800 Flüge wegen Warnstreiks gestrichen

Archivbild: epa/Carsten Koall
Archivbild: epa/Carsten Koall

BERLIN (dpa) - Der deutsche Flugverkehr soll am Dienstag teils zum Erliegen kommen, auch einige Interkontinentalverbindungen werden gestrichen. Eltern von Kitakindern, Pendler im Nahverkehr und Nutzer von Schwimmbädern trifft die neue Streikwelle ebenfalls.

Reisende müssen sich wegen massiver Warnstreiks im öffentlichen Dienst in Deutschland an diesem Dienstag auf Flugausfälle und lange Wartezeiten einstellen.

Die Lufthansa strich rund 800 Flüge, die Hälfte aller geplanten Verbindungen. Bestreikt werden die Flughäfen in Frankfurt/Main, München, Köln und Bremen. Die Ausstände an den Flughäfen sollen auf Dienstag beschränkt sein - die Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund dbb kündigten bis Freitag allerdings weitere bundesweite Warnstreiks im gesamten öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen an, etwa auch an Kitas und im Nahverkehr.

An den Flughäfen seien starke Einschränkungen zu erwarten, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Montag in Berlin. Unter anderem fallen laut Lufthansa 58 Interkontinentalflüge aus. Von den Streichungen seien rund 90 000 Passagiere betroffen. Die Kunden könnten einmalig ihren Flug kostenfrei umbuchen oder im Inland auf die Bahn ausweichen, hieß es vom Luftfahrtkonzern.

Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens reagierte empört auf die Warnstreik-Eskalation im öffentlichen Dienst. «Es ist vollkommen inakzeptabel, dass die Gewerkschaft diesen Konflikt auf dem Rücken unbeteiligter Fluggäste austrägt. Lufthansa ist gar nicht Partei in diesem Tarifkonflikt, dennoch sind vor allem unsere Kunden und wir von den Folgen der Auseinandersetzung betroffen», sagte sie.

An den einstmals staatlich betriebenen Flughäfen arbeiten noch zahlreiche Beschäftigte der Kommunen. Bestreikt werden sollen unter anderem Bodenverkehrsdienste, etwa bei der Gepäckabfertigung und auf dem Rollfeld, sowie Sicherheitspersonal für Personenkontrollen. Laut Verdi werden teils auch Flughafenfeuerwehren bestreikt.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport kündigte gesperrte Personenkontrollen an den vor allem von Lufthansa genutzten Flugsteigen A und Z an. In München wurden 240 Flüge gestrichen. Die Lufthansa rät ihren Passagieren, sich auf der Webseite lufthansa.com über ihren Flugstatus zu informieren.

Verdi und der Beamtenbund dbb, der auch Angestellte vertritt, fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde, am 17. April soll es ein Ergebnis geben. «Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt», kritisierte Bsirske. Die «Blockadehaltung» müsse endlich aufgegeben werden.

Bis Freitag sollen zudem bundesweit reihenweise Kindertagesstätten geschlossen bleiben, ebenso Servicestellen von Versorgungsunternehmen, Schwimmbäder und Recyclinghöfe. Busse und Bahnen des Nahverkehrs sollen stillstehen, Müll nicht abgeholt werden. Auch Pflegeheime und Krankenhäuser sollen bestreikt werden. Laut dbb sind an diesem Dienstag die Arbeitnehmer in ganz Sachsen und Thüringen und zu Warnstreiks aufgerufen, am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen.

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Leserkommentare

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Mike Dong 11.04.18 20:09
@Hr.Franke / Bsirske
Das Niveau kann für diesen Herrn gar nicht niedrig genug sein. Unterirdisch wäre treffend.
Jürgen Franke 11.04.18 18:41
Herr Dong, ich gehe davon aus, dass Sie
dazu von mir, auf diesem Niveau, keine Stellungnahme erwarten
Mike Dong 11.04.18 16:19
@Hr.Franke / gestreikt wird nicht aus Langeweile
Nee, gestreikt wird, weil der Bsirske wieder auf einem Egotrip ist.
Jürgen Franke 11.04.18 16:06
Herr Raktin, ich darf Ihnen versichern,
dass ich während meiner beruflichen Tätigkeit oft in derartigen Situationen gekommen bin. Aber auch damals hielt sich meine Begeisterung in Grenzen und mir blieb nichts anderes übrig, wie übrigens allen Betroffenen auch, nämlich Lösungen zu finden. Es ist einfach eine Katastrophe und ein gravierendes Versäumnis der Politik, dass es überhaupt zu einem derartigen Streik kommen musste, wo Bürger um ihre Existenz kämpfen müssen.
Jürgen Franke 11.04.18 16:06
Herr Raktin, Sie haben zwar Ihr Mißfallen
über die Flugausfälle deutlich zum Ausdruck!!!!! gebracht, jedoch, offensichtlich bewusst überlesen, dass für die davon betroffenen Kunden, Lösungen gefunden wurden. Es überrascht mich sehr, dass ausgerechnet Sie, der sich doch sonst immer für die Belange der sogenannten kleinen Leute einsetzt, die Notwendigkeit dieser Arbeitsniederlegung negativ bewertet. An anderer Stelle werden die Streikenden als Erpresserbande bezeichnet. Widerlich.
Jürgen Franke 11.04.18 08:53
Es ist höchst bedauerlich, dass
einige Passagiere von den Streikmaßnahmen betroffen sind, denen jedoch Ausweichmöglichkeiten angeboten wurden. Auf der anderen Seite geht es hier um die Existenz ganzer Familien, oder, wie man so gerne sagt, um den kleinen Mann, den die Politiker immer so gerne vergessen, denn nicht allen geht es in Deutschland so gut. Auch wenn die Merkel es frech weg behauptet. Gestreikt wird jedenfalls nicht aus Langeweile.
Jürgen Franke 10.04.18 17:38
Es ist schon unglaublich, dass Werktätige
nur noch mittels Streik sich Gehör bei ihren Arbeitgebern verschaffen können. Die Lohnangleichung war längst überfällt, denn nur durch jahrelanges Lohndumping konnte Deutschland Exportweltmeister werden. Bedauerlicherweise sind auch noch einige Menschen in Deutschland stolz auf diesen Titel, der außerdem noch dazu führte, dass die Südländer wirtschaftlich abrutschten.
Uli 10.04.18 14:58
Moderne Erpresserbande unter dem Deckmäntelchen...
Es gibt da noch ein paar Vereinigungen die aber alle als "Böse Jungs" gehandelt und verfolgt werden wie z.B. Mafia, Yakuza, Triaden. Machen eigentlich auch nichts anderes als Leute zu erpressen um sich damit zu bereichern.