«Nord bei Nordwest - Dinge des Lebens»

Gefühle und Bombenexplosion

Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) kämpft um Lona Vogts (Henny Reents) Leben in einer Szene des Krimis «Nord bei Nordwest - Dinge des Lebens». Foto: Georges Pauly/Ndr/ARD/dpa
Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) kämpft um Lona Vogts (Henny Reents) Leben in einer Szene des Krimis «Nord bei Nordwest - Dinge des Lebens». Foto: Georges Pauly/Ndr/ARD/dpa

BERLIN (dpa) - Ein Giftmörder treibt an der Ostsee sein Unwesen. Ein persönlicher Fall für Polizist und Tierarzt Jacobs: Kollegin Lona Vogt wird bei den Ermittlungen schwer verletzt. Weil sie im Koma liegt, mischt sich auch ihr Vater in die Suche nach dem Täter ein.

Die rauen Küstenlandschaften an Nord- und Ostsee sind nicht nur ein beliebtes Ziel für Urlauber, sondern auch Schauplatz etlicher TV-Krimis. So auch für die Krimireihe «Nord bei Nordwest». Auf der Ostseehalbinsel Priwall in der Nähe von Travemünde jagt Tierarzt und Teilzeit-Polizist Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) mit seiner Kollegin Lona Vogt (Henny Reents) und Tierarzt-Assistentin Jule Christiansen (Marleen Lohse) seit mehr als fünf Jahren Verbrecher.

Mit Erfolg, die Episode «Frau Irmler» sahen im Januar 2019 fast sieben Millionen Zuschauer, Rekordwert für die Serie. Am Donnerstag (23.1.) um 20.15 Uhr läuft in der ARD der neunte Teil der Reihe. In «Dinge des Lebens» bekommt es Jacobs mit einem Giftmörder zu tun. Keine leichte Ermittlung, denn das Leben von Kollegin Lona steht auf dem Spiel.

Als die Dorfpolizistin an Stelle ihres Vaters zu einem geheimnisvollen Treffen geht, wird sie durch eine Explosion schwer verletzt und liegt im Koma. Jacobs findet heraus, dass Lona einem Mordkomplott auf der Spur war. Ihre letzten Notizen drehen sich um ein seltenes Gift. Gemeinsam mit seiner Assistentin Christiansen setzt Jacobs alles daran, den Verantwortlichen zu finden.

Doch auch Lonas Vater Reimar Vogt, gespielt von Peter Prager, möchte den Täter finden und muss sich dafür mit seiner Vergangenheit als Geheimagent beim Bundesnachrichtendienst auseinandersetzen. Anders als Jacobs und Christiansen setzt er bei seiner Suche aber nicht auf rechtsstaatliche Mittel. Als auf einem Bauernhof ein Arbeiter vergiftet wird, spitzt sich die Situation im beschaulichen Ort zu.

Die Krimireihe lebt von der Mischung aus malerischen Dünenlandschaften und kantigen Charakteren. Vor allem Schönemann überzeugt in der Rolle des wortkargen Einzelgängers, der nicht recht weiß, wie er mit aufkeimenden Gefühlen für seine Kollegin umgehen soll. Die Schauspieler trösten aber nicht darüber hinweg, dass der TV-Krimi in der Regie von Grimme-Preisträger Markus Imboden («Ausgerechnet Zoé», «Mörder auf Amrum») nicht recht in Fahrt kommt.

Das Drehbuch von Holger Karsten Schmidt wirkt ein wenig überfrachtet. Zu viele Nebenschauplätze lenken von der eigentlich spannenden Geschichte rund um Lonas Vater und dessen Vergangenheit ab. So bleiben die kantigen Charaktere eher flach und die Handlung plätschert fast 90 Minuten vor sich hin. Am Ende geht es zwar Schlag auf Schlag, der große Überraschungsmoment bleibt aber aus.

Ein Wiedersehen mit dem Trio im hohen Norden gibt es bereits in einer Woche. Die nächste Folge mit dem Titel «Ein Killer und ein halber» läuft am 30. Januar um 20.15 Uhr in der ARD.

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Kurt Wurst 25.01.20 10:14
Na, dann oute ich mich mal
als Tatort-Zuschauer. Eine Rangliste stelle ich auch zur Verfügung: 1. Thiel und Boerne, 2. Schenk und Ballauf, 3. Faber und Bömisch, 4. Batic und Leitmayr. Übrigens, die Einstellung der Lindenstraße finde ich nicht gut.
Jürgen Franke 24.01.20 22:15
Heute sollte eigentlich jeder die Möglichkeit
nutzen, sich Krimiserien runterzuladen, um nicht auf das deutsche Angebot der Glotze angewiesen zu sein.
Hans-Dieter Volkmann 24.01.20 16:03
"Bernd Wendland-Gequirlter Schwachsinn" Da kann ich ihnen nur vollkommen zustimmen. Seit einigen Jahren schaue ich mir kaum noch Kriminalfilme im deutschen Fernsehen an. Total weltfremde Darstellung der Kommissare. Da werden die Charaktere völlig überzogen dargestellt und man erkennt den krampfhaften Willen der Regie ein Kunstwerk zu schaffen, was nicht gelingt und letztendlich die Geschichte so unglaubwürdig erscheinen lässt.
Bernd Wendland 23.01.20 22:52
Gequirlter Schwachsinn
Schade, dass Jürgen Roland nicht mehr lebt, um echte Kriminalfälle aufzuarbeiten. Seine Sendereihe "Stahlnetz" ist bis heute der Goldstandard. Dagegen erscheinen Serien wie Tatort in den meisten Fällen wie gequirlter Schwachsinn ohne jeglichen Realitätsbezug. Das gilt für die Handlung genauso wie für die inflationär auftretenden, abgeklärten Kommissarinnen, Leichenbeschauerinnen, Profilerinnen, Psychologinnen etc. p.p., denen Wörter wie "Sperma" genauso tough über die herabgezogenen Lippen gehen wie "Apfel" oder "Birne". Realitätsnah und daher umso interessanter waren übrigens auch die Folgen des "Polizeirufs 110" des DDR-Fernsehens. Und warum müssen es immer Morde sein, die zum Glück eh nicht alle Tage vorkommen? Die Reihe "Schwarz-Rot-Gold" mit Uwe Friedrichsen als Zollamtsrat zeigte, dass Wirtschaftskriminalität viel interessanter sein und zum Mitdenken anregen kann als der ewige Mord aus Eifersucht, zumal man aufgrund der prominenten Rollenbesetzungen oft schon seit Zeiten des seligen "Inspektors Derrick" im voraus ahnt, wer der Bösewicht sein wird. Wie sagen die Verdächtigen in jedem dieser Fließbandkrimis vor Verzweiflung über den Blödsinn der Handlung: "Das müssen Sie mir glauben!"