Kaum zu fassen

Die US-Komödie «Barry Seal - Drogen für Amerika»

Barrys (Tom Cruise, M.) schillernde Karriere im Dienst der CIA scheint vorbei zu sein, Szene des Films
Barrys (Tom Cruise, M.) schillernde Karriere im Dienst der CIA scheint vorbei zu sein, Szene des Films "Barry Seal: Only in America". Foto: David James/Zdf/dpa

BERLIN (dpa) - Das ZDF zeigt einen absurden Film nach einer wahren Geschichte: Barry Seal ist genialer Pilot und Diener zweier Herren. Mal macht er für die CIA Fotos in Südamerika, mal wirft er Drogen über den USA ab.

Vor mehr als 30 Jahren wurde der Pilot Barry Seal im Süden der USA auf offener Straße erschossen. Die Täter des Verbrechens von in Baton Rouge (Louisiana) waren Mitglieder des berüchtigten kolumbianischen Medellín Kartells, für das Seal zuvor Drogen in die USA geschmuggelt hatte. Eigentlich hätte er als Zeuge gegen das Kartell aussagen sollen - und über die Beteiligung von FBI und CIA an den kriminellen Machenschaften. Warum Seal keinen Platz in einem Zeugenschutzprogramm gehabt hat, bleibt bis heute ein Rätsel. Verschwörungstheorien waren daher schnell in der Welt.

Der Film «Barry Seal - Drogen für Amerika» mit Tom Cruise in der Hauptrolle - am Montag um 22.15 Uhr im ZDF zu sehen - erzählt nach den wahren Ereignissen die absurde Geschichte Seals, der letztlich dank Unterstützung der Regierung von US-Präsident Ronald Reagan in den 80er Jahren Millionen Dollar verdiente, indem er in großem Stil Drogen in die Vereinigten Staaten brachte. Domhnall Gleeson ist als zwielichtiger CIA-Agent Monty Schafer zu sehen, Seals Auftraggeber.

Viele Fragen rund um dieses ungewöhnliche Kapitel des Drogenkriegs werden wohl nie vollständig geklärt werden. Folgt man dem Film von US-Regisseur Doug Liman («Die Bourne Identität»), sollte Seal ursprünglich in niedriger Flughöhe über Zentral- und Südamerika im Auftrag der CIA wachsende kommunistische Aktivitäten auf Fotos dokumentieren. Nach einer Weile schließt er geschäftliche Verbindungen mit Drogenbaron Pablo Escobar und dessen Partnern.

Als er erstmals gefasst wird, entgeht er einer Gefängnisstrafe in Kolumbien, weil die CIA ihn für ihren nächsten Auftrag braucht. Von seiner neuen Heimat Mena im Bundesstaat Arkansas, wo Seal ein großes Grundstück mit Privatflughafen und Wohnhaus erhält, schmuggelt er fortan Waffen nach Nicaragua, um die Contra-Rebellen zu unterstützen. Die Waffen landen bald woanders und das Drogengeschäft floriert weiter. Doch als Informant genießt der Pilot quasi Immunität.

In der Zeit, als Seal mit seinen illegalen Geschäften Millionen verdiente, war der spätere US-Präsident Bill Clinton Gouverneur von Arkansas. Als Cruise 2015 unter dem Titel «Mena» erstmals von seinem Filmprojekt berichtete, sollte Brian Dennehy («Rambo») Clinton spielen. Doch die Rolle verschwand später aus unbekannten Gründen aus dem Skript. Inwieweit Clinton als Gouverneur in den echten Skandal und die Vorkommnisse in Mena eingeweiht und möglicherweise auch involviert war, ist ungeklärt.

Tom Cruise stellt den Piloten und Drogenschmuggler Barry Seal als sympathischen Abenteurer und liebenswerten Familienmenschen dar, der seine Aktivitäten durch den indirekten Regierungsauftrag gerechtfertigt sieht und sein Glück oft selbst kaum fassen kann. Der 55-Jährige spielt lässig und mit gewohnter Leichtigkeit. Wie viele von Cruises Filmen ist auch «Barry Seal - Only In America» letztlich ein Vehikel für den vielbeschäftigten US-Schauspieler, der immer auch ein Stück sich selbst spielt.

Anfangs erinnert Barry Seals rasanter Aufstieg als Drogenschmuggler in einigen Szenen an Al Pacinos «Scarface» (1983). Doch während «Scarface» ein bitterböses Drama ist, bleibt «Barry Seal - Only In America» auch in dramatischen Szenen eher eine Abenteuerkomödie. Regisseur Liman hat die absurde Geschichte als launigen, sonnigen Unterhaltungsfilm mit vielen Lachern inszeniert.

Darin liegt aber zugleich der größte Kritikpunkt. Dass Seals Drogengeschäfte wie ein cooles Abenteuer wirken und Drogenbaron Escobar, der unzählige Menschen ermorden ließ, als geselliger Geschäftskumpel daherkommt, kann man auch skeptisch sehen. Womöglich wäre ein Drama dem Skandal um Barry Seal besser gerecht geworden als diese - zugegeben - sehr kurzweilige und unterhaltsame Satire.

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