Zusammenhang von Kultur und Sprache

Zusammenhang von Kultur und Sprache

Ein Leser fordert mehr Schutz vor Pseudoanglizismen in der deutschen Sprache:

Bei seinem wohl letzten Staatsbesuch beim französischen Präsidenten Hollande wurde Ex- Bundespräsident Joachim Gauck die seltene Ehre einer Einladung zu einer Arbeitssitzung der berühmten und beispielgebenden Académie Française zuteil. Doch Ehre verpflichtet! Diese Akademie wurde 1635, also während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, gegründet. Ihr kommt eine wichtige Wächterfunktion zu, denn sie soll der Wertschätzung der französischen Sprache Rechnung tragen, indem sie sie vor Verballhornung und Überwucherungen aller Art schützt. Sie bewahrt zum Beispiel ganz aktuell die Sprache Molières und Lafontains vor dem massenhaften Eindringen von sowohl echten als auch Pseudoanglizismen. Sie erlässt verbindliche Regeln zur Orthografie und Interpunktion, regelt Satzstellungen und verhindert verschiedene Schreibweisen. Sie bejaht den Zusammenhang zwischen Sprache und Kulturnation uneingeschränkt.

Von solch einer Institution kann man hierzulande nur träumen. Sprachschützer werden an den Rand der Lächerlichkeit gedrängt. Es wimmelt vor pseudoenglischen Ausdrücken, die kein Mensch, selbst in Großbritannien oder Amerika versteht und die ihre Nachahmer bis in den inoffiziellen und offiziellen medialen Diskurs finden. Rechtschreibreformen, die zu einer gespaltenen Schreibweise führen und nicht von allen mitgetragen werden, erweisen der Sprache Schillers und Goethes einen Bärendienst. Nun würde man sich bei Gauck ein Aha-Erlebnis gewünscht haben und er hätte, voll des Lobes für die Errungenschaften unserer Nachbarn, eine solche Institution auch bei uns empfehlen und anschieben können. Er hätte hiermit ein Alleinstellungsmerkmal, denn moralische Allgemeinplätze hat bislang jeder Bundespräsident verlautbaren lassen. Das wird bei Steinmeier nicht anders sein. Wenn er diese Chance nicht nützt, wird es wohl, nach dem Amtsantritt seines Nachfolgers, in der Öffentlichkeit eher still um ihn werden.

Roland Grassl

Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

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