Neue Zweifel an Olympia

Abgesagte Wettkämpfe und Nordkorea-Rückzug 

Nordkoreas Präsident des Olympischen Komitees und Sportminister Kim Il Guk spricht mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Nordkoreas Präsident des Olympischen Komitees und Sportminister Kim Il Guk spricht mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

TOKIO: In rund dreieinhalb Monaten sollen in Tokio die Olympischen Spiele beginnen. Immer neue Probleme lassen die Sorgen der Athleten jedoch wachsen. Eine erste Nation will auf einen Start verzichten. Ein deutscher Hoffnungsträger äußert große Zweifel.

Nordkorea kündigt seinen Rückzug an, Testwettkämpfe fallen aus und der traditionelle Fackellauf sorgt für Diskussionen: Dreieinhalb Monate vor dem geplanten Start der Olympischen Spiele haben die Organisatoren in Tokio mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Große Teile der japanischen Bevölkerung lehnen die Austragung der Spiele in diesem Sommer ab. Zudem wachsen auch bei Sportlern die Zweifel rund um das Mega-Event unter Corona-Bedingungen.

Als erstes Land kündigte Nordkorea an, wegen der Pandemie nicht an dem Ringespektakel teilzunehmen. Das habe das Nationale Olympische Komitee am 25. März bei einer Videokonferenz mit Sportfunktionären und Beamten aus anderen Bereichen beschlossen, berichtete die offizielle «Abteilung für Sport der Demokratischen Volksrepublik Korea» auf ihrer Website. Die Entscheidung sei getroffen worden, um «unsere Athleten vor der weltweiten öffentlichen Gesundheitskrise zu schützen, die durch Covid-19 verursacht worden ist.»

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) reagierte überrascht. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Nordkorea habe das IOC bisher noch nicht offiziell über seine Absicht informiert, teilte die internationale Sportorganisation am Dienstag mit. Das NOK habe keinen Antrag gestellt, «sich im Einklang mit der Olympischen Charta von der Verpflichtung freizumachen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen.» Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) bestätigte dagegen den Rückzug Nordkoreas von den Paralympics, die im August beginnen sollen.

Den Schwimm-Weltverband veranlasste die Sorge vor dem Virus dazu, den als letzte Olympia-Qualifikation geplanten Weltcup der Wasserspringer vom 18. bis zum 23. April abzusagen. Die Corona-Schutzmaßnahmen in Tokio sind nach Ansicht der Fina unzureichend.

«Es gefällt keinem, dass der Weltcup verschoben wurde. Aber noch viel mehr fragt man sich, was soll erst in drei Monaten sein?», sagte Deutschlands bester Wasserspringer, Patrick Hausding, der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn jetzt schon eine Veranstaltung mit 500, 600 Teilnehmern nicht organisiert werden kann, wie sollen dann Olympische Spiele mit Tausenden von Teilnehmern stattfinden. Da bleiben viele Fragezeichen.»

Ungewissheit wegen unklaren Qualifikationsterminen gibt es auch bei anderen Wassersportarten. In dieser Woche will die Fina verkünden, wie es weitergeht. Offen ist unter anderem, wo und in welcher Form Synchronschwimmerinnen und Freiwasserschwimmer die restlichen Startplätze für die Sommerspiele lösen können.

Wie bei den Wasserspringern, die laut Bundestrainer Lutz Buschkow «in der Luft hängen», gibt es auch bei den Synchronschwimmerinnen Verunsicherung. «Das ist für uns alle keine einfache Situation, auch wenn uns die dynamische Entwicklung in der Pandemie bewusst ist», sagte Bundestrainerin Doris Ramadan. «Wir hoffen nun auf eine möglichst schnelle und für alle auch realisierbare Lösung durch die Fina, um unsere Olympia-Vorbereitung fortsetzen zu können.»

Die Wettkämpfe sollten auch dazu dienen, die Durchführung von Sportveranstaltungen unter den erschwerten Corona-Bedingungen zu testen. Japanischen Medienberichten zufolge wurde ein dafür angesetztes Wasserballevent am kommenden Wochenende ebenfalls gestrichen. Eine Rollstuhl-Rugby-Testveranstaltung für diese paralympische Sportart fand dagegen statt.

Derweil soll der olympische Fackellauf wegen steigender Corona-Zahlen nicht wie geplant durch Osaka führen. Die Regierung der Präfektur Osaka habe formell beantragt, den für kommende Woche in der Millionenstadt geplanten Lauf abzusagen, teilte das Olympia-Organisationskomitee mit. Die Regierung verhängte am Montag in Osaka und zwei weiteren Präfekturen den Ausnahmezustand, da eine neue Corona-Welle befürchtet wird. Osakas Gouverneur Hirofumi Yoshimura sagte, dass Beamte der Präfekturregierung in Gesprächen mit dem Organisationskomitee bezüglich alternativer Lösungen seien.

Der am 25. März gestartete Fackellauf ist ein eminent wichtiger Test für die Organisatoren, bei dem nicht nur die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen auf dem Prüfstand stehen. Diese Großveranstaltung unter strengen Corona-Beschränkungen mit rund 10.000 Läufern durch alle 47 Präfekturen Japans soll im besten Fall dazu führen, dass die Ablehnung der Spiele vieler Japanerinnen und Japaner abnimmt. Enden soll der Staffellauf mit der Entzündung des olympischen Feuers bei der Eröffnungsfeier in Tokio am 23. Juli.

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