Albinismus bleibt ein Stigma

​Aberglaube, Ausgrenzung, Krebsgefahr 

Portrait eines schönen Albino-Mädchens. Foto: Freepik/Master1305
Portrait eines schönen Albino-Mädchens. Foto: Freepik/Master1305

NAIROBI: Der Körper von Menschen mit Albinismus kann kein Melanin produzieren. Die Betroffenen sehen sich häufig Vorurteilen, Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt. Doch es gibt auch Hoffnung.

Sie gelten als die «weißen Schwarzen», sind unübersehbar mit ihrer hellen Haut und dem rotblonden Haar: Menschen mit Albinismus. Die meisten Betroffenen leben in den Ländern Afrikas, doch die intensive Sonneneinstrahlung am Äquator ist Gift für sie. Ihre helle Haut ist ohne den Farbstoff Melanin ungeschützt, das intensive Licht schadet den ohnehin empfindlichen Augen. Menschen mit Albinismus haben ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Der Welt-Albinismus-Tag am 13. Juni soll auf ihre Situation aufmerksam machen.

Nach Angaben der Selbsthilfeorganisation Peacemakers for Albinism in Tansania erreichen 80 Prozent der Tansanier mit Albinismus nicht das 30. Lebensjahr. Doch nicht nur deshalb leben sie gefährlich. Tödlicher Aberglaube führt dazu, dass viele Kinder mit Albinismus ihre ersten Lebensjahre nicht überleben.

Denn Menschen mit Albinismus gelten nicht nur als buchstäblich gezeichnet, ihre Körperteile sollen angeblich Glück und Reichtum bringen. In einem vor wenigen Wochen vorgestellten Bericht der panafrikanischen Kinderschutzorganisation ACPF wurden Angriffe auf Kinder mit Albinismus in Burundi, der Demokratischen Republik Kongo, Madagaskar, Malawi und Tansania gemeldet.

«Afrikaner haben diese grauenhafte Gewalt zu lange ignoriert», sagte ACPF-Direktorin Joan Nyanyuki bei der Vorstellung des Berichts im äthiopischen Addis Abeba. Kinder mit Albinismus seien in einer besonders schweren Lage und durch extreme Gewalt und Tod bedroht.

Auch wenn jeder Einzelfall zuviel ist: der Bericht bescheinigt etwa Malawi Fortschritte im Kampf gegen den tödlichen Aberglauben. Seit die Regierung entschieden vorging gegen die Praxis der «Zaubermedizin» aus Körperteilen entführter und ermordeter Kinder, sei die Zahl der entsprechenden Attacken von 60 im Jahr 2016 auf vier im vergangenen Jahr zurückgegangen.

Doch selbst wenn sie nicht mit dem Tod bedroht sind, erfahren viele Menschen mit Albinismus von früher Kindheit an Zurückweisung und Isolation. Für viele Menschen sind sie eher Geister als Menschen - in Tansania etwa gibt es für sie nach Angaben der Selbsthilfeorganisation Standing Voice die Bezeichnung «zeru zeru», was so viel wie «nicht menschlich» bedeutet. Zur sozialen Isolation kommen häufig schlechte gesundheitliche Versorgung und deutlich geringere Bildungschancen. Nach Angaben von Standing Voice schließt gerade einmal die Hälfte der Kinder mit Albinismus in Tansania die Grundschule ab.

«Menschen mit Albinismus brauchen unsere besondere Unterstützung», sagt auch Rainer Brockhaus, Vorstand der Christoffel Blindenmission (CBM), die sich für medizinische Versorgung und gegen die Ausgrenzung kranker und behinderter Menschen engagiert. In CBM-Projekten werde dabei auch auf Aufklärung von Nachbarn, Lehrern, Mitschülern gesetzt. Manchmal können bereits relativ einfache Schritte viel bewirken - etwa für die vier Jahre alte Aisha aus Uganda und ihren kleinen Bruder, der ebenfalls Albinismus hat. In einer von der CBM geförderten Klinik erhielten die Kinder spezielle Brillen mit dunklen Gläsern, damit sie weniger geblendet werden und besser sehen.

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