Militärübung mit russischer Beteiligung begonnen

​Afghanische Grenze  

Afghanistan Konflikte - Situation in Herat. Foto: epa/Jalil Rezayee
Afghanistan Konflikte - Situation in Herat. Foto: epa/Jalil Rezayee

DUSCHANBE: Das Erstarken der Taliban in Afghanistan macht auch Russland Sorgen: Moskau befürchtet, dass islamistische Kämpfer in zentralasiatisches Ex-Sowjetgebiet eindringen könnten. Nun hat ein mehrtägiges Militärmanöver begonnen. Mahnende Worte kommen aus der EU.

Angesichts des Vormarsches der Taliban in Afghanistan hat unter Beteiligung Russlands in der zentralasiatischen Grenzregion eine mehrtägige Militärübung begonnen. Bei dem Manöver wollen die russische Armee und die Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan ihre militärische Zusammenarbeit ausbauen.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu sicherte den Ländern am Donnerstag abermals seine Unterstützung zu. Der Militärstützpunkt in Tadschikistan sei wie auch der in Kirgistan «sehr stark» und werde die Grenze zu Afghanistan im Falle einer «Aggression» schützen.

An dem Manöver sind bis zum 10. August insgesamt 2500 Soldaten beteiligt, wie es zuletzt aus der Pressestelle des zuständigen russischen Wehrbezirks hieß. Sie sollen rund 20 Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt auf einem Militärgelände unter anderem trainieren, wie ein Eindringen von Kämpfern aus Afghanistan verhindert werden kann.

Russland, das in Tadschikistan seine größte Auslandsbasis hat, ist mit bis zu 1800 Soldaten vertreten. Moskau sieht den Vormarsch der militant-islamistischen Taliban im Zusammenhang mit dem Abzug der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan mit Sorge. Russland befürchtet, dass der Konflikt auf die Ex-Sowjetstaaten übergreifen könnte. Es gehe letztlich auch um die militärische Sicherheit Russlands, sagte Verteidigungsminister Schoigu der Agentur Interfax zufolge.

Die EU rief unterdessen die Konfliktparteien in Afghanistan zu einer sofortigen und umfassenden Waffenruhe auf. Die jüngste Eskalation der Gewalt durch die verstärkten Angriffe der Taliban verursache enormes Leid für die Bevölkerung und erhöhe die Zahl der Binnenflüchtlinge, kritisierten der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und EU-Kommissar Janez Lenarcic in einer gemeinsamen Erklärung.

Die militärische Offensive der Taliban stehe in direktem Widerspruch zu ihrem Bekenntnis zu einer Verhandlungslösung des Konflikts und zum Doha-Friedensprozess, hieß es. Auch Schoigu appellierte an die Taliban, getroffene Vereinbarungen umzusetzen.

Die EU-Vertreter drohten zudem den Verantwortlichen für das willkürliche Töten von Zivilisten, das öffentliche Auspeitschen von Frauen oder die Zerstörung von Infrastruktur internationale Verfolgung an. Einige dieser Taten könnten Kriegsverbrechen darstellen und müssten aufgeklärt werden, betonten Borrell und Lenarcic. Die verantwortlichen Befehlshaber oder Taliban-Kämpfer müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die an der Übung beteiligten Soldaten wollen etwa die Verteidigung gegen feindliche Panzer und Drohnen trainieren. Auch die Abwehr aus der Luft soll geübt werden. In der vergangenen Woche hatte Russland dafür mehrere Kampfflugzeuge des Typs Su-25 aus Kirgistan nach Tadschikistan verlegt. Auch 17 Schützenpanzer des Typs BMP-2 seien auf dem russischen Stützpunkt in Tadschikistan eingetroffen.

Zuletzt hatte sich die Sicherheitslage in Afghanistan massiv verschlechtert. Die US-Militärmission endet offiziell am 31. August. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen Anfang Mai haben die Taliban mehrere Offensiven begonnen und dabei ländliche Gebiete, mehrere Grenzübergänge und Teile wichtiger Überlandstraßen erobert. In dieser Woche reklamierten sie erstmals seit rund eineinhalb Jahren einen großen Angriff in der Hauptstadt Kabul für sich. Ziel war ein Haus des amtierenden Verteidigungsministers.

In den vergangenen Wochen waren Hunderte Angehörige afghanischer Sicherheitsorgane aus Angst vor den Taliban nach Tadschikistan und Usbekistan geflohen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.