20 Tote bei Kämpfen im Norden

Foto: epa/ Ivan Medina
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VILLA UNIÓN (dpa) - Ein Drogenkartell fällt in einen kleinen Ort nahe der US-Grenze ein und liefert sich eine stundenlange Schießerei mit der Polizei. Ein Jahr nach Amtsantritt von Präsident López Obrador zeigt sich, dass der Regierung die Kontrolle über Teile des Landes entglitten ist.

Blutiges Wochenende in Mexiko: Bei Schießereien zwischen mutmaßlichen Mitgliedern eines Drogenkartells und Sicherheitskräften sind im Norden des Landes 20 Menschen ums Leben gekommen. 14 Verdächtige, vier Polizisten und zwei Zivilisten seien bei den Gefechten in der Ortschaft Villa Unión getötet worden, sagte der Gouverneur des Bundesstaats Coahuila, Miguel Ángel Riquelme Solís, am Sonntag. Sechs weitere Polizisten wurden bei den Kämpfen demnach verletzt.

Die Auseinandersetzungen begannen bereits am Samstag, als eine bewaffnete Gruppe in die Kleinstadt nahe der US-Grenze einfiel und zunächst Schüsse auf örtliche Verwaltungsgebäude abfeuerte. Aufnahmen zeigten mit Schusslöchern übersäte Gebäude, darunter auch das Rathaus der Stadt, und Fahrzeuge.

Als die Polizei eintraf, lieferte sie sich mit den mutmaßlichen Kriminellen heftige Feuergefechte. Nach Angaben des Gouverneurs standen 15 Polizisten rund eineinhalb Stunden mehr als 60 Kartellmitgliedern gegenüber, bis Soldaten, Nationalgardisten und weitere Polizisten zur Verstärkung anrückten.

Die Sicherheitskräfte leiteten einen Großeinsatz ein und suchten mit Patrouillen am Boden und zwei Hubschraubern nach weiteren Verdächtigen in der Region. Dabei kam es am Sonntag zu weiteren Zusammenstößen. Vier entführte Minderjährige wurden aus der Gewalt der Bande befreit. Zudem beschlagnahmten die Einsatzkräfte Autos, Waffen und Munition.

Mexiko hat seit Jahren ein massives Problem mit Gewaltkriminalität. Im vergangenen Jahr wurden in dem 130-Millionen-Einwohner-Land mehr als 36 000 Morde registriert - also fast 100 pro Tag. Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf das Konto von Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressungen verwickelt sind. Die meisten Verbrechen in Mexiko werden nie geahndet.

Erst Anfang November hatten mutmaßliche Angehörige eines Drogenkartells auf einer Landstraße im Norden Mexikos eine mormonische Großfamilie US-amerikanischer Herkunft angegriffen. Sie erschossen sechs Kinder im Alter zwischen acht Monaten und elf Jahren sowie drei Frauen. Weitere Kinder wurden verletzt.

US-Präsident Donald Trump will die mexikanischen Drogenkartelle offenbar als ausländische Terrororganisationen einstufen lassen. Die Einstufung als global agierende Terrororganisation, die bislang beispielsweise dschihadistische Gruppen wie Al-Kaida oder den Islamischen Staat (IS) betrifft, könnte der US-Regierung zusätzliche Möglichkeiten bei der Bekämpfung der Gruppen eröffnen. In der kommenden Woche wird US-Justizminister William Barr zu Gesprächen über die Angelegenheit in Mexiko erwartet.

Vor genau einem Jahr hatte Mexikos linker Präsident Andrés Manuel López Obrador die Regierungsgeschäfte übernommen. Er versprach «Abrazos, no balazos» (Umarmungen, keine Schüsse) und wollte mit Sozialmaßnahmen und Präventionsprogrammen die Kriminalität eindämmen. Tatsächlich dreht sich die Gewaltspirale aber immer weiter, über Teile des Landes hat die Regierung mittlerweile die Kontrolle verloren.

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