«The New Pope» - Papst Malkovich

Schauspieler Marcello Romolo als Papst Franziskus II. in einer Szene der ersten Episode der neuen Serie
Schauspieler Marcello Romolo als Papst Franziskus II. in einer Szene der ersten Episode der neuen Serie "The New Pope" von Paolo Sorrentino. Foto: Gianni Fiorito/Wildside/Haut et Court TV/Mediapro/Sky Atlantic HD /dpa

UNTERFÖHRING (dpa) - Zwei Päpste, gleichzeitig im Amt - das scheint derzeit Filmschaffende besonders zu elektrisieren. Nach Netflix greift auch Sky das Szenario auf. Die Serie «The New Pope» zeigt einen geheimnisvoll-charmanten Stellvertreter Christi.

Was passiert eigentlich, wenn der Papst in ein Koma fällt und monatelang nicht aufwacht? Kann dann einfach ein neuer Papst gewählt werden? Ja, sagen die Kurienkardinäle in der neuen Sky-Produktion «The New Pope» - wohl auch, weil sie den eigenen Einfluss in der katholischen Kirche vergrößern wollen. Denn in der Fortsetzung der Papstserie des italienischen Oscar-Preisträgers Paolo Sorrentino (49, «La Grande Bellezza - Die große Schönheit») geht es - wie in Serien über die katholische Kirche üblich - um Macht, Skandale und die sensible Balance zwischen Moderne und Konservatismus.

Im Mittelpunkt steht John Brannox, ein britischer Aristokrat, auf den sich die Top-Kardinäle im Vatikan bereits als neuen Papst geeinigt haben. Doch Brannox will sich bitten lassen, ziert sich - und hat wohl auch einfach Respekt vor dem Amt. Den von John Malkovich (66, «Burn After Reading») großartig gespielten, charmanten, etwas geheimnisvollen und sehr wortgewandten Brannox umweht gleich von Beginn an eine spezielle Aura. Seine philosophischen Ausführungen, Gleichnissen ähnlich, hängen stets wirksam nach.

Zudem steht er der katholischen Kirche zumindest nicht unkritisch gegenüber - auch das hat in diesen Zeiten seinen Charme. Die Regierung würde einem leidenden Landstreicher Hilfe anbieten, ein Arzt Pflege, die Tochter Geld, ein Freund Wein, referiert Brannox. «Und die Kirche sagt nichts zu ihm. Die Kirche denkt über ihn nach.» Kann so jemand ein guter Papst sein?

Dass Brannox gewählt wird, darf an dieser Stelle schon verraten werden. Und dass es bis dahin recht lange dauert, ebenfalls. Die Serie schreitet langsam voran, Nebenstränge werden mit langem Atem entwickelt, ihr Kontext bleibt länger als gewöhnlich im Verborgenen. Statt Action und Spannung dominieren überlegte Sätze und präzise inszenierte Dialoge - was seinen Reiz hat.

Die Probleme der Kirche - die Zölibatsdebatte, der Missbrauchsskandal, die Rollen von Mann und Frau - werden bei der von Sky gemeinsam mit HBO und Canal+ umgesetzten Produktion natürlich alle thematisiert. Die persönlichen Probleme des neuen Papstes dagegen kommen zunächst kaum ans Licht. Dabei würde es sich für alle Beteiligten dieser Geschichte lohnen, mehr über die Geheimnisse des neuen Stellvertreters Christi auf Erden zu wissen.

«The Young Pope», sozusagen die erste Staffel dieser Papst-Geschichten von Paolo Sorrentino, konnte 2016 durchaus überzeugen und erhielt gute Kritiken. Gleiches steht dem Nachfolger «The New Pope» zu, auch wenn die Idee der zwei parallel amtierenden Päpste kürzlich schon mit der vielbeachteten Netflix-Produktion «Die zwei Päpste» Eingang in die Streaming-Welt fand.

Vor allem Malkovich schaut man gern zu, wie er diesen eigenwilligen Aristokraten und etwas anderen Papst entwickelt, der sich, gerade frisch im Amt, nichts sehnlicher wünscht als den Grusel-Rocker Marilyn Manson (51) zu treffen. Ebenfalls überzeugend tritt Silvio Orlando (62) als Kardinal Angelo Voiello auf, der als Staatssekretär seiner Heiligkeit seine skrupellose Seite gut unter der Soutane zu verstecken weiß.

Insgesamt ist die meist etwas düster angelegte, neunteilige Inszenierung etwas für aufmerksame Serien-Zuschauer, die auf eine ausgeruhte Story mit guten Dialogen samt einer kleinen Prise Humor warten und mitgrübeln wollen, wie die überraschend auftauchenden Charaktere letztlich zueinander gehören.

Die Serie bemüht sich dabei nicht zuletzt um die Frage, wie viel Spielraum ein Papst im Amt hat, welche Visionen diese mächtigen Männer für ihre Kirche haben. «Wenn ich nicht gefalle, kann ich nicht verleiten. Wenn ich nicht verleite, kann ich nicht beeinflussen. Wenn ich nicht beeinflusse, dann kehre ich um», sagt Brannox alias Papst Johannes Paul III. Eine stets offene Frage umhüllt aber die gesamte Handlung: Wird Papst Pius XIII. (Jude Law, 47, «Unterwegs nach Cold Mountain»), der im Koma liegend von Tausenden Gläubigen wie ein Heiliger verehrt wird, doch noch erwachen?

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