Leverkusen-Krise bringt Trainer Bosz in Not

​1:2 gegen Freiburg

Das Spiel Bayer 04 Leverkusen gegen Sport Club Freiburg. Foto: epa/Lars Baron
Das Spiel Bayer 04 Leverkusen gegen Sport Club Freiburg. Foto: epa/Lars Baron

LEVERKUSEN: Bayer Leverkusen kommt nicht aus der Krise. Nach dem Aus in DFB- und Europapokal rücken in der Fußball-Bundesliga auch die Top-Teams aus dem Blick. Trainer Peter Bosz ist nach Treuebekenntnissen der Sportführung mehr denn je gefordert.

Beim Schlusspfiff hatte Peter Bosz seinen Stammplatz an der Seitenlinie schon aufgegeben und sich frustriert auf der Bank niedergelassen. Als die erneute Niederlage besiegelt war, gratulierte der Niederländer schnell seinem Kollegen Christian Streich und marschierte mit gesenktem Kopf in die Kabine.

Weil sich die Krise bei Bayer Leverkusen weiter zuspitzt, könnte die Luft für Bosz trotz zahlreicher Treuebekenntnisse bald dünn werden. Drei Tage nach dem ernüchternden Europa-League-Aus gegen die Young Boys Bern kassierte die Werkself auch in der Fußball-Bundesliga eine bittere 1:2 (0:0)-Heimniederlage gegen den SC Freiburg.

Die Freiburger verbesserten sich durch die Tore von Ermedin Demirovic (50.) und Lucas Höler (61.) auf Rang acht und sind bei nur noch drei Punkten Rückstand auf Bayer nun ein Europa-League-Anwärter. Leon Bailey gelang nur noch der Anschlusstreffer (70.).

«In der ersten Halbzeit hatten wir bisschen Glück auf jeden Fall. Aber in der Halbzeitpause haben wir uns vorgenommen, dass wir auch unser Spiel mal dem Gegner aufzwingen wollen und das hat dann ganz gut geklappt. Ich glaube, wir waren heute einfach eiskalt und haben direkt nach der Pause zwei gute Angriffe gefahren und gute Tore gemacht», sagte Torschütze Höler im TV-Sender Sky.

Durch die Niederlage verpassten die Leverkusener die große Chance, den Rückstand auf die Champions-League-Plätze nach der Frankfurter Niederlage in Bremen auf zwei Zähler zu reduzieren. Zudem rutschten sie auf Rang sechs hinter Borussia Dortmund ab.

Die Bayer-Bosse hatten Bosz zuletzt mehrfach das Vertrauen ausgesprochen, die Champions-League-Qualifikation erwarten sie nach den Pleiten in den beiden Pokal-Wettbewerben aber schon vom Niederländer. Drei Siege aus den jüngsten 14 Pflichtspielen sind zudem eine dünne Ausbeute.

Bosz hatte am Sonntag einen Torwart-Tausch vorgenommen. U21-Nationaltorhüter Lennart Grill, der bei seinem Bundesliga-Debüt den zuletzt zweimal patzenden Niklas Lomb ersetzte, traf aber keine Schuld. Dafür muss Bayer einen langen Ausfall von Winter-Zugang Timothy Fosu-Mensah befürchten. Der Rechtsverteidiger schied mit einer Knieverletzung ebenso aus wie der später eingewechselte Neuzugang Jeremie Frimpong.

Bosz schickte nach der Bern-Pleite die mit 24,6 Jahren jüngste Startelf seiner mehr als zweijährigen Amtszeit aufs Feld. Der im Sommer für zwei Millionen Euro vom Drittligisten Kaiserslautern gekommene Grill hatte in Leverkusen große Anlaufschwierigkeiten und war eigentlich nur die Nummer drei.

«Ich bin froh, das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Das Ergebnis hätte gern besser sein können», sagte der Debütant. In der ersten Halbzeit habe das Team gute Chancen gehabt, aber nicht genutzt. «Wir hatten nicht so die klare Idee, wie wir vors Tor kommen, haben es nicht ganz gut ausgespielt am Ende. Da müssen wir uns an die eigene Nase packen, dass wir die Tore nicht gut verteidigt haben», urteilte er.

Grill dirigierte seine Vorderleute deutlich vernehmbar, spielte gut mit, bekam aber wenig zu halten. Sein Gegenüber Florian Müller, einer der Vorgänger als U21-Nationaltorhüter, war dagegen mehr gefordert. In der zehnten Minute verhinderte er innerhalb von wenigen Sekunden gleich zweimal den frühen Rückstand.

Zunächst lenkte er einen Drehschuss von Bailey über die Latte, nach dem folgenden Eckball dann einen Kopfball von Lucas Alario. Auch in der 22. Minute parierte er bei einem Schuss von Demarai Gray gut. Die Breisgauer kamen nach vorne zunächst nicht in die Gänge. Leverkusen spielte dagegen beherzt und kreativ nach vorne, vor allem über die Außen Bailey und Gray. Doch die Effektivität ließ erneut zu wünschen übrig.

Nach dem Wechsel spielte Freiburg besser nach vorne und sofort zeigte Bayer wieder seine Anfälligkeit. Der nach langer Verletzungspause formschwache Kapitän Charles Aranguiz ließ Höler laufen, dessen Hereingabe verwertete Demirovic ungedeckt vom Elfmeterpunkt. Bayer rannte nun an und lief prompt völlig offen in einen Konter.

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