Taliban erhöhen aus Rache Angriffe

​Afghanischer Geheimdienstchef

Kabuler Polizeibeamte entfernen die Wrackteile eines beschädigten Autos vom Schauplatz einer Bombenexplosion in Kabul. Foto: epa/Hedayatullah Amid
Kabuler Polizeibeamte entfernen die Wrackteile eines beschädigten Autos vom Schauplatz einer Bombenexplosion in Kabul. Foto: epa/Hedayatullah Amid

KABUL: Die Taliban haben aus Rache nach ihren jüngsten Misserfolgen im Kampf gegen die afghanische Regierung und Sicherheitskräfte ihre Angriffe mit gezielten Tötungen im ganzen Land erhöht. Das sagte der Chef des afghanischen Geheimdiensts, Ahmad Sia Siradsch, am Dienstag.

Demnach standen die islamistisch-militanten Aufständischen hinter 99 Prozent der mehr als 18.000 Angriffe auf strategische Ziele wie Städte oder Stützpunkte, die seit Dezember 2019 verübt wurden. 2020 seien bei diesen Angriffen viele Zivilisten und Sicherheitskräften getötet worden, sagte er. Eine konkrete Zahl nannte er nicht. Die afghanischen Sicherheitskräfte nahmen demnach ihrerseits mehr als 3600 Terrorverdächtige fest. 270 von ihnen sollen zu einem auf gezielte Tötungen spezialisierten Netzwerk gehört haben.

Um der hohen Zahl der Gewalttaten mit Terrorbezug in der Hauptstadt Kabul entgegenzuwirken, solle die Zahl der Polizeikräfte verdoppelt werden, sagte Vizepräsident Amrullah Saleh am Montag.

Die Taliban hatten weite Teile Afghanistans von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 unter ihrer Kontrolle. Nach einer dpa-Recherche in den 34 Provinzen Afghanistans vom August sind mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes umkämpft. Unter voller Regierungskontrolle stehen knapp 40 Prozent der Bezirke; vor drei Jahren hatte die Regierung laut Daten des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan mit insgesamt 60 Prozent noch mehr Einfluss in den Bezirken.

Vielerorts haben die Taliban Schattenherrschaften etabliert. Sie fordern den Abzug aller internationalen Streitkräfte aus Afghanistan sowie eine rein islamische Regierung, ohne genauer zu definieren, wie sich diese von der derzeitigen Islamischen Republik Afghanistan unterscheiden soll.

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