusätzliche Kontrollposten errichtet. Lastwagen und Kleinlaster dürfen bereits seit Donnerstagnachmittag nicht mehr in die Stadt.

Die Taliban kündigten an, Sicherheitskräfte und Wahlzentren anzugreifen. Sie riefen die Menschen dazu auf, am Wahltag zuhause zu bleiben und wollten Straßensperren errichten.

Vorläufige Ergebnisse werden am 19. Oktober erwartet. Kann kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang auf sich vereinen, geht es in eine Stichwahl der beiden bestplatzierten Kandidaten. Diese würde voraussichtlich Ende November stattfinden.

Der Wahlkampf war von Manipulationsvorwürfen und von Gewalt überschattet. Die Taliban hatten unter anderem einen Autobomben-Angriff auf das Büro eines Vizepräsidenten-Kandidaten verübt sowie einen Selbstmordanschlag auf eine Wahlveranstaltung. Bei den beiden Vorfällen alleine wurden über 50 Menschen getötet.

Kandidaten drohten zudem mit Protesten und Gewalt nach dem Wahlgang, sollte es Wahlfälschungen geben. Wahlen in den vergangenen zehn Jahren waren stets von Vorwürfen der Wahlmanipulation überschattet.

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