«John Wick: Kapitel 4»

​Action pur mit Keanu Reeves 

Keanu Reeves als John Wick in einer Szene des Films «John Wick 4». Foto: Murray Close/Leonine/lionsgate/dpa
Keanu Reeves als John Wick in einer Szene des Films «John Wick 4». Foto: Murray Close/Leonine/lionsgate/dpa

BERLIN: Keanu Reeves («Speed») kämpft erneut um sein Leben. Der jetzt 58-jährige Hollywood-Star teilt in seiner Paraderolle der letzten Jahre wieder kräftig aus. Ob Faustschläge, Pistolen- oder Maschinengewehr-Salven, Säbelrasseln oder asiatische Kampfkunst: In «John Wick: Kapitel 4» kriegt kein noch so großes Heer an Widersachern den Profikiller klein. Oder doch? Aus dieser Frage erwächst die nahezu durchweg anhaltende Spannung des fast drei Stunden dauernden Action-Knallers.

Leichen pflastern seinen Weg. John Wick muss gegen zahllose Mordbanden antreten. Denn die Hohe Kammer, eine Art Überorganisation sämtlicher weltweiter Verbrecherbanden, will seinen Tod, koste es, was es wolle. Unterwelt-Boss Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) hat alle Vollmachten zur Ermordung des abtrünnigen Mitstreiters von einst. Doch ob in der afrikanischen Wüste oder in Frankreich, Deutschland oder den USA: John scheint unbesiegbar und vor allem unsterblich zu sein.

Wie schon in den ersten drei Teilen der weltweit erfolgreichen Serie sind die Kampfszenen das A und O. Und die haben es wirklich in sich. Sie bestechen formal als raffiniert choreographierte Reigen des Mordens. Ob ein einzelner Gegner oder unzählige: Jede der exzellent fotografierten Kampfsequenzen fesselt mit stilistischer Brillanz. Elektrisierender Höhepunkt ist ein tödliches Auto-Ballett rund um den Triumphbogen im Herzen von Paris.

Keanu Reeves watet gleich einem klassischen Western-Helden mit stoischem Gesichtsausdruck durch die blutige Szenerie des Schreckens. Faszinierend ist dabei, wie er in seinem durchweg nahezu regungslosen Antlitz Emotionen spiegelt. Man merkt, dass den Mann das Morden anwidert, dass er sich vor sich selbst ekelt. Selten zuvor in der Filmgeschichte hat ein Schauspieler mit ähnlich geringer Mimik derart viel über die Seele eines Charakters offenbart.

An Keanu Reeves Seite agiert mit beispielsweise Laurence Fishburne («Matrix»), Bill Skarsgård («Barbarian») und Donnie Yen («Ip Man») ein hochkarätiges Star-Aufgebot. Vor allem begeistert Donnie Yen als blinder Caine, einst einer der besten Freunde Johns, nun offenbar einer seiner größten Feinde. Nicht nur brilliert Donnie Yen mit ausgeklügelter Kampfkunst. Ihm gelingt es auch, in wenigen Szenen glaubwürdig einen enormen Persönlichkeitswandel zu vermitteln.

Das Mordsspektakel hat in Deutschland, was selten geschieht, die höchstmögliche Altersfreigabe ab 18 Jahren erhalten. Bei allem Vergnügen an lustvoll zelebrierter Action provoziert der Film schließlich eine wichtige Frage: Ist es heutzutage, da immer wieder Nachrichten von Schulmassakern, Attentaten und Terrorakten um die Welt gehen, noch zeitgemäß, im Kino das Töten als Vergnügen vorzuführen? Die Fans von John Wick werden das im Bann der filmischen Brillanz bejahen. Viele andere dürften Zweifel haben.

Immerhin weist der Film im geradezu romantisch verklärten Finale eindringlich auf die düsteren Schattenseiten der Welt von John Wick und Co. Und er entlässt das Publikum mit einem höchst cleveren Kniff im knisternden Ungewissen, ob Keanu Reeves noch ein fünftes Mal in seiner Paraderolle zu sehen sein wird oder nicht. Der Star selbst hält sich diesbezüglich zurück und hat in Interviews bisher allenfalls zaghaft ein «vielleicht» angedeutet.

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