MÜNCHEN (dpa) - Eine Ausweitung des INF-Abrüstungsvertrags auf Militärmächte wie China ist nach Ansicht von Experten des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) absolut unwahrscheinlich.
Wenn China dem Vertrag beitreten würde, müsste es bis zu 95 Prozent seines Arsenals an ballistischen Raketen und Marschflugkörpern verschrotten, erklärte IISS-Direktor John Chipman am Freitag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Darunter wären auch die für den Einsatz gegen Flugzeugträger entwickelte DF21D sowie vermutlich alle gegen Taiwan gerichteten Kurz- und Mittelstreckenraketen.
In der Diskussion um die Kündigung des INF-Vertrages durch die USA waren zuletzt immer wieder Forderungen laut geworden, noch einmal zu versuchen, das Abkommen über Neuverhandlungen unter Einbeziehung Chinas zu retten. Als ein Grund für das Ende des Vertrages gilt die Tatsache, dass der aus der Zeit des Kalten Krieges stammende Deal nur Amerikaner und Russen bindet, nicht aber aufstrebende Militärmächte wie China. China soll mittlerweile über knapp 2.000 ballistische Raketen und Marschflugkörper verfügen, die unter dieses Abkommen fallen würden.
Die USA hatten den INF-Vertrag Anfang des Monats mit Rückendeckung der Nato-Partner zum 2. August gekündigt. Offizielle Begründung sind Vorwürfe gegen Russland. Das Land soll seit Jahren gegen den INF-Vertrag verstoßen. Moskau bestreitet das.