100-Meter-Sprint: Wer durchbricht die Schallmauer?

Usain Bolt aus Jamaika trägt während des 100-m-Finales der Männer bei den Olympischen Spielen goldene Turnschuhe. Archivfoto: epa/FRANCK ROBICHON
Usain Bolt aus Jamaika trägt während des 100-m-Finales der Männer bei den Olympischen Spielen goldene Turnschuhe. Archivfoto: epa/FRANCK ROBICHON

BERLIN: Usain Bolt hat mit seinem Weltrekord über 100 Meter eine wissenschaftliche Prognose pulverisiert. In 9,58 Sekunden stürmte der Jamaikaner im Finale der Leichtathletik-WM 2009 über die Ziellinie. Ein Jahr zuvor hatte der französische Biomediziner Jean-François Toussaint in einer Studie das Ende der Leistungsfähigkeit vorhergesagt. Die bestmögliche Zeit über die 100 Meter liege demnach bei 9,726 Sekunden. Wie weit kann die Rekordjagd in der Königsdisziplin der Leichtathleten noch gehen?

«Ich finde es schwierig festzulegen, was eine theoretische Bestleistung sein könnte», sagt der Biomechaniker Wolfgang Potthast von der Sporthochschule Köln. Studien des US-Biomechanikers Peter Weyand zufolge kommt es beim Sprint vor allem darauf an, in kurzer Zeit möglichst viel vertikale Kraft auf den Boden zu bringen. Darauf beruft sich auch Potthast und meint: «Es gibt immer wieder Evolutions- und Leistungssprünge, Menschen werden größer und kräftiger.» Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht.

Der Rekordlauf von Bolt könnte so ein Sprung gewesen sein, meint der Wissenschaftler. Und es könnte noch viel mehr gehen. «Wenn man sich den Lauf von Bolt ansieht, dann sieht man, dass er es geschafft hat, knapp 90 Meter lang nicht langsamer zu werden und weiter hohe vertikale Kräfte zu erzeugen.» Andere Athleten hätten schon bei rund 60 Metern spürbar nachgelassen.

Dass die Neun-Sekunden-Grenze evolutionsbedingt irgendwann fällt, davon gehen die Biomechanikerin Polly McGuigan und ihr Kollege Aki Salo von der englischen Bath Universität aus. Physiker und Mathematiker haben immer wieder versucht, die Limits beim Sprint anhand von Daten früherer Bestleistungen zu berechnen. Der spanische Physiker Filippo Radicchi kam dadurch beispielsweise auf 8,80 Sekunden.

Eine etwas konservativeres Modell stammt vom Mathematiker John Einmahl von der Universität Tilburg: 2006 errechnete er in einer Extremwertstudie eine bestenfalls erreichbare Zeit von 9,29 Sekunden. Drei Jahre später korrigierte Einmahl das Ergebnis auf 9,51 Sekunden. Dabei speiste er nur Daten aus der Zeit nach 1991 in seine Modelle ein, um eine Verzerrung der Ergebnisse durch die Dopingfälle der 1980er Jahre zu vermeiden.

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Benno Schönholzer 20.06.20 12:55
Sie wissen es einfach nicht, Aber ein jeder meint, er sei der Beste! Dass deckt sich voll und ganz mit den Corona-Wissenschaftlern!! Als nichts neues!!