KABUL: Ein neues, sogenanntes Tugend-Gesetz der islamistischen Taliban verbietet afghanischen Frauen, dass sie öffentlich singen. Frauen wehren sich in sozialen Netzwerken auf ihre Weise.
Afghanische Frauen protestieren mit ihrem Gesang in sozialen Medien gegen neue Beschränkungen durch die Taliban. «Wir haben keine Angst vor der Liebe, der Hoffnung und dem morgigen Tag», heißt es in einem der Videos, die derzeit im Netz verbreitet werden.
Ein neues sogenanntes Tugend-Gesetz der Islamisten verbietet Frauen das Singen oder laute Lesen in der Öffentlichkeit. Die Begründung: Die Stimme der Frau sei intim. Manche Frauen zeigen sich in den Protestvideos offensichtlich aus Selbstschutz nur mit bedecktem Gesicht.
Nach dem neuen Gesetz sollen Frauen außerdem in der Gegenwart von Männern, die nicht mit ihnen verwandt sind, Gesicht und Körper verhüllen. Männern schreibt es Bart- und Hosenlänge vor. Das Gesetz sorgte Ende vergangenen Monats für internationale Empörung.
Bisher sind in Städten wie Kabul noch Frauen ohne männliche Begleitung und mit unverhülltem Gesicht auf der Straße zu sehen. Afghanische Frauenrechtlerinnen äußern nun die Sorge, das Leben von Frauen könnte in Zukunft noch weiter eingeschränkt werden.
Bunte Trachten aus Protest
Die singenden Frauen erinnern an eine Protestaktion afghanischer Frauen kurz nach der erneuten Machtübernahme der Taliban im August 2021. Auf Bildern in den sozialen Medien zeigten sie sich in traditionellen, farbenfrohen Gewändern.
Bei ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 hatten die Taliban noch eine moderatere Regierungsform in Aussicht gestellt. Ihre Regierung ist jedoch äußerst autoritär. International stehen sie vor allem wegen ihrer massiven Beschneidung von Frauenrechten in Kritik.