Afghanische Polizei feuert auf Demonstranten

Foto: epa/Jawad Jalali
Foto: epa/Jawad Jalali

KABUL: Mit scharfen Schüssen hat die afghanische Polizei in der Provinz Ghor gewalttätige Demonstranten auseinandergetrieben, die versprochene Hilfspakete der Regierung einforderten. Bei dem Vorfall wurden nach Angaben des Innenministeriums mindestens sechs Menschen getötet und 19 verletzt. Bewaffnete hätten aus der Menge heraus zwei Polizisten erschossen und 10 weitere verwundet. Unter den Toten seien auch drei Demonstranten und ein afghanischer Journalist, der über die Kundgebung berichten wollte.

Hunderte arme Menschen hätten vor dem Gouverneurssitz in Firuskoh demonstriert, sagte Provinzrat Abdul Basir Kaderi der Deutschen Presse-Agentur. Sie hätten Mehl und Reis verlangt, die ihnen die Regierung versprochen, aber nicht geliefert hatte. Wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie gibt es am Hindukusch Versorgungsmängel. Afghanistan hat offiziell etwa 4000 Covid-19-Fälle bei 15.000 getesteten Personen.

Kaderi erklärte, die Demonstranten hätten staatliche Einrichtungen beschädigt und die Polizei angegriffen. Nachdem der Einsatz von Wasserwerfern und Schüsse in die Luft nicht gewirkt hätten, habe die Polizei das Feuer eröffnet. «Jetzt herrscht in der Stadt eine militärische Lage», sagte Kaderi. «Es sind Panzer auf den Straßen.»

Menschenrechtsorganisationen verlangten eine unabhängige Untersuchung des Geschehens. Vizepräsident Amrullah Saleh versprach, die Regierung werde alles zur Aufklärung tun. Ghor gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Provinzen Afghanistans.

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