Wie geht Thailand mit seinem Abfall um? Soweit ich es beobachten konnte, wird er vor die Tür, aus dem Fenster oder per Auto irgendwo ein paar Kilometer abseits in die Büsche am Wegrand geworfen.
Als Radfahrer habe ich mit Entsetzen gesehen: Ein livrierter Fahrer zog säckeweise Bauschutt aus dem Kofferraum eines weißen Mercedes und entsorgte ihn so. Es gibt keine Rücksicht auf die Umwelt und kein Bewusstsein dafür. Jeder macht sich seinen Rücken frei und denkt dabei nur an sich. Und die Zukunft? Scheißegal! Selbst meine Maid habe ich mehrfach dabei beobachtet, wie sie den zusammengekehrten Dreck einfach vor die Tür fegte. Meinen Ermahnungen stand sie verständnislos gegenüber. Die Wohnung war jetzt doch sauber, ihre Aufgabe hatte sie erfüllt. Wenn ich sie frage, wo meine ausgedienten Batterien landen, lächelt sie und zeigt auf den Abfalleimer, in dem sich eine Plastiktüte befindet. Dort wird alles entsorgt, was in Europa auf eine Sondermüll-Anlage gehört. Hier scheint es niemanden zu interessieren, zumal es ein paar Baht kosten würde, seinen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. In Thailand besteht dafür noch kein Verständnis.
Klima- und Umweltschutz sind noch unbekannt oder werden ignoriert. Hier haben die meisten Menschen andere Probleme. Wie sollen sie zu Geld kommen, wenn die Ernte spärlich war? Klar, einige verpfänden ihre Felder, womit der tiefe Fall in die Abhängigkeit vorgegeben ist. Oder, noch schlimmer, sie leihen sich zu unverschämt hohen Zinsen Geld, das sie nie zurückzahlen können. Es gibt noch andere Möglichkeiten zu Geld zu kommen, aber auf Kinderhandel und Kindesmissbrauch will ich hier nicht eingehen. Letztlich bleibt es bei der Armut und dem Abfall. Wie läßt sich das Problem lösen? Zunächst ist wohl der Staat gefragt. Er muss garantieren, dass der Müll zuverlässig und regelmäßig abgeholt wird, was keineswegs selbstverständlich ist.
Dass Reisbauern bei einer Missernte, verursacht durch Dürre oder Überschwemmungen, entschädigt werden, ist hierzulande noch nicht selbstverständlich. Als privilegierter Ausländer fühle ich mich dabei unwohl. Auch hier, wie überall, gibt es superreiche Thais und superarme. Diese klaffende Lücke kann von den Hilfsorganisationen nicht geschlossen werden. Abend für Abend begegnen wir behinderten oder halbnackten Bettlern, während um uns herum Parties gefeiert werden. Es passt nicht so recht zusammen, aber man kann die Bettler ja auch nicht wegschließen, um den Farangs ein Paradies vorzugaukeln. Thailand ist ein Urlaubsland, von dem viele träumen und auf das viele lange sparen, um es sich für ein paar Wochen leisten zu können. Deshalb ist es auch verständlich, wenn sie ihre Augen vor der offensichtlichen Armut verschließen. Nicht verschließen können sie die Augen aber vor dem Dreck, der ihnen allenthalben begegnet. Sei es an den Stränden, sei es bei einem Ausflug in die Umgebung: Überall Dreck, überall Bauschutt, alte Toiletten und Badewannen, links und rechts des Weges überall Müll, den man für ein paar Baht auch an offiziellen Stellen entsorgen könnte. Geiz oder Unverständnis? Eines ist so schlimm wie das andere.
Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter, als die Straßenrinnen alle menschlichen Ausscheidungen beförderten. Aber auch im Westen werden die Felder mit Jauche besprüht, die unser Gemüse belastet. Armut und Abfall sind Zwillinge. Sie kommen immer zusammen vor. Was die einen wegwerfen, das ermöglicht den anderen das Überleben. Die Bilder von den riesigen Abfallhalden überall in der Dritten Welt, die uns vom Fernsehen vorgeführt werden, sind erschreckend. Ob diese Menschen, meist Kinder, die im Müll herumstochern, um vielleicht etwas Essbares oder Verwertbares zu finden, jemals vierzig Jahre alt werden? Ich bezweifle es. Und es macht mich traurig. Wer durch den Dreck und den Abfall anderer sein Leben fristen muss, dem gehört nicht nur mein Mitleid, sondern auch meine Hilfe. Aber leider ist die begrenzt. Wo sind die Superreichen, denen jeweils das halbe Land gehört? Sie könnten in kürzester Zeit das Problem lösen, wenn sie nur wollten. Die Hälfte ihres Besitzes würde die Welt verändern. Aber wie heißt es so schön: „Hoffen und Harren hält viele zum Narren“. Nicht nur die Armen, nicht nur die, die sich aus Mülltonnen ernähren, sondern auch diejenigen, die ihnen gerne helfen würden. Sie werden es nie schaffen!
ja es gibt die wilden Müllhalden und auch noch diejenigen die den Abfall aus dem Fenster werfen, irgendwann dann zusammenfegen und anzünden.
Bei uns im Isaan stehen in vielen Dörfern in denen ich zu Besuch war Tonnen die regelmäßig mindestens einmal pro Woche geleert werden. Von der Familie und dem näheren Umfeld weis ich das Papier Plastik und Metall sowie Glas separat gesammelt wird, Mutter der Schwägerin kauft es auf und verkauft es weiter. Ein Recycelsystem das funktioniert.
Klar wäre wünschenswert wenn es landesweit eine Müllabfuhr gäbe. Für Sperrmüll und Bauschutt gibt es in der Nähe des Dorfes ein Sammelplatz ähnlich unserer früheren Müllhalden.