Abholzung könnte zu großer Hitze führen

Aussicht auf den Jaguari-Damm, Teil des Cantareira-Systems, der in Vargem einen niedrigen Wasserstand aufweist. Foto: epa/Sebastiao Moreira
Aussicht auf den Jaguari-Damm, Teil des Cantareira-Systems, der in Vargem einen niedrigen Wasserstand aufweist. Foto: epa/Sebastiao Moreira

SÃO JOSÉ DOS CAMPOS: Die fortschreitende Zerstörung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes in Verbindung mit dem weltweiten Klimawandel kann bis zum Jahr 2100 dazu führen, dass mehr als elf Millionen Menschen im Norden Brasiliens mit extremer Hitze leben müssen. Das geht aus einer Studie brasilianischer Wissenschaftler hervor, die in der Fachzeitschrift «Communications Earth & Environment» am Freitag veröffentlicht wurde.

Basierend auf Szenarien des Weltklimarates IPCC schätzten die Wissenschaftler den Ausstoß von Treibhausgasen in den kommenden Jahren ab und zeigten auf, wie dieser globale Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem Prozess zusammenhängt, der als «Savannisierung des Amazonasgebiets» bekannt ist.

Laut Studie könnte die enorme Hitze mit einem Wärmeempfinden von 34 Grad oder mehr im Schatten gesundheitliche Probleme bei den Bewohnern der nördlichen Bundesstaaten Amazonas und Pará verursachen. Dort leben viele Indigene. Hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit schwächen die Kühlkapazitäten des Körpers, die Körpertemperatur erhöht sich. Eine solche Belastung kann zu Dehydrierung und Erschöpfung bis hin zum Zusammenbruch führen.

«Wenn die Entwaldung in ihrem derzeitigen Tempo weitergeht, werden die Auswirkungen auf unsere Zivilisation dramatisch sein», sagte Paulo Nobre, Forscher am Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) in São José dos Campos und einer der Autoren der Studie. Zudem werde die Entwicklung ernsthafte Folgen für die Wirtschaft haben, die weit über Ernteschäden hinausgingen.

In weiten Teilen Brasiliens herrschen derzeit Wassermangel und Trockenheit. Zudem verzeichnet das Amazonasgebiet die größte Abholzung und die schlimmsten Brände seit mehreren Jahren. Der Anteil Brasiliens am Amazonasgebiet, das sich über neun Länder Südamerikas erstreckt und als wichtiger CO2-Speicher gilt, entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas.

Der rechte Präsident Jair Bolsonaro sieht das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und will noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Kritiker werfen ihm vor, ein gesellschaftliches Klima geschaffen zu haben, in der sich Bauern auch zur illegalen Landnahme für landwirtschaftliche Nutzung ermutigt fühlen.

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Leserkommentare

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Thomas Knopf 03.10.21 12:50
Aufforstung..
Immer rein mit den schlechten Nachrichten.
Warum wird wenig/er bis kaum über Aufforstungen berichtet ? Oder was gegen die Klimaänderung ( egal ob natürlich bedingt od. menschl. beeinflußt) als, vorbeugende Schutz gemacht werden kann.
Nur weil wir vor Jahrhunderten unsern Wald dezimiert hatten, alle Wildtiere ausrotteten, sollen jetzt Andere aber bitte Rücksicht nehmen ? Warum werden nicht mehr Berichte darüber veröffentlicht, wie die Sahara wieder begrünt werden könnte ?
Sovuele Sche... e, die in der Welt produziert wird, könnte da locker als Humus arbeiten..
Ja, ja.. wer soll das bezahlen ? Vorsorge ust nicht so das Ding von vielen. Aber Billionen für Krieg/Rüstung.
(Fast) sehenden Auges in die Katastrophe. Und immer sind andere Schuld. Oder das Klima ( jeder Interessierte kann z B. Mal bei Wikipedia unter "Grösste Überschwemmungen/Hochwasser in Europa" nachschauen. Was steht da unter 1802? Die Ahr! Hat ja keiner gewußt.. Und die Magdalenen Flut 1362 ? War das beginnende Industriezeitalter schuld... usw.).
Wer als in Italien unterwegs ist, sieht, daß dort sehr viele Flüsse im Sommer fast trocken fallen, sehr breite Flussbetten haben.
Wer die Vergangenheit beachtet, kann viel Leid vermeiden. Mussten auch viele JapanerInnen wieder bemerken, weil sie sich unterhalb von Tsunami(- warn)Steinen sich ansiedelten, welche schon hunderte von Jahren alt waren.
Deutschland hat meines Wissens noch nicht einmal 1 Löschflugzeug ! Wir schicken dann mal n Löschzug nach Griechenland..
Jurgen Steinhoff 02.10.21 16:10
Da können die Grünen in Europa noch so viel
fordern und verbieten - was soll's? Vielleicht hilft es den Preis fürTreibstoff in Europa zu verzehnfachen, damit die Waldrodung in Brasieien ungehindert fortschreiten kann?
Dracomir Pires 02.10.21 14:10
Das ist doch dem Präsidenten ...
...Bolosonaro sowas von egal. Hauptsache seine Verwandtschaft profitiert von der Urwaldvernichtung.