«Schwachstellen» bei Atomsicherheit?

Barbara Pompili. Foto: epa/Christophe Petit Tesson
Barbara Pompili. Foto: epa/Christophe Petit Tesson

PARIS (dpa) - Frankreich ist ein Atomland: Mehr als 70 Prozent des Stroms kommen aus Kernkraftwerken. Über die Sicherheit gibt es immer wieder heftige Diskussionen - nun bekommen Kritiker Schützenhilfe von einem Parlamentsbericht.

Eine französische Parlamentskommission hat «Schwachstellen» bei der Sicherheit der Atomkraftwerke des Landes ausgemacht. Besonders kritisch bewertet der am Donnerstag vorgestellte Bericht den häufigen Einsatz von Subunternehmen. Auch beim Schutz vor Terrorismus sieht die Untersuchungskommission der Pariser Nationalversammlung noch Schwächen. Die Abgeordneten schlagen 33 Maßnahmen vor, um französische Atomanlagen besser gegen Unfälle und Terrorattacken zu wappnen.

Es gebe ein Bewusstsein des Risikos, und gewisse Lektionen aus der Fukushima-Katastrophe seien gezogen worden, sagte die federführende Abgeordnete Barbara Pompili der Zeitung «Le Monde». «Aber der französische Atompark weist mehr Anfälligkeiten auf, als ich dachte.»

Der mehrheitlich staatseigene Stromkonzern EDF entgegnete, dass die französische Atomaufsicht die Sicherheit der Kernkraftwerke für 2017 als insgesamt zufriedenstellend bewertet hatte. Die Zusammenfassung des Parlamentsberichts zeige keinerlei Verstöße gegen die Betreiberpflichten auf, teilte das Unternehmen mit - und nach erster Lektüre enthalte das Papier eine gewisse Zahl inhaltlicher Fehler.

Frankreich betreibt 58 Atomreaktoren - nur die USA haben mehr. Mehr als 70 Prozent der französischen Stromproduktion kommen aus Kernkraft. Die französische Regierung will diesen Anteil mittelfristig auf 50 Prozent drücken.

Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl, sprach von einem «alarmierenden Negativzeugnis» für die französischen Reaktoren. Sie forderte die Bundesregierung erneut auf, bilaterale Verhandlungen mit Frankreich über eine Stilllegung der grenznahen französischen Kraftwerke Fessenheim und Cattenom aufzunehmen. Über deren Sicherheit gibt es auf deutscher Seite schon seit Jahren Bedenken. Fessenheim im Elsass soll voraussichtlich im kommenden Jahr abgeschaltet werden.

Der unverbindliche Parlamentsbericht fordert unter anderem mehr Kompetenzen für die Atomaufsicht ASN. Zudem sollten pro Atomreaktor rund um die Uhr mindestens vier Gendarmen auf dem Gelände sein und Anbieter von Satellitenbildern verpflichtet werden, Luftaufnahmen der Atomkraftwerke unscharf zu machen. Transporte von radioaktivem Material sollten weniger vorhersehbar sein - sie hielten etwa oft an den gleichen Tank- und Raststellen.

Innerhalb der Parlamentskommission hatte es auch Widerstand gegen den Tenor des Berichts gegeben. So hatte der konservative Abgeordnete Julien Aubert kritisiert, dass Positionen von Atomkraftgegnern systematisch als fundiert angesehen würden.

Erst am Dienstag hatten Greenpeace-Aktivisten eine Drohne in Form des Actionhelden Superman gegen ein Gebäude auf einem französischen AKW-Gelände gesteuert.

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