Vucic bleibt EU-Westbalkan-Gipfel fern

​Ärger wegen Kosovo 

Serbischer Präsident Aleksandar Vucic . Foto: epa/Andrej Cukic
Serbischer Präsident Aleksandar Vucic . Foto: epa/Andrej Cukic

BELGRAD: Aus Ärger über den kosovarischen Ministerpräsidenten Albin Kurti bleibt der serbische Präsident Aleksandar Vucic einem geplanten Gipfeltreffen der Europäischen Union (EU) mit sechs Westbalkan-Staaten fern. Dies kündigte er am Donnerstagabend im regierungsnahen Fernsehsender Pink TV an. Zu dem Treffen am 6. Dezember in Tirana wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet. Vucic empörte sich über den Umstand, dass Kurti am Donnerstag den kosovo-serbischen Politiker Nenad Rasic zum Minister für Volksgruppen ernannt hatte.

Rasic ist Chef der gemäßigten Progressiven Demokratischen Partei (PDS), die nicht von der Regierung in Belgrad kontrolliert wird. In den kosovarischen Regierungen hält meist ein Vertreter der Serbischen Liste (SL) einen Ministerposten. Diese Partei stimmt ihre Politik eng mit der Führung in Belgrad ab.

Im Fernseh-Interview gab sich Vucic wütend über die Ernennung von Rasic. «Sie zeigt, dass man die Vertreibung der Serben aus Kosovo und Metohija will», behauptete er. Die EU würde eine «erbärmliche, anti-serbische Haltung» an den Tag legen. Kurti bezeichnete er als «terroristischen Abschaum».

Das Kosovo hatte früher zu Serbien gehört. Heute leben dort fast ausschließlich ethnische Albaner. Neben den Serben gibt es in dem kleinen Balkanland Bosniaken, Türken und Roma. Serbien ist nicht bereit, das seit 2008 unabhängige Land anzuerkennen und beansprucht dessen Territorium für sich.

Nach der Absage von Vucic könnte Ministerpräsidentin Ana Brnabic Serbien beim Gipfel in Tirana vertreten. Zu den Westbalkan-Staaten gehören neben Serbien auch noch das Gastgeberland Albanien sowie Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien und Kosovo. Alle diese Länder haben eine langfristige Perspektive auf einen EU-Beitritt. Ihre Annäherung an die Union befindet sich in unterschiedlichen Stadien.

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